Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Südafrikas Präsident Zuma tritt zurück
Staatspräsident kommt seiner eigenen Entmachtung zuvor. Stellvertreter Cyril Ramaphosa soll Nachfolge antreten
JOHANNESBURG. High Noon am Kap der Guten Hoffnung. Am Ende eines Tages, der an Dramatik kaum noch zu überbieten war, hat der südafrikanische Staatspräsident Jacob Zuma im Rahmen einer Fernsehansprache am späten Mittwochabend seinen Rücktritt angekündigt. „Obwohl ich mit der Entscheidung meiner Organisation, dem Afrikanischen Nationalkongress, nicht übereinstimme, habe ich mich entschlossen, zurückzutreten“, sagte der 75-jährige Staatschef während der Ausstrahlung. .
Der Rücktrittserklärung Zumas war die Abberufung des Staatspräsidenten durch seine eigene Partei vorangegangen. Sie hatte Zuma bereits am frühen Dienstagmorgen nach einer Sitzung ihres Nationalen Exekutivrats zum Rücktritt aufgerufen. Zunächst hatte sich der Regierungschef diesem Aufruf allerdings im Rahmen eines am frühen Mittwochnachmittag im staatlichen Fernsehsender SABC live ausgestrahlten einstündigen Interview widersetzt, in dem er sich wortreich über die Behandlung durch seine Partei beschwerte und seinen Rücktritt ausschloss.
Immer wieder erklärte der in zahlreiche Skandale verwickelte Staatschef, der ANC habe ihm bisher keine Gründe für die Abberufung genannt: „Niemand hat mir jemals gesagt, was ich falsch gemacht haben soll.“Gleichzeitig beklagte sich Zuma über die „unfaire“Behandlung seitens der neuen Parteiführung: Sie habe ihm zunächst versprochen, noch mindestens sechs Monate weiter regieren zu können. Unverblümt drohte Zuma dem ANC mit inneren Unruhen, falls die Partei seine Abberufung weiter verfolgen würde. „Wir sind in eine Krise geraten, die meine Kameraden noch bereuen
werden“, sagte der Staatschef. Der ANC traf im Lauf des Mittwochs Vorbereitungen zu
einem Misstrauensvotum gegen seinen Ex-parteichef, über das am heutigen Donnerstag im Parlament in Kapstadt abgestimmt werden sollte. Nach insgesamt acht Misstrauensvoten gegen Zuma wollte der ANC erstmals seit zwei Jahren gemeinsam mit der Opposition gegen den Staatspräsidenten stimmen.
Nach der Ankündigung des ANC musste Zuma damit rechnen, mit einer großen Mehrheit der über 400 Abgeordneten in den Ruhestand geschickt zu werden. Nach dem „freiwilligen“Abtritt Zumas wird dessen Stellvertreter Cyril Ramaphosa kommissarisch seine Nachfolge antreten, den die Regierungspartei ohnehin als dessen Nachfolger vorgesehen hat.