Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Meine Ehrlichkeit wurde mir negativ ausgelegt“
Am Sonnabend kehrt Christoph Menz mit Fortuna Köln zu seinem Exklub Rotweiß Erfurt zurück. Wir sprachen mit dem 29Jährigen über seinen Wechsel und neue Ziele
ERFURT. Seit Sommer 2014 trug Christoph Menz das Trikot des FC Rot-weiß Erfurt, ehe sich die Wege im Januar trennten und er nach Köln wechselte. Wir sprachen mit ihm.
Rechnen Sie mit einem Pfeifkonzert bei der Verkündung Ihres Namens im Stadion?
Natürlich wäre das nicht angenehm. Aber wenn es so ist, muss ich damit leben.
Ihr Wechsel in der Winterpause schlug hohe Wellen. Wie bewerten Sie diesen rückblickend?
Sportlich, aber vor allem privat war es für meine Familie und mich eine Umstellung. Ich habe lange mit meiner Familie gesprochen und mir die Entscheidung alles andere als einfach gemacht. Leicht ist sie mir nicht gefallen. Es war aber eine gute, richtige Entscheidung.
Dass Sie öffentlich Wechselgedanken hegten, nahmen Ihnen viele Fans krumm. Würden Sie diese Vorgehensweise noch einmal so machen?
Wahrscheinlich nicht. Das Problem entstand eher im Nachgang. Mir wurde intern meine Ehrlichkeit negativ ausgelegt. Dabei ist das keine schlechte Eigenschaft. Natürlich hatte das für viele einen faden Beigeschmack, dass sie das durch die Zeitungen mitbekommen haben. Ich denke, beide Seiten hätten es moderater vermitteln können.
Auch Mitspieler und Trainer äußerten Kritik. Sie meinten, man hätte sich als Vizekapitän in dieser schweren Situation nicht so einfach aus der Verantwortung stehlen dürfen.
Das muss jeder für sich entscheiden und man muss das auch differenzierter sehen. Ich war ja nicht der Einzige, der mit dem Gedanken gespielt hat. Doch mir wurde auch gesagt, dass ich keine Rolle mehr spiele. Der Vorwurf, dass ich mich aus der Verantwortung gezogen hätte, ist nicht gerecht. Ich habe in dreieinhalb Jahren alles mitgemacht und man konnte sich jederzeit auf mich verlassen. Wenn ich mich hätte davonstehlen wollen, hätte ich das im Sommer vor der Saison getan.
Von der Entwicklung auf und neben dem Feld her gesehen haben Sie alles richtig gemacht. Hätten Sie gedacht, dass es um den FC Rotweiß rund zwei Monate nach ihrem Wechsel derart schlecht bestellt ist?
Für mich war das leider absehbar. Man hat ja auch mit anderen Leuten gesprochen. Als Spieler möchte man Erfolg und Sicherheit haben. Dies geriet ins Wanken. Leider ist es genauso gekommen, wie es viele prognostiziert haben.
Hat Ihre Familie erleichtert auf den Wechsel reagiert?
Am Anfang nicht, denn wir haben uns zu jeder Zeit in Erfurt wohlgefühlt. Doch nach einer gewissen Eingewöhnungszeit sind wir nun zufrieden.
Bei der Fortuna geht es beschaulich und erfolgreicher zu. Fühlen Sie sich befreit – sportlich wie mental?
Ja, schon. Es ist angenehmer, oben mitzuspielen. Ich möchte aber noch einmal betonen, dass ich mit dem sportlichen Abstiegskampf kein Problem gehabt hätte und weiterhin alles gegeben hätte, damit wir die Klasse halten. Doch die finanzielle Unsicherheit und die zwischenmenschlichen Probleme waren zwei schwerwiegende Faktoren. Es gab zu viele Unstimmigkeiten. Deshalb bin ich zur sportlichen Leitung gegangen und habe mitgeteilt, dass ich mich gerne verändern würde.
Ist der Aufstieg als derzeitiger Fünfter ein realistisches Ziel?
Dazu müssen wir eine neue Serie starten. Die Niederlage gegen Großaspach hat uns zurückgeworfen und war nicht eingeplant. Nun müssen wir gegen Erfurt und Meppen gewinnen. Danach stehen die Entscheidungsspiele gegen die Teams von oben an.
Mit ein wenig Abstand: Was bleibt Ihnen aus dreieinhalb Jahren Erfurt im Gedächtnis?
Ich hatte eine schöne Zeit, auch in der Mannschaft. Wir haben viele gute Freundschaften geschlossen und uns in der Stadt immer wohlgefühlt. Über Erfurt kann ich nichts Schlechtes sagen. Ich hatte meinen Vertrag im Sommer nicht umsonst verlängert; selbst als klar war, dass es schwer werden würde.
● Rot-weiß Erfurt – Fortuna Köln, Sonnabend Uhr, Steigerwaldstadion