Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Das neue Kapitel der Hohen Lilie ist blau-weiß

Am Domplatz eröffnet in der Traditions­gaststätte das „Hofbräu am Dom“mit zünftiger Musik, Bier in der Maß und „Haxn“auf dem Teller

- VON FRANK KARMEYER

ERFURT. Von außen ist am Haus „Hohe Lilie“am Domplatz kaum zu erkennen, was sich Neues getan hat hinter der historisch­en Fassade. Nur eine blauweiß karierte Fahne, die aus einem der Fenster flattert, deutet auf eine Änderung hin. Erst als am Samstag eine von Pferden gezogene Brauereiku­tsche vorfährt und sich Frauen im Dirndl und Männer in Lederhosen zeigen, wird dem Beobachter klar: Wie vor einigen Wochen angekündig­t ist hier jetzt das „Hofbräu am Dom“eingezogen, wird Bier in der Maß zur knusprigen Schweinsha­xe oder auch Thüringer Spezialitä­ten serviert.

Geöffnet, so sagt Chef Jens Hoffmann, habe man eigentlich schon seit drei Wochen, Samstag aber wurde dies offiziell gefeiert mit geladenen Gästen. Auf dem Weg dorthin sei kein Debakel ausgelasse­n worden, so der Gastronom: Die Küchentech­nik stieg aus, Elektrosic­herungen verabschie­deten sich und selbst am Vormittag hatte das Team noch mit einem Stromausfa­ll zu kämpfen. Am Abend war von dieser Pannenseri­e nichts mehr zu spüren.

Mit seinem Geschäftsp­artner Ingo Fensch hatte Hoffmann schon lange nach einer Gelegenhei­t in Erfurt gesucht, ein Bierlokal zu eröffnen. Als im vergangene­n Jahr dann für das Gebäude am Domplatz ein Mieter gesucht wurde, sahen beide ihre Chance gekommen, den lang gehegten Traum zu verwirklic­hen. In der

Münchner Hofbräu-Brauerei fand sich ein Partner, das Vorhaben in dem fünfgescho­ssigen

Haus umzusetzen, das schon manchen Betreiberw­echsel erlebt hat. „Thüringen und Bayern passen doch gut zueinander“, findet Hoffmann. Er selbst begann seine Karriere als Koch im „Drushba“, arbeitete im Kartoffelh­aus, ehe er eine Zeit lang nach Jena wechselte und nun glücklich zurück in Erfurt ist.

20 Mitarbeite­r sollen im Hofbräu am Dom in Vollzeit arbeiten, hinzu kommen 10 bis 25 Aushilfen, wie Hoffmann sagt. Geplant sind Frühschopp­en mit Blasmusik ebenso wie ein Weißwurstf­rühstück jeden Samstag. Und alle Bayern-Spiele sollen live übertragen werden im Hofbräu am Dom. Das, so hofft Hoffmann, bald nicht nur mit der Werbung auf den Schirmen im Biergarten vor dem Haus als bayerische­s Lokal auf sich aufmerksam machen kann. Ob überhaupt und wenn, welche Werbung an der Fassade erlaubt ist, das wird mit dem Denkmalsch­utz zu diskutiere­n sein.

Das auf das 13. Jahrhunder­t zurückgehe­nde prächtige Renaissanc­egebäude erhielt seine heutige Gestalt 1538. Eine goldene Lilie mit der entspreche­nden Jahreszahl ziert denn auch das reich geschmückt­e Portal.

Über Jahrhunder­te war die „Hohe Lilie“das „erste Haus am Platze“. Hier stieg die Prominenz ab, darunter König Gustav II. Adolf von Schweden, Napoleons Bruder Jérôme sowie König Friedrich Wilhelm III. von Preußen. Die „Hohe Lilie“ist damit nicht nur ein Baudenkmal, sondern auch ein Denkmal der Gastronomi­egeschicht­e Erfurts, in der nun ein neues Kapitel aufgeschla­gen wird.

 ??  ?? Eröffnung des Hofbräus am Dom: Brauereidi­rektor Dr. Michel Müller (l.) und Jens Hoffmann (r.) übergaben zu diesem Anlass einen limitierte­n Bierkrug an OB Andreas Bausewein. Foto: Frank Karmeyer
Eröffnung des Hofbräus am Dom: Brauereidi­rektor Dr. Michel Müller (l.) und Jens Hoffmann (r.) übergaben zu diesem Anlass einen limitierte­n Bierkrug an OB Andreas Bausewein. Foto: Frank Karmeyer

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