Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
... die Haftnotiz
Tausendmal gesehen, tausendmal benutzt – viele Dinge im Haushalt erscheinen uns ganz selbstverständlich. Doch es lohnt sich, sie einmal genauer zu betrachten. A ls Zwischenlager für Gedanken und Infos aller Art kleben sie in unzähligen Büros und Wohnungen. Würde man alle jährlich produzierten Haftnotizen aneinanderpappen, käme man mehrmals bis zum Mond und zurück. Wie so oft, entspringt die Erfindung einem Zufall: Als Mitglied der presbyterianischen Gemeinde ärgerte sich der amerikanische Chemiker Arthur Fry beim Singen in der Kirche, wenn seine Einsatz-Lesezeichen aus dem Notenbuch flatterten. Da erinnerte er sich an seinen Kollegen Spencer Silver, der einige Jahre zuvor versucht hatte, einen extrem haltbaren Klebstoff herzustellen. Allerdings erfand der nur eine Masse, die zwar überall haftete, sich aber sogleich wieder abnehmen ließ – eine unnütze Erfindung für die Schublade. Arthur Fry hingegen bestrich nun kleine Zettel mit genau diesem Klebstoff und setzte sie im nächsten Gottesdienst als gut haftende Lesezeichen ein – das Post-it war geboren. Die ersten Herstellungsmaschinen baute der findige Kirchengänger noch selbst, erst dann waren seine Vorgesetzten überzeugt und begannen mit Produktion und Vermarktung. Von dem Millionengeschäft, das die quadratischgelben Zettelblöcke seit Anfang der 1980er-Jahre bedeuten, sahen die beiden Erfinder nicht viel – den Gewinn vertilgte allein die Firma. Als analoges, schnelles Kommunikationsformat existieren Haftnotizen heute rund um den Globus und in allen Formen und Farben. ( jh )