Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Werdepunkt der Reformation
Nachtrag zum Lutherstein: Ex Thuringia Lux – nahe Stotternheim stellte Luther die Weichen seines künftigen Lebens
STOTTERNHEIM. Eine kleine, aber wesentliche Unstimmigkeit im Beitrag über die Zufahrt zum Lutherstein sollte vor dem „Gewitter-Jubiläum“am Sonntag unbedingt noch korrigiert werden:
Der Lutherstein von Stotternheim ist keinesfalls ein Denkmal für den „Wendepunkt der Reformation“, wie er u.a. auch auf der Website der Stadt Erfurt bezeichnet wird, sondern er markiert seit 1917 den „Werdepunkt“der Reformation! Das „r“ist hier entscheidend und so steht es auch auf dem Stein. Denn hier – freilich an gemutmaßter Stelle und nicht wirklich am tatsächlichen Ereignisort, den Luther 1539 in seinen Erinnerungen nur als „nahe bei Stotternheim“beschreibt – stellte Luther in höchster Not am 2. Juli 1505 die Weichen seines künftigen Lebens neu, brach sein Jurastudium ab und trat zwei Wochen später in Erfurt ins Augustinerkloster ein. Ohne diese Hinwendung zur Theologie und zum geistlichen Leben hätte es die mit Luther personifizierte Reformation in dieser Form nicht gegeben. Von der Reformation spricht man ja erst seit dem berühmten Thesenanschlag 1517.
Der Grundimpuls, der Werdepunkt für Martin Luther wird von ihm selbst in dem Gewittererlebnis von Stotternheim gesehen. Anhand der reichhaltigen, auch widersprüchlichen Quellen zur Person Luthers ist nachvollziehbar, dass er zu jener Zeit in einer persönlichen Krise und Verunsicherung war. Somit dürfte die Bewahrung vor dem Blitztod bei Stotternheim nur Foto: Hartmut Schwarz
der äußere, letzte Anstoß für seine Flucht in das religiöse Leben in klösterlicher Geborgenheit gewesen sein. Aber es begründete seinen geistlichen Werdegang mit allen Konsequenzen, die er hatte und die bis heute nachwirken. Das Denkmal, gestiftet von der Erfurter Geschäftsinhaberin Dorothea Peterseim (18691932) und eingeweiht am 4. November 1917, markiert die Stelle, wo die reformatorische Wirksamkeit Luthers ihren Anfang nahm.
Also: von „Wendepunkt der Reformation“kann keine Rede sein (was sollte da auch gewendet werden, zumal die Reformation erst 12 Jahre später begann), sondern der Lutherstein markiert – auch inschriftlich – den „Werdepunkt“. Dem entsprechend zeigt auch die Inschrift der Nordseite diese Intention des Denkmales: „Ex Thuringia Lux“- Aus Thüringen kam das Licht (der Erneuerung).