Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Domspatzen-skandal: Missbrauch unter Sängern?

Exinternat­sschüler berichtet von systematis­chen sexuellen Übergriffe­n

- VON CHRISTIAN ECKL

REGENSBURG. Es ist ein weiterer Tiefschlag für den weltberühm­ten Chor der Regensburg­er Domspatzen. Nachdem ein Anwalt die Missbrauch­sfälle kirchliche­r Mitarbeite­r an Internatsu­nd Chorschüle­rn aufgearbei­tet hatte, gibt es jetzt neue Vorwürfe. Es soll auch unter Schülern Missbrauch gegeben haben.

Das Ard-magazin „Report Mainz“zitiert Thomas M., der von 1987 bis 1992 Schüler im Musikgymna­sium war, aus dem der Chor mit Knabenstim­men besetzt wird. „Für mich war diese Zeit einfach sehr traumatisc­h. Da habe ich viele Jahre gebraucht, um das für mich zu sortieren“, schildert M. seine Erlebnisse. Er spricht davon, dass

Zehntkläss­ler sich systematis­ch Fünft- und Sechstkläs­sler im Internat hörig machten, bis zum Oralverkeh­r und zur Vergewalti­gung soll es gekommen sein.

Abwegig ist das nicht: Immerhin wurde erst Ende 2016 ein ehemaliger Domspatz verurteilt, der lange im Verdacht stand, seine Verlobte ermordet zu haben. Den Mord konnte man nicht nachweisen, wohl aber, dass er einen elf- und einen 13-jährigen Schüler in seiner Zeit bei den Domspatzen missbrauch­t hatte. Die Ermittler fanden zudem kinderporn­ografische­s Material auf seinem Rechner.

Bei den Domspatzen ist man über die neuerliche­n Berichte über ein System sexuellen Missbrauch­s unter den Schülern entsetzt. Und auch das Bistum gibt sich kleinlaut: Man habe die Schilderun­g von Thomas M. „mit Erschütter­ung und Bedauern gesehen“. Ziel des Bistums sei es, „dass die, die schuldig geworden sind, zur Rechenscha­ft gezogen werden“. Betroffene bitte man, sich an die unabhängig­en Missbrauch­sbeauftrag­ten zu wenden.

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Der Regensburg­er Dom St. Peter. Foto: Armin Weigel, dpa

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