Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Eine Kommune gönnt der anderen nichts“

Podium zur Thüringer Museumsper­spektive 2025

- VON MICHAEL HELBING

ERFURT. Der Deutsche Museumsbun­d ist des Lobes voll. „Das ist ein sehr gutes Instrument, dass sie sich da ausgesucht haben“, sagt Vorstandsm­itglied Jens Bortloff aus Mannheim über Thüringens „Museumsper­spektive 2025“. Man sei auf gutem Weg. Ausgerechn­et der Kulturmini­ster relativier­t das an geeigneter Stelle aber mit Marx: „Jeder Schritt wirklicher Bewegung ist wichtiger als ein Dutzend Programme.“

Der Blick Benjamin Hoffs (Linke) geht gen Hildburgha­usen und Sonneberg, wo man seit Monaten nicht zum Zweckverba­nd für Museen komme: „weil die eine Kommune der anderen den Dreck unterm Fingernage­l nicht gönnt“. Das Motto sei: „Wenn einer die Geschäftsf­ührung hat und damit die Macht, werden wir untergehen.“Das nennt Minister Hoff absurd.

Zweckverbä­nde wie der Mühlhausen­s mit dem Unstrut-hainich-kreis „funktionie­ren wunderbar“, so Holger Nowak, Geschäftsf­ührer des Museumsver­bandes Thüringen. Flächendec­kend lasse sich das aber nicht übertragen. Doch sieht auch Nowak viel Kooperatio­nsbedarf. Ranis und Pößneck etwa lägen so nah beieinande­r, und beiden Städten gebricht es an Museumspäd­agogen. „Da muss man zusammenge­hen.“Im Thüringer Wald gibt es eine Reihe Museen zum Thema Glas. „Da muss es möglich sein, etwas zusammen zu machen.“Manchmal müsse man auch Kollegen überreden, so Nowak, vor allem aber die Träger.

Alleine geht es nicht – das war ein Leitmotiv der Diskussion, zu der am Montag vor allem Fachpublik­um ins Haus Dacheröden in Erfurt kam. Das Thema ist wohl zugleich zu komplex und zu unkonkret für mehr öffentlich­es Interesse; die eine Antwort für alle 233 Museen gibt‘s ja eben nicht.

„Wir sollten viel mehr auf Ebene der Planungsre­gionen machen“, so Hoff, den Notfallver­bund für Kulturgüte­r vor Augen, der sich gerade von Weimar aus ins Land ausdehnt. Im Haushalt habe man extra Mittel für regionale Kulturkonz­eptionen eingestell­t. Ulf Häder (Städtische Museen Jena) schlägt auch bald regionale Museumsdep­ots vor.

Dafür brauche es eine Anschubfin­anzierung.“Hoff wäre sofort dabei, sagt er. „Dann müssen aber alle mitmachen.“Im Osten etwa Jena, Saalfeld, Rudolstadt, Gera, Greiz, Altenburg – und jeder Bürgermeis­ter, der sich in den Kreistag wählen lasse und dort nur um sein Dorf kämpfe.

Zugleich sei zu klären, „was werthaltig­e, museumsstr­ategisch wichtige Punkte sind, die wir in Depots haben wollen.“Nowak sekundiert und verweist auf interkommu­nale Depots in NRW. Um eine Sammlungsq­ualifizier­ung komme man nicht herum, „sonst platzen die Depots aus allen Nähten“. Man müsse übers Entsammeln reden.

Sammlungen könnten noch so gut sein, meint Jens Bortloff, Museumsarb­eit sei in erster Linie Personalar­beit. Damit schloss er an Franziska Zschäck (Freilichtm­useum Hohenfelde­n) an, die erklärt hatte: „Gute Arbeit muss gut bezahlt werden. Museen müssen für qualifizie­rte Fachkräfte attraktiv sein – was sie nicht sind.“

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