Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ein Immobiliendeal machte die Ludowinger zu Burgherren
Deutscher Wandertag: Auf der Erlebnistour Wartburg mit Wanderführer Matthias Klaß
EISENACH. Die Erlebnistour Wartburg ist eine kurze mit 4,3 Kilometern und einer im Programm angegebenen Zeit von anderthalb Stunden. „Das ist die reine Gehzeit“, weiß Isa Petrich. Plus Erläuterungen an den vielen Sehenswürdigkeiten, die am Weg liegen, sollten die Teilnehmer mehr Zeit mitbringen.
Isa Petrich führt die Tour mehrfach zum 117. Deutschen Wandertags, ebenso wie Dorothea Rudloff. Auch Frank Schmidt springt ein, wenn es zu viele Teilnehmer werden. Ab 30 wird die Gruppe geteilt. Am Sonnabend aber ist Matthias Klaß an der Reihe: „Wir machen heute eine Spritztour, um mit den Schönheiten der Natur, der Geschichte der Stadt und der Burg bekannt zu machen“.
Start ist an der Predigerkirche mit der Sammlung mittelalterliche Schnitzplastiken. Klaß zeigt auf die zugemauerten Fenster in der oberen Etage. Als Napoleon durch die Stadt gezogen ist, hat er Steuern nach Zahl der Fenster erhoben – je mehr vorhanden waren, um so reicher waren die Eigentümer. Daraufhin ließen die findigen Mönche des Predigerklosters die Fenster zumauern und sparten Steuern.
Vorbei geht es an der Stelle des früheren Predigertores. Der Wanderführer gibt einen Hinweis auf den Alten Friedhof, der außerhalb der Stadtmauern angelegt worden ist, weil die Menschen Angst vor Pest und anderen Krankheiten hatten. Über den Schlossberg wird zur Wartburg aufgestiegen. An den dortigen Tafeln zu Luthers Lebensweg kann man eine Verschnaufpause Über den Schlossberg wird zur Wartburg aufgestiegen. Entlang des Weges finden sich diese Tafeln mit wichtigen Stationen aus dem Lebensweg von Martin Luther. Fotos: Birgit Schellbach ()
einlegen, ohne zugeben zu müssen, außer Puste zu sein. Die dort nachzulesenden Luther-zitate passen immer, ob sie sich nun um Wein und Weib oder Geld und Kirche drehen.
Weiter zur Eselstation: Kindern und Erwachsene bis 60 Kilo Gewicht könnten von dort zur Burg reiten. Einst haben Esel die Bewohner der Wartburg mit Wasser, Lebensmitteln, aber auch Baumaterial versorgt. Wir steigen weiter bergan zur Schanze der Burg. Von dort aus ist am
Sonnabend sogar der „Hohe Meißner“in Hessen zu sehen.
Matthias Klaß erzählt vom „Immobiliendeal“mit den zwölf Rittern, die den Baugrund der Wartburg per Schwur zum Eigentum der Ludowinger erklärten, obwohl der Berg ebenso wie der gegenüber liegende Metilstein den Franken gehörte. Erst wurde die Burg gebaut, dann die Stadt zu ihren Füßen. Häufig war es umgekehrt. Die Wartburg lag strategisch günstig, um entlang der mittelalterlichen Handelsstraße „Via Regia“Zölle kassieren zu können.
Wer will, könnte sich jetzt „ausklinken“und die Nationale Ausstellung „Luther und die Deutschen“besuchen. Oder man geht bis zum Imbiss an der Eselstation zurück, wo der Reuterweg abzweigt: Dieser führt vorbei an der Reutervilla, die der Dichter Fritz Reuter erbauen lassen hat und in der er seinen Lebensabend verbrachte. Weiter führt die Tour über die Marienstraße und die Spd-gedenkstätte „Goldener Löwe“zurück zur Innenstadt.
● Erlebnistour Wartburg am ., ., ., ., . und . Juli sowie am ., . , . , . , . und . August, Start um Uhr an der Predigerkirche Blick vom Hainstein auf die Wartburg. In der Nähe befindet sich die Waldbühne aus den er Jahren, von der noch Relikte zu entdecken sind. Matthias Klaß ist bekannt als Poetry Slamer. In seiner Freizeit ist er außerdem Wanderführer. Sein Hauptberuf: Er leitet die Kantine bei der Firma Pollmeier.