Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Künftige Umgehung von Tüttleben wird auf alte Munition untersucht
Sondierung auch entlang der B 7 Richtung Siebleben, weil die zurückgebaut wird, wenn die Umfahrung 2020 fertig ist
TÜTTLEBEN. Autofahrer wundern sich: Entlang der Bundesstraße 7 sind neben der Fahrbahn zwischen Tüttleben und Siebleben Holzpflöcke mit roten Spitzen in die Erde geschlagen. Doch nicht nur dort markieren sie eine wichtige Fläche – auch nördlich von Tüttleben stecken solche Holzstäbe in den Feldern. Sie haben etwas mit dem Bau der Ortsumfahrung von Tüttleben zu tun. „Die Pflöcke kennzeichnen den Bereich, der auf Kampfmittel untersucht werden soll, und umfassen das gesamte zukünftige Baufeld“, erklärt Hans-Joachim von der Osten, kommissarischer Dezernatsleiter im Landesamt für Bau und Verkehr in Thüringen. „Allerdings werden Teile dieses Feldes nur für die Bauzeit gebraucht. Für die Nutzung des Baufeldes werden noch in diesem Jahr Vereinbarungen mit den Eigentümern und Pächtern getroffen.“
Auf Kampfmittel untersucht werde auch entlang der jetzigen B-7-Trasse zwischen Tüttleben und Siebleben, weil diese Straße zurückgebaut werden soll, wenn die Umgehung fertig und in Betrieb genommen ist. Vor jedem derartigen Bauvorhaben werde in der Regel eine Recherche veranlasst. „Dabei werden historische Dokumente betrachtet, und die mögliche Gefährdung durch Kampfmittel wird bewertet. Bei konkreten Gefährdungen werden die betroffenen Bereiche sondiert und eventuell vorhandene Kampfmittel ordnungsgemäß vernichtet“, schilderte Hans-Joachim von der Osten. Für das Baufeld der Ortsumfahrung Tüttleben, westlich des Friemarer Weges, gebe es konkrete Hinweise auf eine mögliche Gefährdung durch Munition aus dem Zweiten Weltkrieg.
Mit Sonden sind in diesen Wochen Mitarbeiter einer Spezial-Firma unterwegs, um nach gefährlichen Überbleibseln des Krieges zu suchen, die womöglich im Boden liegen. Diese Unternehmen müssen nach dem Sprengstoffgesetz zugelassen sein für solche Arbeiten.
Finden sie metallische Anomalien, müssen diese untersucht, freigelegt und identifiziert werden. „Handelt es sich um Kampfmittel, dann müssen sie von diesen speziellen Firmen entfernt werden“, sagt der kommissarische Dezernatsleiter.
Mit der Kampfmittelsondierung ist die Bauvorbereitung der Ortsumgehung aber nicht abgeschlossen. „Dieses Jahr stehen noch archäologische Untersuchungen an, da wir auch dazu konkrete Hinweise vorliegen haben, dass Funde möglich sind. Damit wird wahrscheinlich im Sommer begonnen“, so HansJoachim von der Osten.
Des Weiteren seien bereits 2017 landschaftspflegerische Maßnahmen, die die Auswirkungen des Straßenneubaus auf die Umwelt kompensieren sollen, vorgesehen. Bei der Bauvorbereitung gehe es dann noch mit den Grunderwerbsverhandlungen und der Ausführungsplanung der Bauarbeiten auf der Grundlage des Planfeststellungsbeschlusses vom 27. Juni 2016 weiter. Beginnen könnten die eigentlichen Straßenbauarbeiten dann Mitte des nächsten Jahres. 2020 soll die Ortsumgehung schließlich fertiggestellt sein. Der Bund stellt 9,1 Millionen Euro für die Ortsumfahrung Tüttleben zur Verfügung. Es handelt sich um einen zweistreifigen Neubau auf 3,2 Kilometern Länge nördlich des Ortes, der zur Verwaltungsgemeinschaft „Nesseaue“gehört.
Was für Tüttleben greifbar nahe ist, darauf müssen die Siebleber noch etwas länger warten. Doch die nördliche Umfahrung des Gothaer Ortsteils ist im Bundesverkehrswegeplan bis 2030 immerhin als vordringlich eingestuft. Die Bauzeit dafür wird auf zwei Jahre geschätzt – für einen dreistreifigen Neubau der B 7 von Siebleben bis Gotha auf 4,4 Kilometern Länge. Die Einordnung der Ortsumfahrung als vordringlich hat die Stadt Gotha in einer Stellungnahme im Frühjahr 2016 ausdrücklich begrüßt.
Baubeginn ist erst im nächsten Jahr