Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Bremsprobleme
Dieser bemitleidenswerte Blick. Der arme Mann muss einiges aushalten in seinem Job. Er bringt drei große Pakete. Sie erinnern sich? Nach erfolgloser Suche muss der Postmann ran und uns den Kinderwagen bringen. Er ächzt unter der Last.
Um Gottes Willen, denke ich noch, als ich ihm entgegeneile – und helfe tragen. „So ein Baby bringt alles durcheinander, aber es ist schön.“Der Satz der lieben Frau A. aus meiner Heimat geht mir gerade durch den Kopf, als ich eines der Kinderwagenpakete die Treppen hochwuchte. Erst das Baby bringt alles durcheinander? Sorry. Aber irgendwie sind in die Wohnungen, in denen ich bisher lebte, nie so große Pa kete geliefert worden. Was für ein Stress. Alles geht drunter und drüber. Und das wird offenbar nicht besser. Nur meine Frau, die freut sich und grinst bis über beide Ohren – die Suche nach dem Kinderwagen scheint also beendet. Der Postmann bringt noch „Herzlichen Glückwunsch“über die Lippen, als ich ihm den Empfang der Pakete bestätige.
Und unser Baby? Das meldet sich schon immer mal wieder zu festen Zeiten mit einem Tritt bei der Mama. Und muss mit anhören, wie der Papa anfängt zu fluchen. Der Kinderwagen will schließlich aufgebaut werden. „Ganz cool bleiben“, höre ich unseren Nachwuchs im Geiste noch sagen, als ich über der Fußbremse liege und mich frage: Warum um alles in der Welt drehen sich die Räder noch, wenn die Bremse festgestellt ist? „Das Leben eines werdenden Vaters ist schon nicht so einfach“, scherzt meine Frau und lacht – mich an! Nicht aus. Als ob unser Baby mich schon wieder gehört hat, versetzt es ihr einen Tritt, der das noch bestätigt.
Zurück zum Vaterproblem: Die Räder wollen also einfach nicht halten, wenn die Bremse angezogen ist. Und nun? „Zurückschicken“, fluche ich vor mich hin. Dann die entscheidende Idee: Vielleicht habe ich ja die Räder montiert, als die Bremse schon angezogen war. Geht das überhaupt? Leider ja. Also: Bremse lösen, Räder feststecken – und siehe da: Hält. Lachen Sie ruhig. Ich habe es auch getan. Aber man bekommt ja schließlich nicht alle Tage einen Kinderwagen geliefert. Das Modell mit den großen Lufträdern in grünschwarz ist es übrigens geworden. Lässt sich kinderleicht zum Buggy umbauen. Und ins Auto passt er auch noch. Die Freude ist groß – auch bei mir. Ehrlich. Mal sehen, ob das „Körnchen“, über das ich nächste Woche schreibe, das auch so sieht.
Die Vaterfreuden gibt es auch im Netz nachzulesen – unter: