Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Millionen von Gaddafi? Sarkozy festgenomm­en

Frankreich­s Expräsiden­t soll 50 Millionen Euro an Wahlkampfs­penden aus Libyen erhalten haben. Bei Verurteilu­ng drohen fünf Jahre Haft

- VON PETER HEUSCH

PARIS. In der Geschichte der Fünften Republik wurde kein anderes früheres Staatsober­haupt wie ein Drogendeal­er festgesetz­t – am Dienstag ereilte Nicolas Sarkozy dieses Schicksal bereits zum zweiten Mal. Wegen des Verdachts illegaler Wahlkampfs­penden aus dem Ausland wurde der 63-Jährige in Polizeigew­ahrsam genommen.

Es geht um den Verdacht, dass er 2007 rund 50 Millionen Euro aus den Kassen des libyschen Diktators Muammar al-gaddafi erhalten hatte, um seinen erfolgreic­hen Präsidents­chaftswahl­kampf 2006/2007 zu finanziere­n. Dieser Vorwurf war schon 2012 vom Portal „Mediapart“erhoben worden, beruhte aber wohl auf einem gefälschte­n Dokument. Trotzdem leitete die Justiz Ermittlung­en ein.

Fünf Jahre später scheinen sich die Verdachtsm­omente erhärtet zu haben. So sagte der libysche Geschäftsm­ann Ziad Takieddine im November aus, er habe Claude Guéant – damals die rechte Hand Sarkozys und späterer Innenminis­ter – im Auftrag von Gaddafi persönlich fünf Millionen Euro an Bargeld in einem Koffer überbracht. Ein zweiter mutmaßlich­er Geld-kurier, der dubiose französisc­he Geschäftsm­ann Alexandre Djouhri, wurde im Januar in London festgenomm­en.

Des Weiteren gelangte der Untersuchu­ngsrichter vor 18 Monaten in den Besitz von Notizen des früheren libyschen Erdölund Premiermin­isters Choukri Ghanem. Darin soll die Rede von drei Überweisun­gen an das Sarkozy-team in Höhe von 6,5 Millionen Euro sein. Ghanem war im April 2012 in Wien tot aufgefunde­n worden.

In der Affäre wurde am Dienstag auch Sarkozys Ex-innenminis­ter Brice Hortefeux verhört. Bereits 2015 hatte die Justiz zudem ein Verfahren wegen Steuerhint­erziehung und Fälschung gegen Sarkozys früheren Vertrauten Claude Guéant eingeleite­t. Hortefeux und Guéant begleitete­n Sarkozy, als er 2006 Gaddafi in Tripolis besuchte.

Gegen Sarkozy ermittelt die Justiz seit 2016 auch wegen illegaler Finanzieru­ng seines 2012 verlorenen Präsidente­nwahlkampf­s. Damals wurde das erlaubte Budgetlimi­t von 22,5 Millionen Euro massiv überschrit­ten. Neben den zwei Verfahren zur Wahlkampff­inanzierun­g läuft ein drittes wegen des Verdachts der versuchten Bestechung eines ranghohen Staatsanwa­lts. Sollte es zum Prozess kommen, drohen Sarkozy bis zu 500 000 Euro Geldstrafe sowie fünf Jahre Haft.

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Foto: Abd Rabbo-mousse/abaca
Im Dezember  empfing Präsident Nicolas Sarkozy den libyschen Diktator Muammar al-gaddafi im Élysée-palast. Foto: Abd Rabbo-mousse/abaca

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