Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Schwarzer Brunnen vor 200 Jahren aufgestellt
Sein heutiges Aussehen erhielt Mahnmal an die Pulverexplosion 1810 aber erst 93 Jahre später
EISENACH. Auf sein 200-jähriges Bestehen blickt der Schwarze Brunnen in Eisenach in diesem Jahr zurück. Der am 3. September 1817 aufgestellte Brunnen ist das Wahrzeichen für die verheerende Pulver- und Granatenexplosion, die beim Durchzug französischer Truppen durch Eisenach enormen Schaden anrichtete. Sein heutiges Aussehen bekam er allerdings erst 93 Jahre später.
Mehr als 60 Menschen wurden bei der Explosion 1810 getötet, Pferde dazu. Es gab Hunderte Verletzte und enormen Schaden im Umkreis der Explosion. Allein 24 Häuser wurden dem Erdboden gleich gemacht. Über das tragische Ereignis und die „lebendige Teilnahme allerorten“berichten Zeitzeugen in Büchern und Aufsätzen ausführlich und en detail. Kaum Informationen gibt es hingegen zum Bau des Brunnen. Möglicherweise wurde ein Teil der Entschädigungs- und Spendengelder für den Bau des Brunnen-mahnmals verwendet. Insgesamt war 1810 ein Schaden von über 140 000 Thalen entstanden. Den Löwenanteil davon zahlen Napoleon Bonaparte.
Von der Stadtgemeinde wurde 1817 ein aus gusseisernen Platten gefertigter Brunnen von
Wenig Informationen zum Brunnenbau
der Stadtgemeinde angekauft und am Ort des Geschehens als Mahnmal errichtet. An der Stelle der Unglücksstelle stand vorher bereits ein Brunnen, der durch den neuen ersetzt wurde.
Am 1. September 1910 (100. Jahrestag) wurde der renovierte und umgestaltete Brunnen eingeweiht. Die in der Mitte des Brunnenbeckens errichtete Steinsäule trägt als Verzierung Kanonenkugeln aus dem Krieg 1870/71, die bildhaft an den Anlass der Brunnenerrichtung erinnern sollen. Eine ebenfalls am Brunnen angebrachte Tafel mit lateinischer Inschrift ging schon
im 19. Jahrhundert verloren. Darüber, dass diese Tafel auf Lateinisch verfasst war, wunderten sich die Eisenacher damals.
Die wasserdichte Verkleidung der eisernen Teile und die Abdichtung des Brunnenbeckens auf der Innenseite wurde übrigens mit schichtweise aufgebrachtem Asphalt bewerkstelligt. In den vergangenen Jahren litt der Brunnen immer mal wieder an Defekten.
Der auf einer Seite von Stufen gesäumte Platz, den ein Restaurant für seine Außenbestuhlung nutzt und der Laufbrunnen selbst zeigen sich in einem Zustand,
der sichtbar in die Jahre gekommen ist. und wenig Verweilqualität bietet. Ändern könnte sich dies im Zuge eines Bauprojektes, das der Eigentümer anliegender Gebäude bewerkstelligen will, wie der italienische Restaurantbetreiber weiß. Im Bauausschuss hatte es dazu eine Bauvoranfrage gegeben. Ein Teil der maroden Häuserzeile an der nördlichen Seite der Georgenstraße ist an jene Partei verkauft, die auch das große Mehrfamiliengebäude direkt am Schwarzen Brunnen – ehemalige Bäckerei Meffert – besitzt. Es gibt ein Neubauprojekt.