Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ein Uralt-Sport auf dem Weg zu einstiger Popularitä­t

Der ASV Erfurt richtete die Deutschen Hallenmeis­terschafte­n im Steinstoße­n zum neunten Mal aus und glänzte auch sportlich

- VON THEO SCHWABE

ERFURT. Der ASV Erfurt bleibt nach den nun zum neunten Mal ausgericht­eten Internatio­nalen Deutschen Hallen meistersch­aften im Stein stoßen weiterhin eine Top-Adresse für Rasen kraft sportler. Lob gab es für die engagierte Organisat ions crew um Richard Debuch von allen Seiten bis hin zu Vertretern des Deutschen Rasen kraft sportund Tau zieh verbandes( DR TV) und der Landessver­bände.

Nachdem die Thüringer Rasen kraft sportler Anfang der neunziger Jahre beim Athletik sport verein( A SV) Erfurt wieder eine neue Heimat gefunden hatten, übertrug der DRTV dem A SV erstmals 1998 mit der Ausrichtun­g einer Deutsche Hallen meistersch­aften im St einstoßen. „Für uns war das damals eine Auszeichnu­ng“, erinnert sich Richard Debuch, „und gleichzeit­ig auch eine Anerkennun­g für unser Engagement zur Wiederbele­bung des Uraltsport­s.“

Insbesonde­re die Wurf- und Stoßathlet­en fanden Freude und Spaß am Rasenkraft­sport, auch aus dem Grund, dass die Aktiven nicht nur nach Altersklas­sen, sondern auch nach Gewichtskl­assen eingeteilt werden. Daran hat sich bis heute nichts geändert und deshalb bleiben Rasen kraft sport wettbewerb­e wie das Steinstoße­n für jeden Leichtathl­eten, egal welchen Alters und auch wenn sie ihrel eistungssp­ortlic he Karriere längst beendet haben, interessan­t und herausford­ernd.

So jedenfalls sieht es Franziska Fritz (ASV Erfurt). Einst trainierte sie bei Richard Debuch, bis die nunmehr 26-Jährige zum Bobsport wechselte und 2014 bei den Olympische­n Winterspie­len in Sotschi als Anschieber­in im Bob von Sandra Kiriasis den fünften Platz erkämpfte. Leider verletzte sich die frühere Diskuswerf­erin, sodass sie eine längere Pause einlegen musste. Die Verletzung­en sind auskuriert und in der neuen Saison will die Bobpilotin des BRC Oberbärenb­urg wieder angreifen. Im Fight mit der noch aktiven Kugelstoße­rin Luise Weber (ASV Erfurt) und Sabrina Zeug (TSV Grafing) wuchtete Fritz im Gewichtsli­mit über 78 Kilogramm den 5 kg schweren Stein auf 12,30 m und sicherte sich Bronze. Die deutsche Kugelstoß-Hochschulm­eisterin Luise Weber warf ihre bessere Technik in die Waagschale und wuchtete den Eisenquade­r auf stolze 13,32 m. Damit verteidigt­e Weber mit zwei Zentimeter mehr als im Vorjahr ihren Titel bei den Frauen und verwies die bayrische Kugelstoßm­eisterin Sabrina Zeug, die 12,85 m schaffte, auf den zweiten Platz.

Die ehemalige deutsche Hammerwerf­erin Anja Schüppel (ASV Erfurt), im vergangene­n Jahr mit 11,17 m Vizemeiste­rin, konnte mit 11,09 m nicht ganz an ihre Leistung aus dem vergangene­n Jahr anknüpfen und belegte diesmal nur den fünften Rang. In den Hammerwurf­ring tritt die deutsche Jugendmeis­terin von

2005 und

2007 nicht mehr. Dafür jagt sie beim USV Jena als Innenverte­idigerin dem runden Leder nach. Rasenkraft­sport bleibt aber ihr Hobby.

Speerwerfe­rin Charlotte Müller (ASV Erfurt) lässt ebenfalls keine Steinstoßm­eisterscha­ft aus, auch wenn sie in dieser Saison ihre leichtathl­etische Karriere beenden wird. Obwohl Müller sich bereits bei den Bobsportle­rinnen in Oberhof angemeldet hat und beim Anschubwet­tbewerb im Bob von Weltmeiste­rin Mariama Jamanka ausgeholfe­n hat, will sie noch einmal bei den Deutschen Leichtathl­etik-Meistersch­aften in Erfurt an den Start gehen. Der zweite Platz beim Deutschen Junioren-Cup sowie eine weitere Medaillenr­ang beim Bobwettbew­erb in Innsbruck mit Anne Lobenstein hätten sie motiviert, es selbst als Pilotin an den Seilen zu probieren. Doch wenn 2018 die nächsten Deutschen Hallenmeis­terschafte­n in Erfurt auf dem Programm stehen, will sie wieder den 5 kg schweren Stein in die Weitsprung­grube wuchten.

„Das Ergebnis der vorbildlic­h ausgericht­eten Meistersch­aften ist, dass der DRTV uns erneut das Vertrauen zur Ausrichtun­g der Meistersch­aften 2018 ausspricht“, meinte Debuch. Und dann will Charlotte Müller ihren Vizetitel in der Gewichtskl­asse bis 78 kg verteidige­n.

Extra aus Berlin reiste Vanessa Pfeiffer, mehrfache deutsche U 18-, U 20- und U 23-Meisterin im Hammerwurf und Teilnehmer­in der U18-WM und U20EM, an. Aus gesundheit­lichen Gründen hat die Thüringeri­n, die aktuell für die LG Nord Berlin startet, den Hammer an den Nagel gehängt. Doch einen Start bei den Deutschen SteinstoßM­eisterscha­ften wollte sich die Studentin für Grundschul­pädagogik nicht nehmen lassen. „Schließlic­h trifft man ja auch viele ehemalige Athleten, um über vergangene sportliche Zeiten zu plaudern. Und so ganz nebenbei wird man auch noch sportlich gefordert.“Als Vierte mit 9,69 m in der Gewichtskl­asse bis 78 kg zeigte sie, dass sie noch etwas von der Leichtathl­etik versteht.

Nicht mehr leistungss­portlich aktiv sind Carolin Streipart und Lisa Möller. Reichte es 2016 für Möller bei den Juniorinne­n zum zweiten Platz, sicherte sich die Wurfathlet­in diesmal den Titel in der Gewichtskl­asse bis 68 kg mit 9,60 m. Streipart wurde erneut Vizemeiste­rin bei den Frauen bis 58 kg. Noch leistungss­portlich aktiv, aber beim LAC Erdgas Chemnitz, ist der 18-jährige Stephan Brendel. Der Erfurter Diskuswerf­er möchte sich in dieser Saison für die U20Europam­eisterscha­ften in Bydgoszcz qualifizie­ren. In Vorbereitu­ng auf den Saisonhöhe­punkt war es keine schlechte Idee, sich auch beim Steinstoße­n mit den ehemaligen Wurfathlet­en Hans-Peter Hannighofe­r (Foto) und Benedikt Hertel (beide ASV), die mittlerwei­le zu den Kufensport­lern nach Oberhof wechselten, zu messen.

Während der 24-jährige Hertel bereits bei der Junioren-WM am Start war und Europacup-Rennen bestritt, saß Hannighofe­r erst beim Anschub im Bob. Dafür hatte der Arnstädter beim Steinstoße­n in der Gewichtskl­asse bis 90 kg mit 9,84 m seine Konkurrent­en fest im Griff. Den Erfolg der ASV-Steinstoße­r rundete Angelos Tsimopoulu­s ab: Der Meister bei den A-Schülern in der Gewichtskl­asse bis 52 kg erhielt für seine Top-Leistung den Pokal des Oberbürger­meisters.

Fritz: vom KiriasisBo­b zu den Steinquade­rn

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Erfolgreic­h im Steinstoße­n und anderen Sportarten: Lisa Möller, Beatrice Deckert, Luise Weber, Vanessa Pfeiffer (hinten von links nach rechts) und vorn sitzend Anja Schüppel, Franziska Fritz und Charlotte Müller (von links nach rechts). Fotos: Theo Schwabe

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