Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Klebrige, heiße Reifen

Hersteller Paul Hembery erzählt, worauf es bei den Rädern für die Formel 1 ankommt und warum sie nach den Rennen gewaschen werden.

- Von Christian Hollmann

Mechaniker wuseln um einen Rennwagen herum und wechseln die Reifen. Solche Bilder sieht man bei Autorennen ständig. Die Rennfahrer in der Formel 1 verbrauche­n jedes Jahr Tausende Reifen. Ende März geht die neue Saison los. Paul Hembery kennt sich mit diesen Reifen super aus. Er arbeitet für einen Reifen-Hersteller und ist so etwas wie der Reifen-Chef der Formel 1. Was ist der Unterschie­d zwischen einem Formel-1-Reifen und einem Reifen für normale Straßen? Ein Formel-1-Reifen muss höchstens ein Rennen schaffen, das sind rund 300 Kilometer. Auf einen Rennwagen wirken in der Kurve ungefähr fünfmal höhere Kräfte als auf ein normales Straßenaut­o. Warum gibt es in der Formel 1 verschiede­ne Reifen? Das wünscht sich die Leitung der Formel 1 von uns, weil alle 20 Rennstreck­en verschiede­n sind. Der Untergrund­belag unterschei­det sich, die Temperatur­en sind jeweils anders. Das mit einer einzigen Art von Reifen zu bewältigen, ist unmöglich. Wie viele Reifen benötigt die Formel 1 jedes Jahr? Wir stellen ungefähr 50 000 Reifen pro Jahr für die Formel 1 her. Das umfasst neben den Rennen auch die Testfahrte­n vor und während der Saison. Wie lange dauert es, einen Reifen herzustell­en? Das ist ein Prozess in mehreren Stufen. Wenn man alle Arbeitsgän­ge direkt nacheinand­er machen würde, dann würde es wohl so vier bis fünf Stunden dauern. Aber ganz so funktionie­rt es nicht. Es sind am Ende aber weniger als zwölf Stunden. Warum werden die Reifen nach dem Training immer von den Mechaniker­n gewaschen? Na, weil sie stolz auf die Reifen sind, das gefällt uns. Aber eigentlich waschen sie die Felgen, um Schmutz und kleine Teile zu entfernen. Wenn die Reifen heiß werden, sind sie wie klebrige Aufsammel-Maschinen, die allen möglichen Müll von der Strecke aufheben. Aber wofür werden die Reifen denn noch gebraucht? Im Rennen kommen sie ja nicht mehr zum Einsatz. Wenn wir abends feststelle­n wollen, wie stark der tatsächlic­he Verschleiß der Reifen war, müssen wir sie wiegen. Dazu muss aber vorher dieser ganze Abfall abgewasche­n werden, um kein falsches Ergebnis zu bekommen. Erst dann können wir genau vorhersage­n, wie viele Runden im Rennen die Reifen wirklich gut halten.

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FOTO: ULI DECK Bei dem finnischen Formel 1 Rennfahrer Kimi Räikkönen werden beim Zweiten Freien Training auf dem Hockenheim­ring im Bundesland Baden-Württember­g in der Boxengasse die Reifen gewechselt. Bei Autorennen sieht man sie oft: Techniker, die an den Rennautos...

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