Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Der Feingeist unter den Landespolitikern ist tot
Trauer um HansJürgen Döring – Sozialdemokrat stirbt 65jährig
LEINEFELDE. Fast 25 Jahre lang war Hans-Jürgen Döring (SPD) eine feste Größe im Thüringer Landtag. Der Mann, der im Eichsfeld seine Heimat gefunden hatte, war einer von jenen, die sich in der friedlichen Revolution engagierten, 1990 als Politiker in schwierigster Zeit Verantwortung übernahmen — und dann dieser neuen Aufgabe treu blieben. Hans-Jürgen Döring gelang dieser Wechsel, auf den er sich nicht hatte vorbereiten können, mit Bravour und ohne sich zu verbiegen. Regierungsmitglied war er in all den Jahren nie. Und dass er zu einer Zeit aus dem Landtag ausschied, als sich die SPD für Rot-Rot-Grün entschied, war konsequent. Der Bildungsund Kulturpolitiker stand dieser Entwicklung kritisch gegenüber. Und hatte im kulturellen Bereich noch viel vor.
Döring wird zurecht als feinsinniger, kritischer und sehr gebildeter Mensch gewürdigt, so von der SPD. Im Eichsfeld hatte er diese Partei – als sie sich noch SDP nannte – im Wende-Winter mit aus der Taufe gehoben. Als „aufrechten Demokraten und Urgestein des Thüringer Parlamentarismus“würdigt Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) Döring. Peter Metz aus Erfurt, der in jungen Jahren dem Landtag angehört hatte, schreibt auf Facebook: „Ich bin unendlich traurig und kann es kaum fassen.“Döring sei „einer der besten Menschen aller Zeiten“gewesen. Dem stimmten Linke wie Katharina König und Katja Wolf zu.
Döring machte auch als Lyriker von sich reden, er veröffentlichte zwei Gedichtbände. Poesie dürfe nicht vordergründig politisch sein, so sein Credo, nur dann könne sie politisch wirken.