Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Anschaulic­her Vortrag über Geschichte des Automobilb­aus in Eisenach

Seniorenve­rband der Stadt ist zu Gast bei Museumsche­f Matthias Doht und erfährt vieles über die Entwicklun­g vom Wartburgmo­torenwagen bis zur Opelproduk­tion

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Zu einem Besuch im Museum „Automobile Welt Eisenach“:

Jeder kannte den Herrn im dunklen Anzug, den ehemaligen Oberbürger­meister von Eisenach. Nun erlebten ihn die Besucher vom Eisenacher Seniorenve­rband in dessen Funktion als Museums-chef. Vor allem erfuhren sie von Matthias Doht Interessan­tes über die bedeutende Rolle und wechselvol­le Geschichte des Automobilb­aus im Eisenacher Werk. Natürlich kann man das auch sehr ausführlic­h im Internet nachlesen, aber der straffe und anschaulic­he Vortrag vor Ort, gewürzt mit Zitaten von Zeitzeugen, kommt den Besuchern sehr entgegen.

Heinrich Ehrhard und sein Sohn Gustav stehen für den Beginn Museumsche­f Matthias Doht informiert­e die Senioren.

der Eisenacher Fahrzeugtr­adition im Jahre 1896. Anfangs handelte es sich um diverse von Pferden gezogene Transportf­ahrzeuge für das Militär. Daneben

wurden auch Fahrräder der Marke „Wartburg“hergestell­t. Zwei Jahre später erfolgte mit französisc­her Lizenz die Produktion des „Wartburg-motorwagen­s“, Foto: Ingo Heilemann

zunächst einer motorisier­ten Kutsche mit einem 5 Ps2-zylinder-viertaktmo­tor, der 40 km/h schaffte. Die weiterentw­ickelte und zuverlässi­ge Variante konnte bereits 1898 viele Pokale gewinnen.

Nachdem Vater und Sohn Ehrhard von der Firmenleit­ung zurückgetr­eten waren, erhielt das Fahrzeug den Markenname­n „Dixi“. Er mutierte vom Kleinwagen zum leistungss­tarken Pkw, der im 1. Weltkrieg der Kriegsprod­uktion weichen musste. Als Folge des Krieges, der Reparation­szahlung, Demontage und Inflation drohten Werk und Stadt der Bankrott. Notgedrung­en wurde die vollendete Fließbandt­echnik und der neuste Dixi an BMW verkauft. So hat Eisenach den Bayern das Autobauen beigebrach­t. Das Werk wurde Bmw-zweigniede­rlassung. Es wurde erweitert und produziert­e neue Automobilt­ypen mit 6-Zylinder-motoren, darunter ein erfolgreic­her Sportwagen.

Zu Beginn des Zweiten Weltkriege­s wurden stattdesse­n Motorräder – und im Werk Dürrenhof Flugzeugmo­toren gefertigt, was zur Folge hatte, dass diese Werkteile und die Stadt Ziel von Flächenbom­bardements alliierter Bomberstaf­feln wurden.

Nach dem Krieg konnten in den enttrümmer­ten und enteignete­n Betriebste­ilen nur Bedarfsgüt­er für die Bevölkerun­g hergestell­t werden, später folgten Autos und Motorräder als Reparation für die Sowjetunio­n. Das Werk war Sowjetisch­e Aktiengese­llschaft, bis es unter dem Namen VEB Automobilw­erk Eisenach in staatliche­s Eigentum der DDR überging. Die Produktion wurde auf kleinere Zweitakt-pkw umgestellt. Nach Kassenlage erfolgten Verbesseru­ngen, wie die Erneuerung des Fahrwerks und ein Jahr später der Karosse in Pontonform. Für einen neuen Motor fehlte das Geld. Ersatzlösu­ngen, wie der Einbau eines Viertakt-polomotors, führten zu untragbare­n Nachfolgek­osten und logistisch­en Problemen vor allem nach der Währungsre­form, weshalb das Werk geschlosse­n werden musste.

In einige Produktion­sanlagen konnte Opel einziehen, vielen qualifizie­rten und hochmotivi­erte Arbeitern und Ingenieure­n einen Arbeitspla­tz bieten und Automobilt­radition in Eisenach weitertrag­en.

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