Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
In der grünen Oase des Chillens
Rund 1500 Besucher kamen zur Saisoneröffnung des „WirGartens“und machten damit deutlich, dass Erfurt solch einen Ort braucht
ERFURT. Sich an einer 100 Meter langen Schlange anstellen, nur um in einen Garten zu gehen? Für rund 1500 größtenteils jüngere Erfurter war das am Sonntag kein Problem. Allerdings handelte es sich nicht um irgendeinen Garten. Hinter dem Bauzaun am Juri-Gagarin-Ring, an dem sie anstanden, feierte der „Wir-Garten“Saisoneröffnung.
Die Gäste kamen, um dem gepflegten Nichtstun zu frönen. Die hügelige Ex-Brache, die vom Verein „Kultur Kessel“liebevoll zu einer grünen Oase des Chillens hergerichtet wurde, lieferte beste Voraussetzungen. Entspannte Elektromusik und später eine live gespielte Geige streichelten die Ohren, Liegestühle, Siesta-Bänke und die gelegentliche Hängematte luden zum Verweilen und Plaudern ein.
Junge Eltern mit Kindern saßen am Sandkasten zusammen. Selbst für einen Spaziergang ist das Gelände groß und abwechslungsreich genug. Nur einen Steinwurf von der Erfurter Altstadt entfernt, versetzt der „WirGarten“Elemente eines Großstadt-Kiezes in ein Landidyll.
„Es ist ein Platz für den Austausch zwischen den Menschen und für die Kultur“, erzählte Fabian Emmer vom Betreiber-Verein. Für die zweite Saison fügten die rund 20 Helfer eine neue Ebene mit Sitzgelegenheiten ein und bauten eine Rutsche, die im Sandkasten mündet.
Der „Wir-Garten“finanziert sich hauptsächlich durch seine neun Tages-Festivals. Geöffnet ist jedes Wochenende ab 14 Uhr, Freitag ist „Freutag“mit LiveMusik „vom Rapper bis zum Klavierspieler“, wie Fabian Emmer erläuterte. Diesen Freitag spielt 19 Uhr Svarar Knutur, ein Isländer mit Ukulele.
„Wir sind selbst erstaunt, was daraus geworden ist“, sagte Ronny Lessau, der mit seiner Frau Maria und Kai Siegel den „WirGarten“erdachte. Der Gästezustrom belege, dass Erfurt Bedarf für solch einen Ort hat.
Wehmut, dass mit Saisonende am 23. September auch der Garten verschwindet, weil dort gebaut wird, verspürt Lessau noch nicht. „Es ist wie zwei Wochen Urlaub“, sagte er. „Auch das genießt man, obwohl man weiß, dass die Zeit vorbeigeht.“