Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Kritik aus Reihen der Feuerwehr an Umsetzung der Gebietsreform
Kreisfeuerwehrverband zieht Jahresbilanz und sieht zahlreiche Fragen im Brand und Katastrophenschutz offen – Mehr hauptamtliche Kräfte gefordert
Ihre Stimme gaben Kameraden bei Beschlüssen zur Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes ab. Am Pult Vorsitzender Sebastian Fischer. Foto: Jensen Zlotowicz KRAUTHAUSEN. Eine Dank-kanonade eröffnete die Jahreshauptversammlung des Kreisfeuerwehrverbandes am Samstag in Krauthausen. Der Vereinsvorstand um den Vorsitzenden Sebastian Fischer und diverse Ehrengäste würdigten die ehrenamtliche Arbeit zahlreicher Mitstreiter über alle Maßen.
Die Arbeit des Vereins ließ Fischer Revue passieren. Etwa 3500 Mitglieder aus 51 Wehren und 56 Mitgliedsvereinen zählt der Kreisfeuerwehrverband derzeit. Neben Kerngeschäft, unter anderem die Ausbildung und Betreuung des Nachwuchses, verfolgen die Mitglieder derzeit intensiv die Entwicklungen der Gebietsreform in Thüringen. Sie hat auch Einfluss auf die Feuerwehrstrukturen. Aus der Versammlung gab es reichlich Kritik an den Plänen der Thüringer Landesregierung. Die Gebietsreform an sich sei nötig, aber es gebe zahlreiche offenen Fragen. Die Kosten für die Feuerwehren würden mit größeren Gemeindestrukturen steigen und nicht etwa sinken, weil die Verwaltungsaufgaben größer würden. Diese könnten nicht auf ehrenamtliche Kräfte verteilt werden.
Es bedürfe mehr hauptamtlicher Leute, so der Appell der Verbands-führung an die Landesregierung. Derzeit würde aber statt dessen Personal im zuständigen Ministerium, im Landesverwaltungsamt und in der Landesfeuerwehrschule abgebaut oder fehle.
Die Gebietsreform dürfe nicht mit der Brechstange vollzogen werden, betonte Vorstandsmitglied Joachim Jaretzki. Über die Organisation des Brand- und Katastrophenschutzes im Zuge der Reform habe sich scheinbar kaum jemand Gedanken gemacht. Was wird aus den übrigen Einsatzfahrzeugen von Wehren? Werden sie den Wehren kostenlos übereignet oder müssen/können sie diese zum Marktwert erwerben? Jaretzki sieht durch handwerklich schlechte Arbeit bei der Gebietsreform negative Auswirkungen auf die Motivation und der Feuerwehrleute und damit auch auf die Schlagkraft der Einsatzabteilungen. „So geht das nicht“, sagt Jaretzki. „Wir haben den Mist dann auszubaden“. Auch der Cdu-landtagsabgeordnete Raymond Walk hieb in diese Kerbe. Politik „nach Gutsherrenart“demotiviere Menschen im Ehrenamt. Man dürfe allerdings nicht vergessen, sagt der ehemalige Kreisbrandmeister Reinhold Gasterstedt, dass auch die CDU in Thüringen eine Aktie daran habe, dass manche Altprobleme im Brand- und Katastrophenschutz existieren.
Aufgaben im Bereich der Technik ließen sich doch lösen. Vielmehr sei es wichtig, sich um die Feuerwehrleute zu kümmern, sie auf dem Weg des Strukturwandels mitzunehmen. Die Feuerwehr, so Gasterstedt gelassen, werde es auch nach der Gebietsreform geben. Aber sicher den einen oder ander Kreisbrandinspektor weniger.