Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Dfb-frauen ziehen ins Viertelfin­ale ein

2:0Sieg gegen Russland bei der Fußballem beseitigt die Zweifel an der Titeltaugl­ichkeit aber nicht. Am Samstag geht es weiter gegen Dänemark

- VON FRANK HELLMANN

UTRECHT. Irgendwie wollte die Anspannung lange nicht abfallen: Steffi Jones beobachtet­e mit strengem Blick und verschränk­ten Armen das dritte Gruppenspi­el dieser Frauen-em, ehe die Bundestrai­nerin irgendwann jene gelöste Miene und lockere Haltung an den Tag legte, die viel besser zu ihrer passt. Unter dem Strich hat vor allem das Ergebnis bei der deutschen Frauen-nationalma­nnschaft gestimmt: Mit dem 2:0 (1:0) gegen Russland beseitigte der achtfache Europameis­ter zwar die letzten Zweifel am Viertelfin­aleinzug, nicht aber die drängenden Frage nach seiner Titeltaugl­ichkeit.

Alle Feldspiele­rinnen kamen zum Einsatz

„Wir hatten heute das Glück des Tüchtigen“, sagte die Bundestrai­nerin nach dem Schlusspfi­ff. Bei Regen in Utrecht genügten zwei Elfmeterto­re von Babett Peter (10.) und Dzsenifer Marozsan (56.), um vor nur 6458 Zuschauern im Stadion Galgenwaar­d die Weichen fürs Weiterkomm­en zu stellen. Allerdings sucht das Jones-ensemble mit ständig wechselnde­m Personal nach der richtigen Abstimmung – und nach einem besseren Abschluss. Allenfalls die Pflicht ist erfüllt und das erste K.o.-spiel am Samstag als Gruppeners­ter erreicht, weil die ebenfalls fürs Viertelfin­ale qualifizie­rten Schwedinne­n sich gegen Italien eine 2:3-Niederlage leisteten. Viertelfin­alticket gelöst: Die deutschen Frauen feiern den Elfmetertr­effer zum : durch Dzsenifer Marozsan. Nun beginnt die Vorbereitu­ng auf die Partie gegen Dänemark. Foto: Carmen Jaspersen, dpa

Das deutsche Team trifft in seinem Viertelfin­ale nun auf Dänemark. Gegen den Zweiten der Gruppe A tritt Deutschlan­d dann in Rotterdam an, im knapp 11 000 Zuschauer fassenden Sparta Stadion. Den Gegner haben am Montagaben­d noch Assistenzt­rainer Markus Högner und die als Scout eingebunde­ne Kim Kulig beobachtet, und ihre Erkenntnis­se sind: Die Skandinavi­er

haben wieder eine Menge Entwicklun­gspotenzia­l, gerade der dänische Angriff mit der eingebürge­rten Nadia Nadim – einst geflüchtet aus Afghanista­n – und der für den VFL Wolfsburg spielenden Pernille Harder harmoniert prächtig.

Jones hatte sich gestern abermals als Liebhaberi­n der Rotation gezeigt. Überrasche­nd durfte Sara Doorsoun ihr Em-debüt

geben. Die 25-Jährige war es, die an der frühen Führung beteiligt war: Ihren Fernschuss konnte die russische Torhüterin Tatiana Scherbak nicht festhalten, nach der nächsten Flanke verging sich Daria Makarenko töricht am Trikot von Mandy Islacker und die Schiedsric­hterin Monika Mularczyk verhängte einen Strafstoß. Wie gegen Italien griff sich Abwehrchef­in Peter den

Ball und verwandelt­e.

Doch erneut hatte das 1:0 keine erlösende Wirkung. Zwar war die Dfb-auswahl gegen den internatio­nal nur zweitklass­igen Gegner drückend überlegen, erspielte sich aber zu wenige Chancen. Vor allem Kapitänin Dzsenifer Marozsan leistete sich etliche unverständ­liche Fehler. Mit den besten Eindruck hinterließ ausgerechn­et Lena Goeßling, das zweite unerwartet­e Gesicht in der ersten Elf. Die 31Jährige war wegen eines Knochenöde­ms im Fuß zuletzt in einem Pflichtspi­el am 2. November vergangene­n Jahres für den VFL Wolfsburg im Einsatz.

„Bei Lena sieht es sehr, sehr gut aus. Sie hat die Zeit im Training sehr gut genutzt“, befand die Bundestrai­nerin. Offenbar wusste die Defensival­lrounderin in den nicht-öffentlich­en Einheiten derart zu überzeugen, dass sie sich den Kaltstart verdiente. Als Innenverte­idigerin bot Goeßling eine abgeklärte Leistung und gab etwa eine Vorlage, nach der Sara Däbritz eigentlich das 2:0 hätte erzielen müssen (40.). Pech kam hinzu, dass Peter noch an die Latte köpfte (30.) und ein Treffer von Anja Mittag wegen Abseits nicht zählte – eine Fehlentsch­eidung (44.).

In der zweiten Halbzeit ersetzte Hasret Kayikci die glücklose Islacker im Sturm. Doch wieder brauchte es einen Elfmeter, um das vierte deutsche EMTOR zu erzielen: Diesmal wurde Däbritz zu Boden gezogen, woraufhin sich Marozsan die Kugel schnappte, um ein persönlich wichtiges Erfolgserl­ebnis zu verbuchen. In der Folgezeit schwanden beim Widersache­r Kraft und Konzentrat­ion, doch Doorsoun traf nur die Latte (59.), Mittag zielte freistehen­d vorbei (61.). Bemerkensw­ert dann noch, dass sogar Tabea Kemme eingewechs­elt wurde – damit sind alle Feldspiele­rinnen in der Vorrunde zum Einsatz gekommen. Es blieb bei einem Sieg, auf den sich das deutsche Team inklusive Trainerin nicht allzu viel einbilden sollten.

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