Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Spannender Segelurlaub auf dem Mittelmeer
Es ist Sommer und Pierre und seine Freundin Lone sind zu einem Segeltörn eingeladen. Pierres Bruder Jean und dessen Frau Jeanne haben sich ein Segelboot gekauft. In Neapel soll die Tour beginnen. Zwei Paare, ein heißer Sommer, Sonne, Mittelmeer – das klingt nach einem perfekten Urlaub.
Alles beginnt etwas holprig, denn Pierre und Lone finden das Segelboot zunächst nicht: „Ich lächelte ihr auch zu. Es war die erste Reise, die wir gemeinsam unternahmen, und ich wollte nicht, dass sie dachte, man könne sich mit mir verlaufen.“
Segeltörn führt nach Agropoli
Doch die Beziehung zwischen Pierre und Lone ist nicht der Mittelpunkt der Erzählung „Ein Sommer“von Vincent Almendros. Das Unbehagen Pierres, wenn es um Jeanne geht, ist von Beginn an spürbar – genau wie die distanzierte Beziehung zu seinem Bruder Jean.
Und während Jean und Jeanne das Segelboot mit sicheren Handgriffen Richtung Capri steuern, sitzen Pierre und Lone mit vor Seekrankheit grünen Gesichtern herum. Die Spannung zwischen allen wächst und wechselt: Mal ist sie erotisch aufgeladen, dann hat sie enttäuschte Züge oder ist leise anspielend.
An einem Morgen muss Lone zum Arzt. Das Beiboot mit ihr und Jean hat das Festland noch nicht ganz erreicht, als Jeanne beginnt, Pierre Avancen zu machen. Die Lage spitzt sich zu.
Der kleine Roman, der aus Pierres Perspektive erzählt wird, ist voller Mittelmeeratmosphäre und Spannung, erst nach und nach wird erzählt, wie alle Bootspassagiere zueinander stehen. Ein schönes Sommerbuch – mit einem sehr unerwarteten Ende. (cowo)