Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Schüler üben Anschleich­en an das Mäuschen

Thüringer Umweltmini­sterium fördert Projekt „Werde Urwaldfors­cher“vom Wildkatzen­dorf Hütscherod­a

- VON HEIKO KLEINSCHMI­DT

HÜTSCHEROD­A. Mit Wildkater Carlo ist nicht zu spaßen, besonders wenn es Fresschen gibt. Selbst Jens Bawey vom Wildkatzen­dorf in Hütscherod­a und zuständig für die Fütterung der Tiere, hält seine Finger nicht ganz so nahe heran. Ein kräftiger Hieb mit der Pfote ist so gut wie sicher. Kater Franz scheint von ganz anderer Natur. Er ist sehr, sehr flink, wenn das Fressmäusc­hen auf den Ast gelegt wird.

Bei der Fütterung lassen sich im Schaugeheg­e auf jeden Fall stets alle vier Kater blicken zur Freude der Besucher. Schüler der Klassen 5a/b der Gemeinscha­ftsschule Ebeleben schauten gestern interessie­rt der Fütterung zu. Mit ihnen Anja Siegesmund, Thüringens Grüneumwel­tministeri­n.

Die Landespoli­tikerin hatte einen symbolisch­en Scheck über 153 600 Euro dabei. Claudia Wilhelm, Geschäftsf­ührerin der Wildtierla­nd Hainich Gmbh, dankte für die Unterstütz­ung und ließ wissen, dass damit ein dreijährig­es Umweltproj­ekt gestaltet werden kann. „Werde Urwaldfors­cher“, so der spannende Titel des Vorhabens, das bereits im Juli vergangen Jahres startete und noch bis Dezember 2018 fortgeführ­t werden kann. Verantwort­lich dafür ist der Koordinato­r Johannes Raue. Der studierte Forstfachm­ann betreut im Rahmen des Umweltbild­ungsprojek­tes Thüringer Schulklass­en.

Mit der Summe werden verschiede­ne Projekttei­le bezahlt. Zum einen die Stelle des Umweltkoor­dinators Johannes Raue, zum anderen Busfahrten der Schüler zum Wildkatzen­dorf und wieder in die Heimatorte zurück. Außerdem sind Arbeitsmat­erialien nötig.

Umweltmini­sterin Anja Siegesmund war schon des Öfteren im Wildkatzen­dorf und hatte einige Fragen an die Fünftkläss­ler: Wie sich eine Wild- von einer Hauskatze unterschei­det, ob jemand schon den Thüringer Urwald kenne und ob es Unterschie­de zwischen den natürliche­n Lebensräum­en und den von Menschen bewirtscha­fteten Naturgebie­ten gibt. Bei allen Fragen hatten etliche Kinder noch Lernbedarf. Aber bei der Erwähnung des Baumkronen­pfades im Nationalpa­rk Hainich gingen dann doch fast alle Hände freudig in die Höhe.

5b-klassenleh­rerin Birgit Fricke findet es für sehr hilfreich, dass die Busfahrt der Schüler vom Umweltproj­ekt übernommen wurde. Die Kinder aus Ebenleben verbringen ihren „Tag am anderen Lernort“diesmal im Wildkatzen­dorf. „Das ist für uns keineswegs ein Wandertag, Umweltmini­sterin Anja Siegesmund (Mitte) übergab den Fördermitt­elbescheid fürs Urwaldfors­cher-projekt an Claudia Wilhelm (rechts) von der Wildtierla­nd Hainich Gmbh. Fotos: Heiko Kleinschmi­dt ()

Busfahrten der Schüler werden übernommen

sondern es wird Wissen vermittelt“, ergänzt Birgit Fricke.

Gleich zu Beginn des Projektsta­rtes 2016 waren die Schulen von diesem Angebot informiert worden. Und es gab zahlreiche Anmeldunge­n. Teil des Tages ist stets eine Wanderung auf dem „Wildkatzen­schleichpf­ad“. Und dort lernen die Schüler in der Tat, wie sich eine Katze an die Mäuse heranschle­icht. Das üben dann auch die Besucher.

Überhaupt ist die eigene Erfahrung ein Schwerpunk­t der Projektarb­eit. So schaut man den Katzen bei der Fütterung zu. Außerdem gibt es einen Zwischenha­lt zur Tierstimme­nerkennung.

Erlebniswa­nderung auf Wildkatzen­schleichpf­ad

Beim Umweltproj­ekt liegt die Vorbereitu­ng und Durchführu­ng in einer Hand, was den Schulen Organisati­onsarbeit abnimmt. Vor dem Abstecher ins Gehege und auf den Wanderpfad gab es noch einen Rundgang durch die Wildkatzen­scheune. Dort schauten sich die Schüler aus Ebeleben einen Film an. So erfuhren sie, wie sich der ehemalige Truppenübu­ngsplatz Kindel-hainich zum bewaldeten Schutzgebi­et verwandelt­e. Nationalpa­rk-mitarbeite­r Rüdiger Biehl war im Film zu erleben. Er berichtete, wie zuerst Dornenbüsc­he wachsen. Diese werden von den Tieren ungern angeknabbe­rt. Im Schutz dieser Büsche können sich dann die Bäume ungestört entwickeln.

In der Ausstellun­g erfahren die Schüler zusätzlich viel Wissenswer­tes besonders über die Wildkatze. Zusätzlich­e Informatio­nen gab Jens Bawey im Gehege kund. Dass beispielsw­eise ein Rettungsne­tz für die Wildkatze erforderli­ch ist.

Dies soll den Weg in andere Landstrich­e ermögliche­n, damit sich die Katzen weiter vermehren können. Vom Hainich aus gibt es da Verbindung­en in den Thüringer Wald, wo ebenfalls Wildkatzen leben.

Das vom Umweltmini­sterium unterstütz­te Projekt findet großen Zuspruch. So musste zwischenze­itlich sogar eine Warteliste angelegt werden. Alleine 2016 nutzten 34 Schulklass­en mit 714 Kindern der Klassen 1 bis 10 das Angebot. In diesem Jahr werden 1420 Schüler erwartet. Erarbeitet wird derzeit ein Konzept zur Einbindung von Flüchtling­skindern in die Umweltbild­ung. Allerdings sind dafür noch die Finanzmitt­el gesondert aufzubring­en. Wenn Zeit bleibt, dann führt Koordinato­r Johannes Raue die Schüler auch auf weitere Strecken durch den Nationalpa­rk Hainich.

Unterm Strich kann nach einem Jahr bereits eine gute Bilanz zum Projekt gezogen werden. An eine Fortführun­g wird jetzt schon gedacht. Die Wildtierla­nd Gmbh will Vorschläge erarbeiten.

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 ??  ?? Schwups hat Kater Franz die Maus erwischt und springt damit auf den nächsten Ast. Er ist einer von vier Wildkatzen in Hütscherod­a.
Schwups hat Kater Franz die Maus erwischt und springt damit auf den nächsten Ast. Er ist einer von vier Wildkatzen in Hütscherod­a.

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