Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Handballer mit Schutzengel
Wie sich Eisenachs Marcel Schliedermann nach einem HorrorUnfall wieder zurückkämpft
EISENACH. Vor ein paar Tagen ist Marcel Schliedermann mit dem Auto an jener Stelle vorbeigefahren, wo er am 29. Januar um ein Haar sein Leben verloren hätte. „An den Unfall kann ich mich nicht mehr erinnern. Insofern hat es mir nichts ausgemacht, dort langzufahren. Aber es ist wohl die beste Art, die Angst zu überwinden“, sagt der Handballer vom ThSV Eisenach, der an der Anschlussstelle der Autobahn 1 bei Bad Oldesloe mit seinem Renault Talisman von der Fahrbahn abkam, über die Leitplanke schleuderte, ein Ausfahrtschild sowie eine Notrufsäule umriss und sich mit dem Wagen mehrfach überschlug. Das Auto war nur noch ein Haufen voll Schrott. Im Sommer aber will er auf dem Handball-Parkett zurück sein.
„Dass wir da lebend rausgekommen sind, war wohl ein großes Glück“, sagt der ZweitligaHandballer, dessen 19 Jahre alte Begleiterin schwer verletzt wurde, sich aber ebenso auf dem Weg der Besserung befindet.
Training auf dem Rad und mit Laufschuhen
Schliedermann kann sich nicht erklären, wie es zum Unfall kam. Alkohol war nicht im Spiel, zudem kennt er die Strecke aus seiner Zeit beim HSV Hamburg, die er damals dort Hunderte Male auf dem Weg zum Training passierte. Beim Horror-Crash zog er sich im linken Ellenbogen den Riss aller Sehnen und Bänder zu. Hinzu kamen ein Schädel-Hirn-Trauma, Blutergüsse sowie eine Rippenprellung. Als der Handball in den ersten Tagen nach dem Unfall ganz weit weg schien, war er trotzdem ganz nah. Nicht nur seine Eisenacher Mitspieler um Trainer Christoph Jauernik schickten Genesungswünsche in die Hamburger Klinik, auch sein Ex-Trainer Martin Schwalb, Pascal Hens, die Lijewski-Brüder oder der einstige Welthandballer Bertrand Gille aus Frankreich, mit denen er einst in Hamburg zusammen spielte, meldeten sich bei ihm. „Diese moralische Unterstützung hat sehr, sehr gut getan“, sagt Schliedermann.
Bis zum vergangenen Montag wurde er in der Asklepios-Klinik in Lübeck behandelt. „Endlich wieder in Eisenach zu sein, ist ein gutes Gefühl“, sagt Schliedermann, der auch heute Abend seine Teamkollegen gegen Rostock von der Linie aus unterstützen wird. „Mein Plan ist es, dass ich im Juli wieder komplett ins Training einsteige, damit ich die Vorbereitung auf die neue Saison mit der Mannschaft bestreiten kann“, sagt der 26-Jährige.
In Abstimmung mit Mannschaftsarzt Tilo Trommer von der Sportklinik in Erfurt arbeitet er mit den beiden Physiotherapeuten Martin Münzberg und Alexander Nöthe bereits an seiner Rückkehr. Längst sitzt Schliedermann auf dem Fahrrad oder schnürt die Laufschuhe. „Mit den Beinen kann ich ja alles machen. Wichtig ist, dass ich mich trotz der Ellenbogen-Verletzung fit halte. Denn ich will nicht wieder bei null beginnen“, sagt Schliedermann.
Handball: Eisenach – Rostock, heute, . Uhr