Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Bodycam-einsatz vorerst ungeklärt

Polizeibea­mte sprechen sich für Kameras samt Tonaufzeic­hnungen aus

- VON KAI MUDRA

ERFURT. Öffentlich ist es ruhig geworden um den Pilotversu­ch mit Körperkame­ras bei der Thüringer Polizei. Dabei steht die Frage im Raum, wann werden diese Bodycams genannten Aufzeichnu­ngsgeräte eingeführt?

Das Innenminis­terium hält sich zurück und verweist auf den noch ausstehend­en Abschlussb­ericht zur Testphase. Auch eine Analyse nationaler und internatio­naler Erfahrunge­n mit solchen Kameras soll zu Rate gezogen werden. Im Mai könnte sich das Kabinett und danach der Innenaussc­huss im Landtags mit dem Thema befassen.

Die Meinung innerhalb der Polizei ist ziemlich eindeutig. So sollen sich bei einer Umfrage im Intranet der Behörde 887 Polizisten dafür ausgesproc­hen haben. Mit 90 Prozent fällt die Zustimmung bei den Beamtinnen und Beamten noch deutlicher aus, die im Vorjahr die Kameras auf Streife testen konnten.

Im Gegensatz zum Pilotversu­ch möchte die Polizei künftig, dass die Kameras neben Bildern auch den Ton mit aufzeichne­n. Das aber war während der sechsmonat­igen Testphase nicht möglich, weil dafür die gesetzlich­en Regelungen fehlen.

Bodycams sollen in erster Linie Attacken und verbale Angriffe auf Polizisten verhindern. Sie können in unübersich­tlichen Situatione­n aber auch dazu beitragen, aufzukläre­n, was wirklich geschehen ist. Das kann sowohl die beteiligte­n Beamten aber auch die betroffene­n Bürger beoder aber entlasten.

Doch die rot-rot-grüne Landesregi­erung tut sich schwer mit dem Thema. Für Steffen Dittes, Innenexper­te der Linksfrakt­ion, können Bodycams flächendec­kend nur mit Änderung des Polizeiauf­gabengeset­zes eingeführt werden. Doch selbst dann haben die Linken Bedenken. Diese Kameras bedeuten einen deutlichen Eingriff in die Grundrecht­e der Bürger, so Dittes. Zudem sei ihre deeskalier­ende Wirkung aus seiner Sicht nicht erwiesen.

Sollten die Linken ihre Haltung nicht ändern, wäre in diesem Jahr mit keiner Gesetzesän­derung und somit auch mit keinem polizeiwei­ten Einsatz von Bodycams im Freistaat zu rechnen, meint Kai Christ, Chef der Gewerkscha­ft der Polizei (GDP) in Thüringen. Er befürchtet, dass die Kameras dann frühestens 2020 kämen. Denn nächstes Jahr ist Landtagswa­hlkampf.

Lutz Hasse, Thüringens Datenschut­zbeauftrag­ter, sieht dagegen keine grundsätzl­ichen Probleme bei der Einführung der Kameras. Aber auch er fordert dafür die Änderung des Polizeiauf­gabengeset­zes.

Die Cdu-fraktion drängt seit Längerem massiv auf ein schnelles Einführen der Bodycams bei der Polizei und fordert Rechenscha­ft über den Pilotversu­ch.

Wann genau sich das Innenminis­terium äußern wird, ist derzeit noch unklar. Vielleicht kommt dieses Jahr auch noch ein weiterer Test.

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So sah eine der Bodycams für den Pilotversu­ch der Thüringer Polizei aus. Foto: Kai Mudra

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