Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Gebietsref­orm: Noch mehr Geld für Kommunen

Regierung will dem Widerstand der Kreise und Städte mit Fördergeld­ern entgegentr­eten

- VON MARTIN DEBES

ERFURT. Der Widerstand gegen die Gebietsref­orm wächst – und die rot-rot-grüne Koalition steuert mit mehr Geld dagegen an. Nach internen Planungen, die unserer Redaktion vorliegen, sollen die Kommunen zusätzlich­e Fördergeld­er in Höhe von bis zu 157,4 Millionen Euro erhalten.

So würden jeder ehemaligen Kreisstadt Beihilfen in Höhe von fünf Millionen Euro gewährt – zwei Millionen mehr als bislang vorgesehen. Dies würde nach bisherigen Stand zum Beispiel Apolda, Arnstadt oder Nordhausen betreffen.

Vor allem aber soll mehr Geld in die Entschuldu­ng fließen. So können Landkreise damit rechnen, dass das Land fast zwei Drittel ihrer Kredite tilgt, die über dem Landesdurc­hschnitt liegen. Allein der Unstrut-hainich-kreis könnte demnnach mit mehr als 30 Millionen Euro rechnen.

Auf Platz 2 der Liste steht der Saale-orla-kreis mit rund elf Millionen Euro, gefolgt von den Kreisen Sömmerda und Kyffhäuser mit knapp zehn Millionen Euro. Darüber hinaus sollen die Schulden jener Städte und Gemeinden, die sich in Notverwalt­ung befinden, auf das doppelte des

Landesdurc­hschnitts abgesenkt werde. Am meisten erhielte hier mit rund neun Millionen Euro zusätzlich die Stadt Schlotheim im Unstrut-hainich-kreis. Aber auch Tabarz (Kreis Gotha) wäre

mit knapp 6,3 Millionen Euro gut dabei.

Schon jetzt hat das Land im Zuge der Gebietsref­orm den Kommunen und Kreisen Strukturbe­ihilfen in Höhe von insgesamt

245 Millionen versproche­n. Der Linke-abgeordnet­e Frank Kuschel wies gestern darauf hin, dass wahrschein­lich ein Teil der jetzt diskutiert­en Gelder damit verrechnet würden. „Das wird am Ende gar nicht viel teurer“, sagte er. Dagegen heißt es in der Koalitions­spitze, dass man unterm Strich mit zusätzlich­en Kosten von rund 100 Millionen Euro rechnen müsse.

Linke-fraktionsc­hefin Susanne Hennig-wellsow wollte sich nicht konkret zu den Zahlen aus dem internen Dokument äußern. Sie bestätigte aber, dass in ihrer Fraktion Einigkeit über „einen neuen Finanzrahm­en“herrsche. Es gehe darum, verschulde­te Gemeinden und Städte für künftige Fusionen attraktiv zu machen, sagte sie unserer Redaktion.

Ähnlich äußerte sich ihr Spdamtskol­lege Matthias Hey. Man müsse eben manch kommunale Braut für die Ehe mit anderen Gemeinden schön machen, sagte er. „Dafür werden wir noch einmal Geld in Hand nehmen.“

Der grüne Fraktionsc­hef Dirk Adams verweis darauf, dass das Land auch in diesem Jahr wieder mit einem hohen Überschuss rechnen könne. „Es ist nur fair, wenn die Kommunen davon partizipie­ren“, sagte er. Im vergangene­n Jahr betrug der Überschuss rund 580 Millionen Euro.

Ein Sprecher von Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) sagte, man begrüße die Pläne der Fraktionen, zumal man daran aktiv beteiligt sei.

Allerdings hat Finanzmini­sterin Heike Taubert (SPD) bereits Widerstand angekündig­t. Ihr Ministeriu­m wollte sich auf Nac hfrage gestern nicht dazu äußern.

Schlotheim und Tabarz erhalten am meisten

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