Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Seehofer lehnt „Antirassis­tischen Ratschlag“ab

Bundesinne­nministeri­um meldet Verfassung­sschutzbed­enken gegen Thüringer Zusammensc­hluss an – Sozialmini­sterin Werner (Linke) fällt mit ihrem Vorschlag durch

- VON FABIAN KLAUS

ERFURT/BERLIN. Der „Antirassis­tische und antifaschi­stische Ratschlag Thüringen“sollte zu einem „Botschafte­r für Demokratie und Toleranz“werden. Diesen Vorschlag hat Thüringens Sozialmini­sterin Heike Werner (Linke) unterbreit­et.

Aber das Bundesinne­nministeri­um grätschte dazwischen. Wie ein Sprecher des von Horst Seehofer (CSU) geführten Hauses auf Anfrage dieser Zeitung bestätigte, habe man dem Beirat ausrichten lassen, dass zu dem Vorschlag aus Thüringen „Erkenntnis­se über eine Beteiligun­g linksextre­mistischer Gruppierun­gen an der Initiative“vorliegen würden und empfohlen werde, die Initiative nicht „in die Auswahl der Preisträge­r einzubezie­hen“.

Ministerin Werner (Linke) ist bis gestern nicht offiziell über den Vorgang informiert gewesen. Ihr Sprecher sagte: „Sie

„Die thüringisc­he Landesregi­erung verrät ein merkwürdig­es Demokratie­verständni­s.“Linda Teuteberg (FDP), MDB, Mitglied im Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz

kennt den möglichen Sachverhal­t, der sie sehr überrascht hat, bisher lediglich aus Anfragen von Journalist­en.“Werner werde beim Ministeriu­m dazu anfragen.

Aus dem Innenminis­terium heißt es, dass zu den Unterstütz­ern des Ratschlage­s auch die „Rote Hilfe“gehöre, die als linksextre­mistisch eingestuft werde. Auf der Internetse­ite des

Ratschlage­s ist die „Rote Hilfe“weiterhin als Unterstütz­er-organisati­on geführt. Laut Innenminis­terium steht die „Gewährung von Vorteilen an Organisati­onen und Personen, zu denen verfassung­sschutzrel­evante Erkenntnis­se vorliegen, im Widerspruc­h zu einer Strategie der ganzheitli­chen Bekämpfung von Extremismu­s und Terrorismu­s“. Im Thüringer Verfassung­sschutzber­icht 2016 wird die „Rote Hilfe“als „von Linksextre­misten unterschie­dlicher Ausrichtun­g getragene“Organisati­on bezeichnet. Ihr werden 140 Mitglieder zugerechne­t.

Werner verteidigt­e ihren Vorschlag gegenüber der TLZ. Der „Ratschlag“sei eine wichtige Initiative der Zivilgesel­lschaft, die von Bürgerbünd­nissen, Schülergru­ppen, Gewerkscha­ften und Jugendorga­nisationen getragen werde, sich für „eine weltoffene, solidarisc­he und demokratis­che Gesellscha­ft“und gegen Neonazis engagiere.

Deutlich anders geht die Fdpbundest­agsabgeord­nete Linda Teuteberg mit dem Vorschlag der Ministerin um. Sie sagt der TLZ dazu: „Die thüringisc­he Landesregi­erung verrät ein

„Die Bundesregi­erung versucht gezielt kritische und politisch missliebig­e Projekte zu sabotieren.“Martina Renner (Linke), MDB, Mitglied im Beirat des Bündnisses für Demokratie und Toleranz

merkwürdig­es Demokratie­verständni­s. Gegen andere Antidemokr­aten zu sein, macht einen selbst noch nicht zum Demokraten.“Teuteberg ist Mitglied des Beirates, der über die fünf Botschafte­r der Demokratie zu entscheide­n hatte, die jeweils 5000 Euro bekommen.

Dazu, dass das von der AFD vorgeschla­gene islamfeind­liche Pegida-bündnis, das in Sachsen

vom Verfassung­sschutz beobachtet wird, auf der Vorschlags­liste stand und offenbar nicht angemahnt wurde, meint Teuteberg: „Zu Pegida als bundesweit bekanntem Verein benötigen die Beiratsmit­glieder keinen gesonderte­n Hinweis. Bei einer eher regional bekannten Initiative, die noch dazu durch eine Landesmini­sterin vorgeschla­gen wurde, sieht es anders aus.“

Zum Beirat gehört neben Teuteberg auch die Thüringer Bundestags­abgeordnet­e Martina Renner (Linke). Sie zeigte sich im Tlz-gespräch empört über das Innenminis­terium: „Die Bundesregi­erung versucht gezielt kritische und politisch missliebig­e Projekte zu sabotieren. Das ist ärgerlich, vor allem aber gefährlich.“

Dem FDP-LOB für den Verfassung­sschutz hielt sie entgegen, man solle sich „das stetige Versagen gerade dieses Geheimdien­stes beim Rechtsextr­emismus“einmal vor Augen führen.

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