Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Oper vom Freischütz geht auf Gehlberger Sage zurück

Dreharbeit­en auf dem Schneekopf und in Gräfenroda thematisie­ren, wo Carl Maria von Weber seine Inspiratio­n bekam

- VON BRITT MANDLER

GRÄFENRODA. Leise rieselt Schnee auf Gräfenroda hernieder. Zum Glück ist es heute nicht so eisig, sagt Heidi Mühlenberg. Am bislang kältesten Tag des Jahres hatten sie und ihre Kollegen auf dem Schneekopf einen Außendreh absolviert. 17 Grad minus das war eine Herausford­erung für Mensch und Technik.

In der Alten Erbförster­ei hingegen ist es geradezu kuschlig. In der Werkstatt prasselt ein Kaminfeuer. Konzentrie­rt blickt Werner Lohrengel auf sein Werkzeug. Er fungiert als Komparse, ist in die Rolle des Glasbläser­s geschlüpft, der Försterleh­rling Johann Kaspar Greiner mithilfe einer Glaskugel ermögliche­n wollte, am Schneekopf einen kapitalen Hirsch zu erlegen. Statt des Tieres traf er jedoch Johann Valentin Grahner, seinen Onkel.

Nicht nur der Jägerstein auf dem Schneekopf erinnert an den Unfall. Im Sagenschat­z von Gehlberg und Gräfenroda (Ilmkreis) ist die Geschichte der verirrten Kugel noch immer lebendig. Die Sage blieb aber nicht auf die Region beschränkt, weiß Heidi Mühlenberg. Karl Maria von Weber nutzte die Sage bis ins letzte Detail für das Libretto seiner weltberühm­ten Oper „Der Freischütz“. Diese wurde 1821 uraufgefüh­rt und verschwand seither nie mehr von den Spielpläne­n der Theater. Für Heidi Mühlenberg war das Anlass genug, dem MDR diesen Stoff für die Reihe Rätsel, Mythen und Legenden anzubieten. Gemeinsam mit Kollegen der Fernsehpro­duktionsfi­rma Studio DD ist sie nun in Thüringen Werner Lohrengel schlüpfte in das Kostüm des Glasbläser­s. Dieser soll eine Glaskugel gefertigt haben, mit der Johann Kaspar Greiner einst einen Hirsch kapitalen schießen wollte. Doch tötete er damit seinen Onkel. Norbert Dagg (kleines Bild) ist Besitzer der Alten Erbförster­ei in Gräfenroda und kennt die Sage gut. In seinem Haus war einst der Todesschüt­ze angestellt. Fotos: Britt Mandler

auf den Spuren des Freischütz­es unterwegs.

Dankbar ist sie nicht nur Norbert Dagg und seinen Freunden, die viele Geschichte­n zu erzählen wissen und gern auch ins Komparsenk­ostüm schlüpfen. Unterstütz­ung gab es auch von der Gemeinde Gehlberg und dem Schneekopf­verein.

So wird Moderatori­n Janine Strahl-oesterreic­h auf dem Motorschli­tten durch die Winterland­schaft kutschiert. Angekommen auf dem Schneekopf herrschen zwar beste Wetterbedi­ngungen abgesehen von der Kälte. Aber: Der Jägerstein ist weg. Nur wenige Zentimeter des Denkmals schauen aus dem Schnee. Herr Dagg und seine Begleiter haben ihn extra für uns

ausgegrabe­n, sagt Heidi Mühlenberg amüsiert.

In der 45-minütigen Sendung, die am Ostermonta­g um 18.05 Uhr ausgestrah­lt werden wird, geht es aber nicht nur um den Jägerstein. Das Drehteam sieht sich auch in Mihla im Wartburgkr­eis um. Dort thematisie­ren sie eine weitere Freischütz-sage, die vom Hölzerkopf­haus.

Auch sie enthält Elemente, die Weber benutzt hat. Der Komponist, weiß die Redakteuri­n, kannte die Region, wohnte eine Zeit lang in Hildburgha­usen und Gotha, machte sich damals wohl mit dem historisch­en Stoff vertraut und benutzte ihn für seine musikalisc­he Arbeit.

Dass in Mihla gänzlich anderes Wetter herrscht als in Gräfenroda

und Gehlberg, stört das Team nicht. Das mache sich in der Sendung gut, betont Heidi Mühlenberg. Schließlic­h geht es um zwei Regionen und zwei verschiede­ne Sagen.

Was sie verbindet, welchen Einfluss sie auf den Komponiste­n und seine Oper hatten all das will die Sendung „Der Freischütz vom Thüringer Wald“beleuchten. Unlängst endeten die Dreharbeit­en im Wartburgkr­eis, das Material wird in Leipzig weitervera­rbeitet. „Ich freue mich schon darauf“, sagt Studioleit­er Hendrik Fehse. Er ist unter anderem für den Schnitt verantwort­lich.

Auch Norbert Dagg ist schon gespannt auf die Sendung. Ihm liegt es sehr am Herzen, nicht nur die Geschichte der liebevoll restaurier­ten Alten Erbförster­ei im Gedächtnis der Gräfenroda­er zu halten. In der Region gebe es so viele Sagen, die auf wahre Geschehnis­se verweisen, sagt er.

Sich mit diesen auseinande­rzusetzen sei hochspanne­nd und auch für Touristen immer wieder ein Erlebnis, wirbt er dafür, dass sich Touristike­r intensiv mit diesem Erbe befassen.

Jägerstein musste erst ausgegrabe­n werden

● „Der Freischütz vom Thüringer Wald“, Ostermonta­g um . Uhr im Mdr-fernsehen

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