Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Lebemann im Schatten der Königin

Der dänische Prinzgemah­l Henrik stirbt mit 83 Jahren. An seine Rolle hatte er sich nie ganz gewöhnt

- VON ANDRÉ ANWAR

KOPENHAGEN. Die Dänen und Prinz Henrik, das war keine Liebe auf den ersten Blick. Der Gemahl von Königin Margrethe II. war eben kein kühler Skandinavi­er, sondern ein französisc­her Lebemann, liebte das Savoir-vivre, gutes Essen und Wein. Mit Genuss ließen sich die Medien im Norden deshalb jahrzehnte­lang über den Prinzen aus dem Süden aus: holpriges Dänisch, Liebesgedi­chte über einen Dackel und angeblich eigentlich schwul. Prinz Henrik jedoch ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Und das imponierte den Dänen schließlic­h doch – so sehr, dass sie ihn zuletzt richtig ins Herz schlossen. Nun ist Prinz Henrik in der Nacht zum Mittwoch im Alter von 83 Jahren gestorben.

Erst am Dienstag war er aus dem Krankenhau­s nach Hause ins Schloss Fredensbor­g gebracht worden – auf eigenen Wunsch. Nach zweiwöchig­er Behandlung wegen einer Lungenentz­ündung und eines gutartigen Tumors im linken Lungenflüg­el wollte Prinz Henrik „die letzte Zeit“zu Hause verbringen, wie es in einer Mitteilung hieß. Dort ist er dann im Kreise seiner Familie „friedlich eingeschla­fen“.

Dänemarks Untertanen trauern nun mit ihrer Königin, die den lebensfroh­en französisc­hen Grafensohn 1965 in London kennenlern­te, wo Henri Marie Jean André Graf de Laborde de Monpezat als Diplomat für die Botschaft arbeitete. Zwei Jahre später folgte die Hochzeit. Sie sei „unsterblic­h verliebt“erklärte Margrethe – damals noch Kronprinze­ssin – öffentlich. Für diese Liebe musste auch Henrik einiges aufgeben. Seinen französisc­hen Namen, seine Staatsbürg­erschaft und seinen katholisch­en Glauben. „Vergiss nie, stolz auf Frankreich zu sein“, hatte Präsident Charles de Gaulle dem jungen Diplomaten bei seiner Abschiedsa­udienz gemahnt. Und das hat der selbstsich­ere und streitbare Prinz auch nicht.

Das nüchterne und etwas abgeschott­ete dänische Königshaus versah Henrik, der in Algerien in der französisc­hen Armee gedient hatte, mit einer neuen Lockerheit und Internatio­nalität. „Er gab der Königin Liebe,

Geborgenhe­it und den Mut, eine der besten Monarchinn­en der Geschichte zu werden“, würdigt die Zeitung „Jyllands-posten“.

1968 kam der gemeinsame Sohn Frederik zur Welt, nur ein Jahr später folgte Sohn Joachim.

Doch mit dem Familienle­ben war es ab 1972 vorbei. Margrethe wurde Königin und Henrik rückte – jedenfalls öffentlich – ins zweite Glied. Eine Position, mit der sich der Prinzgemah­l Zeit seines Lebens schwertat. Schon dieser Titel: Prinzgemah­l. Mehrfach forderte Henrik, auch den Titel König tragen zu dürfen. „Das ich nicht den gleichen Rang wie meine Frau habe, werde ich nie akzeptiere­n“, erklärte Henrik einmal in einem Interview.

Im Privaten vertrat er offensicht­lich eine konservati­ve Ansicht der Rollenvert­eilung und war ein autoritäre­s Familienob­erhaupt: „Unser Vater verlangte konsequent Erfolge. Das war unsere große Sorge in der Kindheit“, erinnerte sich Prinz Joachim einmal.

Übel nahmen ihm die Untertanen auch, als er im April 2015 den 75. Geburtstag seiner Frau schwänzte. Er sei krank, sagte er da, wurde aber am Tag darauf als Tourist in Venedig abgelichte­t. Im letzten Jahr kam dann der größte Eklat. Er wolle nicht neben der Königin im Familiengr­ab begraben werden. „Meine Frau gibt mir nicht den Respekt, den eine normale Ehefrau ihrem Ehemann geben sollte. Sie macht mich zum Narren“, polterte er da.

Bei dieser Entscheidu­ng blieb es, obwohl das Königshaus kurze Zeit später mitteilte, dass Henrik zu diesem Zeitpunkt schon unter Demenz litt. Er zog sich aus der Öffentlich­keit zurück. Seine Beerdigung hatte er da schon genau geplant – und bricht mit seinen Wünschen ein letztes Mal die dänischen Gepflogenh­eiten. Prinz Henrik habe entschiede­n, sich verbrennen zu lassen, erklärte das Königshaus. Ein Teil der Asche soll im privaten Schlossgar­ten von Fredensbor­g ruhen, die andere Hälfte über dem Meer verstreut werden.

Dass ihr Prinz häufig ungewöhnli­che Ideen hatte, daran haben sich die Dänen längst gewöhnt. Und genau dafür schätzen sie ihn.

Privat galt Henrik als streng und autoritär

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Foto: dpa pa Ein Mann für glanzvolle Auftritte und Orden: Prinz Henrik  mit seiner Frau, Königin Margrethe II.
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Foto: Petersen/dpa pa . Juni : Überglückl­ich zeigt sich das frischverm­ählte Paar Margrethe und Henri auf dem Schlossbal­kon.

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