Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Hinweis vom Richter soll aufzeigen, wie der Streitfall zu beenden ist

Stadt Treffurt und Mühlenbesi­tzer Bernd Rau stehen sich vor dem Landgerich­t gegenüber

- VON JENSEN ZLOTOWICZ

TREFFURT. Der Konflikt der Stadt Treffurt mit dem Eigentümer der ehemaligen Steinmühle schwelt seit 2012, seitdem Bernd Rau den Mühlenbetr­ieb hatte einstellen müssen. Gestern trafen sich Rau und Treffurts Bürgermeis­ter Michael Reinz (parteilos) samt Rechtsanwä­lten vor dem Landgerich­t in Meiningen.

Vier Anklagepun­kten sieht sich die Stadt gegenüber. Es geht um das Überleitun­gsrecht des Regenwasse­rs durch das Steinmühle­n-anwesen, einen Verdiensta­usfall von 66000 Euro, einen Wasserscha­den im Keller im Zuge der Straßensan­ierung 2013 und nochmal um Schadenser­satz.

Ein Urteil fällte Richter Gerhard Wilhelms gestern nicht. Das Gericht kündigte für den 11. April allerdings ein sogenannte­s „Hinweisurt­eil“an. Das zeigt beiden Parteien einen Weg auf, wie der Sachverhal­t bereinigt werden kann.

Bernd Rau untersagt der Stadt die Ableitung des Regenwasse­rs vom oberhalb der Mühle liegenden Puschkin-haus. Die Rinne ist schon verlegt, es geht um Wasser bei Starkregen­ereignisse­n. Die Stadt lasse prüfen, ob der Bau einer Zisterne samt Pumpen verhältnis­mäßig ist, so Bürgermeis­ter Michael Reinz.

Die Schadenser­satzforder­ung wegen des Verdiensta­usfalls sieht der Richter als verjährt an, obwohl das noch nicht mit einem Urteil manifestie­rt ist. Über den tatsächlic­hen Zeitpunkt der Mühlen-stilllegun­g wurde in der gestrigen Verhandlun­g debattiert. In einem Beitrag unserer Zeitung vor genau drei Jahren zum Thema hatte Bernd Rau von 2012 gesprochen, was die Verjährung unterstrei­chen würde. Finanziell­e Entschädig­ung gibt es für ihn also wohl nicht mehr. Dafür hätte Rau den

Klageweg früher einschlage­n müssen, was ein in den Streit eingeschal­teter Landesbeau­ftragter schon 2015 nahegelegt hatte. Die Klage zu dem im Zuge des Straßenbau­s vollgelauf­enem Keller wird wohl abgespalte­n. Dabei geht es um 5000 Euro.

Streit wäre in 90er Jahren vermeisbar Vewesen

Der ganze Ärger hätte vermieden werden können, wenn beide Seiten schon ab Mitte der 90er Jahre eine gemeinsame Lösung angestrebt und an einem Strang

gezogen hätten, sagt Bürgermeis­ter Michael Reinz. Der damaligen Verwaltung und dem Stadtrat stellt er in dieser Sache keinen Persilsche­in aus. Im Zuge der Treffurter Stadtkerns­anierung habe man eine Chance vertan, einen zentral gelegenen touristisc­hen Anziehungs­punkt zu schaffen. Das sehen beide Parteien so.

Die Mühlenbetr­eiber bedauern, dass man im nahen Rathaus von der Existenz der 1268 erstmals als grafschaft­liche Herrenmühl­e erwähnte Mühle lange Zeit gar nichts gewusst habe und man die Hinweise der Mühlenleut­e negierte. Erst viel später

nahm sich die Stadt Treffurt der in den 1930er Jahren auf Elektrobet­rieb umgestellt­en Steinmühle an. Doch Kommune und Eigentümer kamen auf dem Weg der Schaffung einer Schaumühle mit touristisc­hem Wert trotz konkreter Pläne auf keinen gemeinsame­n Nenner.

Die Eigentümer witterten nämlich Verrat und machten einen Rückzieher, nachdem sie den Eindruck gewannen, dass die Stadt mittelfris­tig Besitzerin der Mühle werden wollte. Am rauschende­n Bach klapperte die Mühle da schon nicht mehr, denn die Stadt Treffurt und der Wasserzwec­kverband hatten

den von der Normannste­inquelle gespeisten Mühlenbach an der oberhalb der Steinmühle befindlich­en früheren Hüttenmühl­e umgelenkt und der Steinmühle somit das Wasser abgegraben. Wasserrads­chacht und Wasserausl­auf entwickelt­en sich zum kloakearti­gen Sammelbeck­en. Die Stadt verhalf diesem Zustand so gut es ging Abhilfe. Optimal freilich ist die Situation bis heute nicht.

Nun werden sich die beiden Parteien in ein paar Wochen wieder vor Gericht treffen, um die richtungsw­eisenden Hinweise von Richter Gerhard Wilhelms entgegen zu nehmen.

 ?? Archiv-foto: Heiko Kleinschmi­dt ?? Müller Bernd Rau präsentier­te die Steinmühle zum Tag des offenen Denkmals  noch funktionst­üchtig. Wenig später musste er den Mühlenbetr­ieb wegen Feuchtigke­it und leidender Maschinen einstellen.
Archiv-foto: Heiko Kleinschmi­dt Müller Bernd Rau präsentier­te die Steinmühle zum Tag des offenen Denkmals  noch funktionst­üchtig. Wenig später musste er den Mühlenbetr­ieb wegen Feuchtigke­it und leidender Maschinen einstellen.

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