Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Experte empfiehlt Riester-Rente
Ziele des Vermögensaufbaus klar benennen: Möglichst breite Streuung durch Immobilie, Fonds, Versicherungen
ERFURT. Immer mehr Menschen bringen ihr Geld nicht zur Bank oder zur Sparkasse, sondern legen es mit Blick auf Nulloder gar drohende Negativzinsen lieber zu Hause unters Kopfkissen. „Das ist die Anlageform, die bei der Geldvermögensbildung prozentual am meisten zugelegt hat. Die Deutschen haben etwa 160 Milliarden Euro als Bargeld“, sagt Ralf-Joachim
Götz, Chefvolkswirt bei der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), im Gespräch mit dieser Zeitung. Der Zuwachs in den vergangenen Jahren habe bei 30 Prozent.
Diese Form des Sparens bedeutete für viele Menschen Sicherheit. Aber inzwischen gibt es eine gewisse Inflation und damit eine Entwertung des Geldes.
Rund zehn Prozent des verfügbaren Einkommens werde in Deutschland gespart, was mehr als 180 Milliarden Euro pro Jahr entspreche, so Götz. Über 100 Milliarden Euro davon wanderten allein im vergangenen Jahr unters Kopfkissen, in heimische Tresore oder auf Sparkonten. Und das in einer Situation, in der man nichts bekommt.
Aber wie spart man richtig? Auf die Frage „Wie sollte der Thüringer sein Geld anlegen?“, antwortet Götz: „Man muss sich über das Ziel im Klaren sein.“Wer zu hundert Prozent sicher sei, ein riesiges Vermögen zu erben und nur kurzfristig Geld brauche, erhalte einen anderen Rat als jemand, der auf lange Sicht ein Guthaben aufbauen wolle.
Der DVAG-Experte würde zunächst die elementaren Risiken, die die Zukunft bedrohen könnten, abklopfen. Das könne für einen jungen Familienvater das Thema Berufsunfähigkeit oder im fortgeschrittenen Alter die Pflege sein. Dann gehe es um die Frage, ob der Erwerb einer Immobilie angestrebt werde? Und bei der privaten Altersvorsorge mache es zurzeit Sinn auf staatliche Fördermaßnahmen wie Vermögenswirksame Leistungen, Riester- oder Rürup-Rente zu schauen.
Wenn man über all das gesprochen habe, könne man über eventuell noch freies Vermögen reden. Götz ist der Meinung, dass man „bei einem längeren Anlagehorizont“sein Geld nicht bei Nullzinsen auf dem Konto liegen lassen, sondern sich eher mit einer Fondsanlage oder einer fondsgebundenen (Lebens-)Versicherung beschäftigen sollte. Dort gebe es eben nicht nur vergleichsweise geringe 0,9 Prozent, sondern man partizipiere von der Entwicklung an den Kapitalmärkten. „Bei einem gut gemischten Portfolio ist die Wahrscheinlichkeit, Miese zu machen, nahe Null“, sagt Götz.
Für den Vermögensberater ist die umstrittene Riester-Rente „aus der Sicht des Anlegers weiterhin attraktiv“. Vor allem für Menschen, die ein nicht so hohes Gehalt beziehen. Allerdings müssen sie dann die Sparsumme auch erst einmal erübrigen können. Götz macht folgende Rechnung auf: Wenn man ein Jahreseinkommen von 30 000 Euro, zwei relativ kleine Kinder und eine Ehefrau habe, müsse man vier Prozent, also 1200 Euro im Jahr anlegen. 154 Euro würde der Ehemann bekommen, schließe die Frau zudem einen Riester-Vertrag mit 60 Euro Jahresbeitrag ab, würde man dafür weitere 154 Euro bekommen und für die beiden Kinder würden noch einmal jeweils 300 Euro fällig. Das sei eine Bezuschussung von 908 Euro und bezahlen müsse man 1260 Euro. Diese Dreiviertel-Förderung sei trotz der nicht mehr so hohen Zinsen „auf jeden Fall ein gutes Geschäft“, ist Götz überzeugt.
Für die DVAG scheint Thüringen ein gutes Pflaster zu sein. Der Freistaat stehe für etwa drei Prozent der deutschen Bevölkerung, aber rund 300 000 und damit fünf Prozent der Kunden des Unternehmens lebten hier, berichtet der Chefvolkswirt. Damit gehörten 13 Prozent der Thüringer zu den Kunden. Sie würden von 700 hauptberuflichen Vermögensberatern betreut.
„Man muss sich über das Ziel im Klaren sein.“ RalfJoachim Götz, Chefvolkswirt der DVAG