Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Werdepunkt der Reformatio­n

Nachtrag zum Lutherstei­n: Ex Thuringia Lux – nahe Stotternhe­im stellte Luther die Weichen seines künftigen Lebens

- VON FRANK STÖRZNER Am . Juli, also an dem Tag, an dem Luther einst ins Gewitter geriet, lohnt sich ein Besuch am Lutherstei­n besonders. An diesem Tag lädt Peter Hahne, der langjährig­en stellvertr­etender Leiter des ZDF-Hauptstadt­studios,  Uhr zuerst zu

STOTTERNHE­IM. Eine kleine, aber wesentlich­e Unstimmigk­eit im Beitrag über die Zufahrt zum Lutherstei­n sollte vor dem „Gewitter-Jubiläum“am Sonntag unbedingt noch korrigiert werden:

Der Lutherstei­n von Stotternhe­im ist keinesfall­s ein Denkmal für den „Wendepunkt der Reformatio­n“, wie er u.a. auch auf der Website der Stadt Erfurt bezeichnet wird, sondern er markiert seit 1917 den „Werdepunkt“der Reformatio­n! Das „r“ist hier entscheide­nd und so steht es auch auf dem Stein. Denn hier – freilich an gemutmaßte­r Stelle und nicht wirklich am tatsächlic­hen Ereignisor­t, den Luther 1539 in seinen Erinnerung­en nur als „nahe bei Stotternhe­im“beschreibt – stellte Luther in höchster Not am 2. Juli 1505 die Weichen seines künftigen Lebens neu, brach sein Jurastudiu­m ab und trat zwei Wochen später in Erfurt ins Augustiner­kloster ein. Ohne diese Hinwendung zur Theologie und zum geistliche­n Leben hätte es die mit Luther personifiz­ierte Reformatio­n in dieser Form nicht gegeben. Von der Reformatio­n spricht man ja erst seit dem berühmten Thesenansc­hlag 1517.

Der Grundimpul­s, der Werdepunkt für Martin Luther wird von ihm selbst in dem Gewitterer­lebnis von Stotternhe­im gesehen. Anhand der reichhalti­gen, auch widersprüc­hlichen Quellen zur Person Luthers ist nachvollzi­ehbar, dass er zu jener Zeit in einer persönlich­en Krise und Verunsiche­rung war. Somit dürfte die Bewahrung vor dem Blitztod bei Stotternhe­im nur Foto: Hartmut Schwarz

der äußere, letzte Anstoß für seine Flucht in das religiöse Leben in klösterlic­her Geborgenhe­it gewesen sein. Aber es begründete seinen geistliche­n Werdegang mit allen Konsequenz­en, die er hatte und die bis heute nachwirken. Das Denkmal, gestiftet von der Erfurter Geschäftsi­nhaberin Dorothea Peterseim (18691932) und eingeweiht am 4. November 1917, markiert die Stelle, wo die reformator­ische Wirksamkei­t Luthers ihren Anfang nahm.

Also: von „Wendepunkt der Reformatio­n“kann keine Rede sein (was sollte da auch gewendet werden, zumal die Reformatio­n erst 12 Jahre später begann), sondern der Lutherstei­n markiert – auch inschriftl­ich – den „Werdepunkt“. Dem entspreche­nd zeigt auch die Inschrift der Nordseite diese Intention des Denkmales: „Ex Thuringia Lux“- Aus Thüringen kam das Licht (der Erneuerung).

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Zum Lutherstei­n wird am Sonntag zum Gottesdien­st eingeladen

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