Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Ben und Buffy im Auftrag des Guten
Der Besuchshundedienst in Erfurt ist ein Jahr am Start. Ehrenamtliche sind dabei, jetzt braucht es noch Menschen, die besucht werden möchten
ERFURT. Ben ist elf Jahre alt und ein Bouvier, das ist eine Hunderasse, die aus Flandern kommt. Sein braunes Fell ist eine Besonderheit, sind seine Artgenossen doch eigentlich schwarz. Buffy ist drei Jahre alt, sie ist eine große Schweizer Sennenhündin und gerade läufig. War gar nicht so einfach, die beiden Hunde in ihrem romantischen Vorhaben zu trennen.
Ben und Buffy haben sich nicht nur gern, sie sind auch Arbeitskollegen. Ihr Job ist es, Menschen glücklich zu machen. In Kindergärten, Schulen, Altenheimen oder bei den Menschen zu Haus, lassen die beiden kuscheligen Wegbegleiter Herzen höher schlagen. Diesen Traumjob haben die beiden allerdings nicht ganz allein gefunden. Ulrike Pech arbeitet beim Arbeiter-Samariter-Bund (ABS) an der Geibelstraße, dort wohnen im Betreuten Wohnen auch viele Senioren. Ihren Ben hat sie stets dabei und der bringt die Bewohner gerne mal ins Schwärmen.
Tierische Gänsehautmomente
„Darf ich mal streicheln?“, damit fängt es meist an und am Ende gehen alle mit einem Lächeln auseinander, wobei Ben seines gern hinter seinem zotteligen Fell versteckt. „Wenn ich an das Lächeln der Menschen denke, dann kriege ich eine Gänsehaut“, sagte Pech. Wenn sie von den Erfahrungen aus dem Hundebesuchsdienst des Erfurter Arbeiter-Samariter-Bundes erzählt, geht es ihr öfter unter die Haut.
„Es macht ja nicht nur die Menschen glücklich, die wir besuchen, sondern auch uns selber und natürlich die Hunde.“Vor einem Jahr hat sie sich nach den tollen Erfahrungen an der Geibelstraße entschlossen, einen Besuchsdienst mit Hunden in Erfurt zu starten. In anderen deutschen Städten bietet der ABS den Dienst schon länger an. Pech hatte davon gehört und die nötige Ausbildung für den Dienst gemacht. Denn einfach den Hund an die Leine und drauf los besuchen geht nicht. Die Hunde müssen auch dafür geschaffen sein.
Ein Training auf dem Hundeplatz in Melchendorf und ein Eignungstest zeigt Pech, ob die Hunde bereit sind, fremde Menschen und auch Gruppen zu besuchen. Durch diesen Test mussten auch Regina und Volker Germershaus mit ihrer Buffy. „Das ist ja wichtig zu wissen, dass der Hund das kann und nicht überfordert wird“, sagte Regina Germershaus, die direkt mit ihrem Mann und Buffy von einem Schulbesuch zum Gespräch kam.
„Unser erster Besuch war in der Grundschule unserer Enkeltochter und dann hat sich das so entwickelt“, sagte Volker Germershaus, der allerdings von den Rückmeldungen der Schulen, denen er anbot, mit Buffy vorbeizukommen, enttäuscht ist. „Es ist schade, dass nur wenige Schulen Interesse zeigen. Kinder mit Hunden zusammenzubringen, nimmt ihnen nicht nur Berührungsängste, sondern erfüllt sie auch mit Freude“, sagte der Versicherungsvertreter. Nicht nur Kinder, vor allem Senioren freuen sich über den Besuch des besten Freundes der Menschen. Neben Buffy und Ben mit ihren Herrchen und Frauchen, sind in Erfurt noch neun weitere ehrenamtliche Hunde mit ihren menschlichen Partnern unterwegs, um die Welt ein kleines bisschen glücklicher zu machen. „Wir haben auch schon wieder Leute in der Warteschlange, doch fehlen uns leider die Menschen, die gerne besucht werden möchten“, sagte Pech, die auch schon viele Einrichtungen für Senioren in Erfurt angeschrieben hat, doch nur sehr wenig Resonanz bekam.
„Uns kennen noch zu wenig Menschen, wenn sich das ändert, gibt es auch mehr zu tun.“Es sei einfach schade, dass es zwar viele Ehrenamtler gibt, doch ihre Gutherzigkeit kaum angenommen werde. Der Besuchsdienst ist kostenfrei, jeder der gerne Besuch von den kuschligen Vierbeinern bekommen möchte, kann sich bei Ulrike Pech melden. „Die Hunde sind sauber und geimpft, keiner braucht Angst haben, sich etwas ins Haus zu holen“, sagte Pech, die sich freuen würde, mehr Menschen glücklich zu machen.