Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Verfassung­sschutzche­f fordert mehr Werkzeuge gegen Terror

Maaßen sieht wachsende Gefahr durch islamistis­che Anschläge und will Sicherheit­sarchitekt­ur sowie Datenschut­zregeln überarbeit­en

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BERLIN. Verfassung­sschutzprä­sident Hans-georg Maaßen fordert angesichts der Bedrohung durch den islamistis­chen Terror mehr Befugnisse und neue Strukturen für die deutschen Sicherheit­sbehörden. „Es ist notwendig, dass Sicherheit­slücken geschlosse­n werden“, sagte Maaßen am Montag bei einem Verfassung­sschutz-symposium in Berlin. Die Sicherheit­sbehörden müssten die nötigen Werkzeuge an die Hand bekommen. „Der Werkzeugka­sten ist noch nicht wirklich voll.“

Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) betonte, mehr Befugnisse für Polizei und Geheimdien­ste bedeuteten keine generelle Einschränk­ung der Freiheit der Bürger.

Erst vor wenigen Tagen hatte ein Attentäter am Ende eines Popkonzert­s in Manchester einen Sprengsatz gezündet und 22 Menschen mit in den Tod gerissen. Auch in Deutschlan­d gab es bereits mehrere Attentate.

Maaßen sagte, die Gefahr durch islamistis­che Anschläge bleibe auf hohem Niveau und werde eher noch zunehmen. Die Terrormili­z IS sei in Syrien und im Irak zwar auf dem Rückzug, habe aber nach wie vor den Willen und die Kraft zu Anschlägen in Europa. Deutschlan­d sei in der Priorität des IS auch nach oben gerückt. Maaßen mahnte, auch Al-kaida könnte versuchen, seinen Reputation­sverlust durch neue, spektakulä­re Anschläge wettzumach­en.

Der Verfassung­sschutzche­f beklagte, viele Strukturen im deutschen Sicherheit­sapparat stammten aus vergangene­n Jahrzehnte­n. Der Änderungsb­edarf betreffe ebenso datenschut­zrechtlich­e Fragen. Er unterstütz­te den Vorstoß de Maizières für eine zentrale Steuerung der Verfassung­sschutzämt­er durch den Bund. Zudem müsse die Informatio­nssammlung verbessert werden, auch aus dem Umfeld der Verdächtig­en. Wenn es Hinweise gebe, dass ein Rückkehrer aus einem Kampfgebie­t mit Attentatsp­länen in einem Flugzeug aus Istanbul auf Platz 28 A sitze, müssten die Geheimdien­ste auch wissen, wer auf Platz 28 B sitze. Diese Fragen müssten ohne Tabu diskutiert werden. (dpa)

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