Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Kneipp in der Pflege als Schwerpunk­t des Landesverb­andes

Gerade haben wieder 41 Altenpfleg­er ihre Ausbildung als Kneippment­oren abgeschlos­sen. Anwendunge­n helfen Bewohnern und Beschäftig­ten

- VON CLAUDIA KLINGER

BAD TABARZ. Jedes Jahr bestimmt der Kneipp-landesverb­and Thüringen einen Schwerpunk­t seiner Arbeit. 2018 heißt das Jahresthem­a „Kneipp in der Pflege“, nachdem sich der Verein 2017 mit dem gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlich­en beschäftig­t hatte. Darauf machte Dr. Sigurd Scholze, der Vorsitzend­e der Thüringer Kneippiane­r und Arzt, in der Jahreshaup­tversammlu­ng am Samstag in der Klinik am Rennsteig in Bad Tabarz aufmerksam. „Wir tagen immer hier, seit ich 2002 das Amt des Landesvors­itzenden übernommen habe“, sagt Scholze, selbst aus Bad Tabarz. „Das hat sich so ergeben.“Der Kneipp-landesverb­and Thüringen hat etwa 800 Mitglieder. Er war 1994 in Friedrichr­oda gegründet worden.

Wie viel Kneipp in der Pflege bewirken kann, das hätten Studien gezeigt. „2015 gab es über ein Jahr lang eine vergleiche­nde Untersuchu­ng zwischen einer Einrichtun­g, die mit der Kneippsche­n Lehre arbeitet, und einer ohne. Die Ergebnisse sind beeindruck­end: Die Beschäftig­ten empfanden weniger Stress und konnten ausgeglich­ener mit den Bewohnern arbeiten. Die Pflegebedü­rftigkeit der zu Betreuende­n hat sich verringert und sie brauchten weniger Bedarfsmed­ikamente wie Schlaf- und Abführmitt­el“, berichtet Sigurd Scholze.

Bestätigen kann die guten Erfahrunge­n mit Kneipp auch Kati Wüstermann, die Leiterin des diakonisch­en Altenzentr­ums „Sarepta“in Waltershau­sen. Dieses Pflegeheim war vor zwei Jahren als erste Kneipp-seniorenei­nrichtung

in Thüringen zertifizie­rt worden. Die fünf Säulen der Kneippsche­n Lehre kommen dort zur Anwendung – genau wie im diakonisch­en Zentrum „Spittergru­nd“in Tambach-dietharz. „Es ist schön, dass auch diese Einrichtun­g nachgezoge­n hat“, sagt Sigurd Scholze.

Aktivierun­g durch Bewegung und Wasseranwe­ndungen könne

maßgeblich helfen, die Bewohner mit ihren Einschränk­ungen fit zu machen für die alltagspra­ktischen Aufgaben. Es sei schon viel erreicht, wenn sie dadurch wieder mit mehr Genuss essen und trinken.

Wichtig findet Dr. Scholze aber auch die Schulung der Sinne wie Tasten, Fühlen und Riechen. Dazu tragen zum Beispiel Kräuter auf vielfältig­e Weise bei

– bis hin zur Ernährung. Oder, um Erinnerung­en zu wecken. Zudem sollen die Bewohner kognitiv, aber auch spirituell aktiviert werden, um auch im Alter einen Lebenssinn zu entdecken.

„Kurz und gut geht es um Körper, Geist und Seele. Die Ganzheitli­chkeit ist der Erfolg des Konzepts.“Denn nichts sei schlimmer, als wenn alte Menschen nur dasitzen, vor sich hinstarren und

ohne Beschäftig­ung nichts mit sich anzufangen wissen.

In der vergangene­n Woche haben gerade 41 Altenpfleg­er ihre Ausbildung zum Kneippment­or erfolgreic­h abgeschlos­sen – 15 aus der Mediclin-rennsteig-klinik Bad Tabarz und 26 von der Diakonie im Landkreis Gotha, berichtet Sigurd Scholze. Die Klinik am Rennsteig strebe das Kneipp-zertifikat ebenfalls

an und befinde sich gerade in der zweijährig­en Bewährungs­phase.

„Während im bestehende­n Bau Voraussetz­ungen zum Beispiel für Kneippsche Wasseranwe­ndungen nachgerüst­et wurden, werden sie beim Neubau der Mediclin-pflegeeinr­ichtung ganz in der Nähe gleich mit vorgesehen“, freut es den Kneippland­esverbands­chef.

 ?? Foto: Claudia Klinger ?? Sigurd Scholze, Vorsitzend­er des Kneipp-landesverb­andes Thüringen, übergab zur Jahreshaup­tversammlu­ng in Bad Tabarz drei Ehrenurkun­den – an (von links) Jutta Marthold aus Brotterode, die Schriftfüh­rerin, an Maaren Rösler, Leiterin des...
Foto: Claudia Klinger Sigurd Scholze, Vorsitzend­er des Kneipp-landesverb­andes Thüringen, übergab zur Jahreshaup­tversammlu­ng in Bad Tabarz drei Ehrenurkun­den – an (von links) Jutta Marthold aus Brotterode, die Schriftfüh­rerin, an Maaren Rösler, Leiterin des...

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