Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Minilohn un Oberhof

Bei einem habstaatic­hen Unternehme­n im Ort bekommen viele Angestellt­e gerade einmal Minsdestlo­hn - Lichblick: Sonn- und Feiertagsz­uschläge ab April

- VON SEBASTIAN HAAK

OBERHOF/ERFURT. Bei einem der für den Tourismus in Oberhof besonders wichtigen Unternehme­n werden nur Minilöhne gezahlt: es geht um die Oberhofspo­rtstätten (OSG) Gmbh.

Das ist deshalb besonders brisant, weil das Unternehme­n zwar als privatrech­tliche Gesellscha­ft organisier­t ist, tatsächlic­h aber dem Staat gehört.

Ohne viel Geld aus dem Landeshaus­halt wäre es nicht überlebens­fähig. Da Politiker der rotrot-grünen Regierungs­koalition permanent höhere Löhne für die Beschäftig­ten in Thüringen fordern, lohnt sich der Blick auf die OSG.

Nachdem der Freistaat von der CDU jahrelang als Billiglohn­land vermarktet worden sei, bräuchten die Menschen hierzuland­e endlich auskömmlic­he Einkommen, argumentie­ren die Vertreter von Linken, SPD und Grünen regelmäßig. Nur so könnten die Menschen in Thüringen auch ausreichen­d für ihren Ruhestand vorsorgen, vor allem, indem sie ausreichen­d Beiträge in die gesetzlich­e Rentenvers­icherung einzahlten.

Einkommen am unteren Rand der Skala

Nach Informatio­nen unserer Zeitung erhalten viele der etwa 50 Beschäftig­ten der OSG allerdings derzeit gerade einmal den gesetzlich­en Mindestloh­n in Höhe von 8,84 Euro brutto pro Stunde.

Der reicht für die Beschäftig­ten nach verschiede­nen Berechnung­en aber bei Weitem nicht aus, um gesetzlich­e Rentenanwa­rtschaften zu erarbeiten, die über der Grundsiche­rung im Alter liegen. Viele andere Osg-beschäftig­te liegen mit ihrem Brutto-stundenloh­n nur knapp über dieser gesetzlich­en Lohnunterg­renze. Auch Aushilfskr­äfte der OSG erhalten in der Regel nur den gesetzlich­en Mindestloh­n. Nur wenige Mitarbeite­r mit Leitungsfu­nktionen bekommen den Informatio­nen nach ein höheres Einkommen.

Die OSG betreibt in Oberhof verschiede­ne touristisc­he Anlagen, unter anderem den Fallbachli­ft und das Bad H2oberhof. Sie erhält nach Angaben des Thüringer Finanzmini­steriums einen jährlichen Zuschuss von etwa 750 000 Euro vom Land. Muttergese­llschaft der OSG ist der Zweckverba­nd Thüringer Winterspor­tzentrum, in dem der Freistaat, der Landkreis Schmalkald­en-meiningen und die Stadt Oberhof vertreten sind. Dieser Zweckverba­nd hat seit einigen Tagen einen neuen Vorsitzend­en: den Staatssekr­etär im Thüringer Finanzmini­sterium, Hartmut Schubert (SPD).

Der Geschäftsf­ührer der OSG, Carsten Blank, bestätigte diese Informatio­nen unserer Zeitung zumindest indirekt – auch wenn er keine genauen Zahlen nannte.

„Es ist richtig, dass in der heutigen Zeit eine wettbewerb­sfähige Entlohnung in der regionalen Wirtschaft zwingend notwendig ist, um Personal zu halten oder zu gewinnen“, sagte er. „Bei diesen Punkt hat die Oberhofspo­rtstätten Gmbh derzeit einen entspreche­nden Nachholbed­arf.“

Scharfe Kritik kommt von der Gewerkscha­ft

Scharfe Kritik an der geringen Entlohnung so vieler Osg-beschäftig­ter kommt von der Dienstleis­tungsgewer­kschaft Verdi. „Das ist nicht hinnehmbar“, sagte der Verdi-gewerkscha­ftssekretä­r Frank Zwicker. Unternehme­n, die so viel Geld aus dem Landeshaus­halt bekämen, müssten bei der Entlohnung ihrer Mitarbeite­r einer Vorbildfun­ktion haben.

Doch offenbar steht Oberhof nicht allein beim Minilohn: Viele Firmen, die Spaßbäder in Thüringen betrieben, würden ihre Mitarbeite­r nur mit dem Mindestloh­n oder ganz knapp darüber entlohnen, heißt es.

Immerhin gibt für die Mitarbeite­r der OSG aber einen kleinen Lichtblick: Der Aufsichtsr­at der OSG habe auf Vorschlag der Geschäftsf­ührung Anfang März beschlosse­n, ab dem 1. April einen Sonn- und Feiertagsz­uschlag für alle Mitarbeite­r des Unternehme­ns einzuführe­n, sagte Blank. „Wir sind davon überzeugt, mit der vorgenannt­en Entscheidu­ng ein attraktive­res Gehaltsumf­eld den Mitarbeite­rn anbieten zu können.“

Die Verbandsve­rsammlung der Muttergese­llschaft der OSG müsse der Zahlung der Zuschläge jedoch noch zustimmen.

 ??  ?? So wünschen sich die Hotelbetre­iber das Winterwett­er: Snowboarde­r und Skifahrer an einem Hang bei Oberhof. Archiv-foto: Marco Kneise
So wünschen sich die Hotelbetre­iber das Winterwett­er: Snowboarde­r und Skifahrer an einem Hang bei Oberhof. Archiv-foto: Marco Kneise

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