Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Das Erfurter Konfuzius-Institut steht auf dem Spiel
Im Sommer könnte die Kultureinrichtung Geschichte sein. Hauptquartier fordert Bekenntnis der Fachhochschule
ERFURT. Erst im Januar trat das Konfuzius-Institut an, um sich in Erfurt und Thüringen bekannter zu machen. Jetzt steht die reine Existenz auf dem Spiel. Seit sechs Jahren ist das Institut an der Fachhochschule Erfurt angesiedelt. Es bringt die chinesische Kultur nach Thüringen, bietet Unterricht und Austauschprogramme. Das Drachenbootfest Anfang Juni im Kaufhaus Anger 1 ist eines der großen Highlights im diesjährigen Programm.
„Bezahlt wird das aus Mitteln des Konfuzius-Hauptquartiers in China“, sagte Heinrich Kill, Initiator des Instituts. Doch die Voraussetzung dafür, dass die Chinesen das Erfurter Institut finanziell unterstützen, basiere auf einer Gegenleistung der deutschen Seite. Zum einen seien das zwei Lehrkräfte der Fachhochschule und zum anderen Räume für das Institut. Kill und Michael Wagner, der Institutsleiter, erfüllen in ihrer Freizeit den ersten Part und die Fachhochschule den zweiten. Zumindest sei das bis zum Januar 2016 so gewesen, denn dann lief der Mietvertrag aus, den die Kanzlerin zuvor fristgerecht nach fünf Jahren gekündigt habe. Zunächst sei das KonfuziusInstitut auch ohne Vertrag wie gewohnt weitergelaufen. Doch das chinesische Hauptquartier fordere jetzt für weitere Zahlungen eine vertragliche Grundlage, die sicherstellt, dass die Fachhochschule ihre Seite der Abmachung einhält.
„Wir versuchen schon seit der Kündigung Ende 2015, mit der Fachhochschule zu einer Lösung zu kommen“, sagte Kill, der im Kontakt mit der Leitung der Hochschule und den chinesischen Behörden steht. Er habe mit der chinesischen Seite ein Vertragsangebot erarbeitet, das im Wesentlichen dem alten Vertrag ähnle, den will der neue Rektor der Hochschule allerdings nicht unterschreiben. „Die rechtlichen Rahmenbedingungen haben sich geändert. Wir können nicht mehr wie gehabt alle Belange in einem großen Vertragswerk behandeln“, sagte der Rektor der Fachhochschule Erfurt, Volker Zerbe. Der hatte seinerseits der chinesischen Seite ein Vertragsangebot gemacht, das allerdings den Passus beinhaltete, dass die Nutzung der Ressourcen der Hochschule, also vor allem die Räume, in einem gesonderten Vertrag behandelt werden müsse.
„Das überzeugt die chinesische Seite leider nicht, das Hauptquartier will ein klares Bekenntnis der Hochschule zum Konfuzius-Institut“, sagte Kill.
Zerbe verweist auf die Rechtslage: „Die rechtliche Lage muss so sein, dass ich den Vertrag guten Gewissens unterschreiben kann.“So sollen bis Anfang April mehrere Verträge ordentlich von Seiten der Fachhochschule verabschiedet und dann der chinesischen Seite vorgelegt werden. Nächste Woche treffen sich der ehemalige Rektor der Hochschule, Heinrich Kill, und der neue, Volker Zerbe, zu einem weiteren Gespräch. „Ich habe ein starkes Interesse, dass wir das Konfuzius-Institut weiterhin in Thüringen haben“, sagte Zerbe. Kill hofft auf eine klare Entscheidung für das Institut.