Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ein Sportlerle­ben wie ein Sprint: kurz und spektakulä­r

Sonnyboy Armin Hary, der heute seinen 80. Geburtstag feiert, lief als erster Mensch die 100 Meter in 10 Sekunden

- VON RALF JARKOWSKI

BERLIN. „Das ist nicht mehr mein Ding, weil ich keine Typen mehr sehe. Es prickelt nicht mehr“, sagt der einstige Sonnyboy Armin Hary, der 1960 mit einem 100-Meter-Weltrekord Sportgesch­ichte schreibt. Mit zwei Olympia-Goldmedail­len krönt der Bergmannss­ohn aus dem Saarland noch im gleichen Jahr in Rom seine kurze, aber spektakulä­re Sportkarri­ere. Heute feiert er im niederbaye­rischen Adlhausen seinen 80. Geburtstag.

Der „blonde Blitz“lässt es heute ruhiger angehen, er spielt nicht mal mehr Golf, hat sich ein E-Bike zugelegt. Armin Hary ist mit sich und der Welt im Reinen, er lebt in der Gegenwart, freut sich auf die Zukunft, die alten Sachen sollen im Keller bleiben.

Nur bei den antiken Spikes, da hat er mal eine Ausnahme gemacht – und dann diese irre Geschichte erzählt von seinem Gold-Lauf in der Ewigen Stadt. „Ich bin da mit zwei Paar Schuhen von zwei verschiede­nen Firmen angetreten. Mit Puma bin ich gelaufen, und bei der Siegerehru­ng hatte ich Adidas an“, berichtet der Saarländer über seine „Bauchentsc­heidung“. Eine Woche nach seinem Triumph über 100 Meter am 1. September 1960 holt er mit der DLV-Sprintstaf­fel über 4x100 Meter sein zweites Olympia-Gold.

Hary ist für seinen Blitzstart bekannt – oft ist er schneller als der Knall der Pistole. Seine Karriere ist 1961 nach einem Autounfall schon vorbei, ehe sie so richtig in Fahrt kommt. Andere hätten sich diese vier tollen Jahre, von 1957 bis Ende 1960, gewünscht. Und diesen einen Tag: Am 21. Juni 1960 sorgt Hary auf der Aschenbahn im Zürcher Letzigrund-Stadion für ein bühnenreif­es Spektakel. Hary siegt in 10,0 Sekunden, doch das Rennen wird wegen eines angebliche­n Fehlstarts annulliert. 35 Minuten später knallt es wieder, und nach 45 explosiven Schritten ist der Deutsche im Ziel: 10,0 Sekunden – diesmal gilt der Weltrekord. Kein Europäer und kein Deutscher schnappte sich nach Hary jemals wieder die prestigetr­ächtigste Bestmarke der Leichtathl­etik. (dpa)

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Armin Hary am . Juni  bei seinem Rekordlauf in Zürich. Archiv-Foto: Hans-Ueli Bloechlige­r, dpa

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