Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Königin Augustas historischer Besuch im Park von Branitz
Nur ein einziges Mal hat die in Weimar geborene preußische Königin und deutsche Kaiserin Augusta den Park und das Schloss Branitz bei Cottbus besucht. Das war am 25. Juli 1864. Dabei hatte der Schlossherr, Fürst Hermann von Pücklermuskau, über Jahre hinweg äußerste Anstrengungen unternommen, diese Visite zu arrangieren: Mitglieder der Familie Hohenzollern waren ständige Gäste in Branitz. Er unterhielt engste Kontakte nach Berlin, Babelsberg, Koblenz oder Weimar. Pückler korrespondierte intensiv mit Augusta. Schloss Branitz wurde für die Ankunft Augustas mit aufwendigen Sanierungen einzelner Räume eingerichtet.
Dann kam sie, der „Feuerkopf“, wie sie sich selbst nannte, nur für wenige Stunden (das prächtig möblierte Schlafgemach blieb unberührt), speiste fürstlich und – entschwebte, noch ehe die goldene Abendsonne ihr mildes Licht über Pücklers Parkschöpfung legte und die kunstvollen englischen Anlagen im Dunkel der Nacht verschwanden. Ein großer Tag für den Fürsten, für Branitz, für die deutsche höfische Geschichte. In einer Zeit, da Augusta und ihr Mann König Wilhelm I. von Preußen erbittert mit Otto von Bismarck und dessen Blut und EisenPolitik kämpfen mussten und klagten, dass es in Deutschland keinen Patriotismus gibt, die Bundesländer ließen sich jeden Schritt zur deutschen Einheit mit Geld, Geld und nochmals Geld abkaufen.
In Branitz schien die Welt noch heil, wenigstens für ein paar Stunden und so fällt es auch heute nicht schwer, mit der Kurzvisite von 1864 ein sympathisches Idealbild Augustas zu zeichnen. Seit dem 14. Mai 2017 zeigt die Stiftung Fürstpücklermuseum Park und Schloss Branitz eine Ausstellung, in der die einzigartige Anwesenheit Augustas im leuchtenden preußischen Blau gezeigt wird.
Dazu gibt es ein Begleitbuch, sehr hübsch und den Vorzügen von Park und Schloss angemessen illustriert. Das Büchlein stellt natürlich den Ablauf der Visite in das Zentrum seiner anschaulichen Betrachtungen, genießt jedoch obendrein den Vorzug, in unvermeidlicher Kürze ein um historischen Realismus bemühtes Gesamtportrait Augustas zu zeichnen. Das ist nicht ganz einfach, weil Augusta einen schwierigen Charakter besaß, im politischen Dauerkonflikt mit dem Berliner Hof lebte und der publizistische Nachruhm in der Regel um eine monarchische Überhöhung bemüht gewesen ist.
Das Nachdenken darüber lässt auch die Ankündigung einer Tagung im Rahmen der Ausstellung anklingen. Der Leser der „Thüringischen Landeszeitung“darf auch ohne Forsaumfrage zufrieden sein: Nicht nur im Begleitbuch, auch in der Tagung wird auf Augustas Weimarer Herkunft eingegangen. Das ist eine fabelhafte Gelegenheit, Augustas Kindheit und Jugend in den Kontext zu ihrer Rolle in Koblenz und Berlin zu stellen. Schließlich ist es Bismarck gewesen, der die Unbotmäßig keit Augustas immer wieder aus ihrer Weimarer Herkunft abgeleitet hat. Aber das war es nicht alleine. Augusta musste sich als heller Kopf von Kindheit an damit auseinandersetzen, dass die Ehe ihrer Eltern und das Familienleben durch die Konflikte zwischen den Höfen in Weimar und St. Petersburg beeinträchtigt wurden; dass Goethe ihr ein ausgleichendes und weitsichtiges Weltbild zu vermitteln suchte oder dass der Weg in die Ehe mit dem Preußenprinzen Wilhelm über zahlreiche Stolpersteine führte.
Das sind alles sehr interessante Fragen, und der Stiftung in Branitz ist zu wünschen, dass sie das moderne Bild über Augusta, dass bereits 2011 durch eine Ausstellung der Klassik Stiftung Weimar aufgetan worden ist, nun durch diese kulinarische Präsentation weiter ausgestaltet wird.
Apropos „kulinarisch“: „Das beste Diner dessen ich mich seit langem erinnern kann“! So urteilte Augusta über die Bewirtung mit einem Menü, dessen genaue Abfolge nur noch aus Indizien rekonstruiert werden kann. Nun ja, im heimatlichen Weimar ist sie in dieser Hinsicht nicht verwöhnt worden. Pückler, mit seinen 79 Jahren ein unbedenklicher Liebhaber der Königin, machte das etwas pikante Kompliment, er hätte Augusta nie so froh gesehen, „voll all ihrer eigenthümlichen Grazie und wie um 10 Jahre verjüngt“. Welche reifere Frau hört so etwas nicht gerne.
Wie dem auch sei: es war ein glänzender Tag für Pücklermuskau – in Branitz gibt es eine prächtige Ausstellung, und vielleicht bekommt ja jeder 1000. Besucher sogar ein Fürst Pücklereis gratis.