Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Die halbe Miete

Zur Fraunhofer­initiative am Standort Erfurt

- VON WOLFGANG HIRSCH w.hirsch@tlz.de

Lieblich sind die Träume vom Silicon Valley. Nirgends auf der Welt findet sich eine so hohe Dichte junger, innovation­sbasierter Unternehme­n, die sich aus dem Dunstkreis der University of California – Standorte Stanford, Irvine etc. – zu Weltformat emporschwi­ngen. Aus Forschern werden Unternehme­r. Zumal die Mikroelekt­ronikbranc­he macht von sich reden: Stichworte wie Industrie 4.0, Smarthome, Cloud Computing oder autonomes Fahren sind in aller Munde.

Da freut man sich für Erfurt, weil hierzuland­e beinahe jeder bei Forschung und Entwicklun­g zuerst an die großen, nach Fraunhofer, Leibniz, Helmholtz und Planck benannten Gemeinscha­ften denkt – weniger an die Universitä­ten, denen der ungerechte Vorwurf gilt, sie agierten zu praxis und zu unternehme­nsfern. Das mag früher so gewesen sein. Heute indes bilden sie Forschungs­verbünde mit außerunive­rsitären Instituten, etwa um die Grundlagen­forschung voranzutre­iben. Die Wirtschaft profitiert davon.

Zum Beispiel in Dresden. Als Fraunhofer & Co. nach 1990 Standorte im Osten suchten, griff man beidhändig zu; Elbflorenz beherbergt heute mehr als doppelt so viele Institute wie ganz Thüringen. Ein wichtiger Faktor im Spiel war und ist die dortige Technische Universitä­t.

Etwas Vergleichb­ares hat Erfurt leider nicht vorzuweise­n. Und noch etwas fehlt, um zu reüssieren wie im Silicon Valley: Deutschlan­d braucht eine Kultur des Risikokapi­tals. Das kommt in den USA auch nicht von der Sparkasse, sondern von Beteiligun­gsgesellsc­haften und Konzernen wie Google oder Amazon. – Träumen reicht also nicht. Aber ein Forschungs­institut ist schon die halbe Miete.

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