Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Eine Kommune gönnt der anderen nichts“
Podium zur Thüringer Museumsperspektive 2025
ERFURT. Der Deutsche Museumsbund ist des Lobes voll. „Das ist ein sehr gutes Instrument, dass sie sich da ausgesucht haben“, sagt Vorstandsmitglied Jens Bortloff aus Mannheim über Thüringens „Museumsperspektive 2025“. Man sei auf gutem Weg. Ausgerechnet der Kulturminister relativiert das an geeigneter Stelle aber mit Marx: „Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.“
Der Blick Benjamin Hoffs (Linke) geht gen Hildburghausen und Sonneberg, wo man seit Monaten nicht zum Zweckverband für Museen komme: „weil die eine Kommune der anderen den Dreck unterm Fingernagel nicht gönnt“. Das Motto sei: „Wenn einer die Geschäftsführung hat und damit die Macht, werden wir untergehen.“Das nennt Minister Hoff absurd.
Zweckverbände wie der Mühlhausens mit dem Unstrut-hainich-kreis „funktionieren wunderbar“, so Holger Nowak, Geschäftsführer des Museumsverbandes Thüringen. Flächendeckend lasse sich das aber nicht übertragen. Doch sieht auch Nowak viel Kooperationsbedarf. Ranis und Pößneck etwa lägen so nah beieinander, und beiden Städten gebricht es an Museumspädagogen. „Da muss man zusammengehen.“Im Thüringer Wald gibt es eine Reihe Museen zum Thema Glas. „Da muss es möglich sein, etwas zusammen zu machen.“Manchmal müsse man auch Kollegen überreden, so Nowak, vor allem aber die Träger.
Alleine geht es nicht – das war ein Leitmotiv der Diskussion, zu der am Montag vor allem Fachpublikum ins Haus Dacheröden in Erfurt kam. Das Thema ist wohl zugleich zu komplex und zu unkonkret für mehr öffentliches Interesse; die eine Antwort für alle 233 Museen gibt‘s ja eben nicht.
„Wir sollten viel mehr auf Ebene der Planungsregionen machen“, so Hoff, den Notfallverbund für Kulturgüter vor Augen, der sich gerade von Weimar aus ins Land ausdehnt. Im Haushalt habe man extra Mittel für regionale Kulturkonzeptionen eingestellt. Ulf Häder (Städtische Museen Jena) schlägt auch bald regionale Museumsdepots vor.
Dafür brauche es eine Anschubfinanzierung.“Hoff wäre sofort dabei, sagt er. „Dann müssen aber alle mitmachen.“Im Osten etwa Jena, Saalfeld, Rudolstadt, Gera, Greiz, Altenburg – und jeder Bürgermeister, der sich in den Kreistag wählen lasse und dort nur um sein Dorf kämpfe.
Zugleich sei zu klären, „was werthaltige, museumsstrategisch wichtige Punkte sind, die wir in Depots haben wollen.“Nowak sekundiert und verweist auf interkommunale Depots in NRW. Um eine Sammlungsqualifizierung komme man nicht herum, „sonst platzen die Depots aus allen Nähten“. Man müsse übers Entsammeln reden.
Sammlungen könnten noch so gut sein, meint Jens Bortloff, Museumsarbeit sei in erster Linie Personalarbeit. Damit schloss er an Franziska Zschäck (Freilichtmuseum Hohenfelden) an, die erklärt hatte: „Gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Museen müssen für qualifizierte Fachkräfte attraktiv sein – was sie nicht sind.“