Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Juden sehen wachsende Bedrohung
Botschaften im Netz lösen Angst aus
BERLIN. Juden in Deutschland sehen Antisemitismus unter Muslimen als wachsendes Problem. Das geht aus dem am Montag veröffentlichten Antisemitismus-bericht einer Expertenkommission hervor. Internet und soziale Medien seien zu zentralen Verbreitungsinstrumenten von Hassbotschaften und antisemitischer Hetze geworden. Die Experten fordern deshalb unter anderem die Einsetzung eines nationalen Antisemitismus-beauftragten und die Forschung zu Antisemitismus zu fördern.
Juden in Deutschland sorgten sich aufgrund alltäglicher antisemitischer Erfahrungen zunehmend um ihre Sicherheit. Der Expertenkreis fordert deshalb eine verbesserte Erfassung und Ahndung antisemitischer Straftaten sowie die Stärkung von Beratungsangeboten für die von Antisemitismus Betroffenen.
Die Sachverständigen warnen aber zugleich vor voreiligen Schlussfolgerungen. Das rechtsextremistische Lager sei nach wie vor der bedeutendste Träger des Antisemitismus in Deutschland.
Für die vom Bundestag eingesetzte Kommission stellte die Historikerin Juliane Wetzel fest: „In der Öffentlichkeit steht die Gruppe der Muslime als vermeintliche Hauptverursacher des Antisemitismus im Fokus. Mit der Flüchtlingswelle haben solche Zuschreibungen noch zugenommen.“(dpa)