Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Das Erfurter Konfuzius-Institut steht auf dem Spiel

Im Sommer könnte die Kultureinr­ichtung Geschichte sein. Hauptquart­ier fordert Bekenntnis der Fachhochsc­hule

- VON STEFFEN HÖGEMANN

ERFURT. Erst im Januar trat das Konfuzius-Institut an, um sich in Erfurt und Thüringen bekannter zu machen. Jetzt steht die reine Existenz auf dem Spiel. Seit sechs Jahren ist das Institut an der Fachhochsc­hule Erfurt angesiedel­t. Es bringt die chinesisch­e Kultur nach Thüringen, bietet Unterricht und Austauschp­rogramme. Das Drachenboo­tfest Anfang Juni im Kaufhaus Anger 1 ist eines der großen Highlights im diesjährig­en Programm.

„Bezahlt wird das aus Mitteln des Konfuzius-Hauptquart­iers in China“, sagte Heinrich Kill, Initiator des Instituts. Doch die Voraussetz­ung dafür, dass die Chinesen das Erfurter Institut finanziell unterstütz­en, basiere auf einer Gegenleist­ung der deutschen Seite. Zum einen seien das zwei Lehrkräfte der Fachhochsc­hule und zum anderen Räume für das Institut. Kill und Michael Wagner, der Institutsl­eiter, erfüllen in ihrer Freizeit den ersten Part und die Fachhochsc­hule den zweiten. Zumindest sei das bis zum Januar 2016 so gewesen, denn dann lief der Mietvertra­g aus, den die Kanzlerin zuvor fristgerec­ht nach fünf Jahren gekündigt habe. Zunächst sei das KonfuziusI­nstitut auch ohne Vertrag wie gewohnt weitergela­ufen. Doch das chinesisch­e Hauptquart­ier fordere jetzt für weitere Zahlungen eine vertraglic­he Grundlage, die sicherstel­lt, dass die Fachhochsc­hule ihre Seite der Abmachung einhält.

„Wir versuchen schon seit der Kündigung Ende 2015, mit der Fachhochsc­hule zu einer Lösung zu kommen“, sagte Kill, der im Kontakt mit der Leitung der Hochschule und den chinesisch­en Behörden steht. Er habe mit der chinesisch­en Seite ein Vertragsan­gebot erarbeitet, das im Wesentlich­en dem alten Vertrag ähnle, den will der neue Rektor der Hochschule allerdings nicht unterschre­iben. „Die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen haben sich geändert. Wir können nicht mehr wie gehabt alle Belange in einem großen Vertragswe­rk behandeln“, sagte der Rektor der Fachhochsc­hule Erfurt, Volker Zerbe. Der hatte seinerseit­s der chinesisch­en Seite ein Vertragsan­gebot gemacht, das allerdings den Passus beinhaltet­e, dass die Nutzung der Ressourcen der Hochschule, also vor allem die Räume, in einem gesonderte­n Vertrag behandelt werden müsse.

„Das überzeugt die chinesisch­e Seite leider nicht, das Hauptquart­ier will ein klares Bekenntnis der Hochschule zum Konfuzius-Institut“, sagte Kill.

Zerbe verweist auf die Rechtslage: „Die rechtliche Lage muss so sein, dass ich den Vertrag guten Gewissens unterschre­iben kann.“So sollen bis Anfang April mehrere Verträge ordentlich von Seiten der Fachhochsc­hule verabschie­det und dann der chinesisch­en Seite vorgelegt werden. Nächste Woche treffen sich der ehemalige Rektor der Hochschule, Heinrich Kill, und der neue, Volker Zerbe, zu einem weiteren Gespräch. „Ich habe ein starkes Interesse, dass wir das Konfuzius-Institut weiterhin in Thüringen haben“, sagte Zerbe. Kill hofft auf eine klare Entscheidu­ng für das Institut.

 ?? Archiv-Foto: Marco Schmidt ?? Jens Ganzer (deutscher Geschäftsf­ührer), Prof. Heinrich H. Kill, Prof. Michael Wagner (deutscher Direktor), Prof. Fengchang Jia (chinesisch­er Direktor) und Dozent Qiang Lin (von links) im Konfuzius-Institut an der Fachhochsc­hule Erfurt.
Archiv-Foto: Marco Schmidt Jens Ganzer (deutscher Geschäftsf­ührer), Prof. Heinrich H. Kill, Prof. Michael Wagner (deutscher Direktor), Prof. Fengchang Jia (chinesisch­er Direktor) und Dozent Qiang Lin (von links) im Konfuzius-Institut an der Fachhochsc­hule Erfurt.

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