Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Eine langfristige Entscheidung“
Der EHC Erfurt heißt nun „TecArt Black Dragons“. Darüber und über die Kaderplanung gab Präsident Thomas Semlow Auskunft
Herr Semlow, erstmals in der Vereinsgeschichte hat der EHC Erfurt Namensrechte vergeben und tritt in der neuen Saison unter dem Namen „TecArt Black Dragons“in der EishockeyOberliga an. Eine wirtschaftlich notwendige Entscheidung?
Wir müssen nach vorn blicken. Die Kosten für den Spielbetrieb steigen, wir müssen neue Quellen erschließen. Wir sind im grünen Bereich und hatten kein Loch zu stopfen, aber es war eine langfristige Entscheidung.
War das Mehr an Geld auch ausschlaggebend für die Neuzugänge, die der Verein nun präsentiert hat?
Nein, Carsten Gosdeck und Jakub Wiecki hätten wir auch so holen können. Aber natürlich steht es uns gut zu Gesicht, dass sich TecArt nun noch stärker engagiert und eine gute fünfstellige Summe zum Etat beisteuert. Vor allem strategisch: Wir wollen uns in puncto Marketing weiterentwickeln und uns noch stärker mit der Erfurter und Thüringer Wirtschaft vernetzen. Aktuell sind wir mit weiteren potenziellen Sponsoren im Gespräch. Außerdem wollen wir medial noch mehr Wirkung erzielen und reden darüber gerade mit der Mediengruppe Thüringen – sei es ein Livestream oder eine stärkere Online-Präsenz.
Mit der Kaderplanung ist der Verein für diesen frühen Zeit punkt schon sehr weit. Mit Reukauf, Martin Otte, Schümann, Weise, Schüpping, Hofmann, Zech, Vazan und Sochan wurde bereits verlängert, dazu die beiden Neuzugänge. Was ist noch geplant?
Mit einem weiteren Stürmer, dessen Namen ich noch nicht nennen will, sind wir in guten Gesprächen. Mit ihm und den noch anstehenden Verlängerungen wäre der Kader komplett.
Und Ihrer Ansicht nach auch so stark wie in der abgelaufenen Saison? Immerhin muss Kapitän und Topscorer Christian Grosch ersetzt werden.
Das glaube ich schon. Groschi als Spieler und Typ zu ersetzen wird ganz schwer, die beiden Neuen und der Dritte, der vielleicht noch dazu kommt, werden das auf ihre Art machen. Ich sehe den Kader ähnlich stark.
Dass der Vertrag von Jan Zurek nicht verlängert wurde, war doch ein bisschen überraschend – schließlich war er viertbester Scorer und einer der Publikumslieblinge.
Publikumsliebling ist kein ausschlaggebender Faktor für eine Vertragsverlängerung. Natürlich ist Jan ein Supertyp, deshalb hat er unsere Entscheidung auch wie ein Profi akzeptiert. Wir hatten einfach das Gefühl, dass er nicht mehr die Leistung bringen kann, die wir für das Geld von ihm erwarten. Und ihm weniger zu bieten, wäre gemessen an seiner Vita und seinen Verdiensten
für uns auch nicht angemessen gewesen.
Gibt es nicht die Befürchtung, dass auch die beiden Neuen schon über ihren Zenit hinaus sein könnten? Statistisch liegen ihre besten Jahre schon ein Stück zurück.
Wiecki ist 28, der hat mit Sicherheit
noch ein paar starke Jahre vor sich. In Halle war er zuletzt nicht glücklich, davor hat er in Freiburg gezeigt, was er kann. Er hat ein gutes Auge, ist sehr torgefährlich, ein echter Teamplayer. Gosdeck ist sicher nicht der Schnellste, aber hat einen Hammerschuss von der blauen Linie und ist ein zuverlässiger Scorer.
Von seiner Zeit in Dresden ist zu hören, dass er nicht der einfachste Typ sei.
Das haben wir unter uns und auch mit ihm thematisiert. Er ist mittlerweile Familienvater und als Mensch gereift. Da machen wir uns keine Sorgen.
Trotzdem vertraut der EHC auch weiter auf den eigenen Nachwuchs?
Wir versuchen gerade, eine DNL2-Mannschaft unter unserer Federführung auf die Beine zu stellen. Das wäre wichtig, damit die Talente hier vor Ort dauerhaft auf einem hohen Niveau trainieren können. Fünf unserer Nachwuchsspieler haben wir auf jeden Fall aktuell schon für die erste Mannschaft auf dem Zettel.
Ein gutes Gerüst, um auch in der neuen Spielzeit positiv zu überraschen?
Ich bin überzeugt, dass wir wieder eine ähnlich gute Rolle spielen können wie in der letzten Saison. Ich hoffe, dass Thomas Belitz uns als Trainer erhalten bleibt, das ist momentan noch nicht ganz sicher.
Sicher ist auch nicht, wie es mit der alten Eishalle weitergeht und ob es irgendwann eine neue gibt. Wie ist diesbezüglich der Stand?
Ich habe keine große Hoffnung, dass dahingehend in den nächsten Jahren etwas passiert. Selbst eine neue Beleuchtungsanlage, die angedacht war, ist seitens der Stadt derzeit wieder vom Tisch.