Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Falsch alarmiert
Entwicklung mahnt zu Wachsamkeit
Geht der Melder, dann rasen sie sofort los. Feuerwehrleute, hierzulande zu 98 Prozent ehrenamtlich im Dienst, fragen nicht erst, was passiert ist. Das erzählt man ihnen ohnehin auf der Anfahrt zum Einsatzort.
Feuerwehrleute wie Rettungskräfte wollen schnell helfen, wenn sie gerufen werden. Daheimgebliebene wissen meist nicht, welchen schwierigen Einsatz ihre Angehörigen nun wieder bewältigen müssen. Seien es schwere Brände, sei es bei Verkehrsunfällen oder anderen Katastrophen, die sich tagtäglich hierzulande ereignen.
Feuerwehrleute, zumal die freiwilligen, werden allerdings immer weniger. Binnen zehn Jahren haben die Einsatzabteilungen in Thüringen mehrere tausend Kameradinnen und Kameraden verloren. Und setzen sich selbst unter den Druck, schnell helfen zu wollen.
Im Bewusstsein der Mitmenschen, die im vergangenen Jahr mit voller Absicht 132 Mal falsch den Notruf gewählt haben, dürfte der Personalmangel bei der Feuerwehr nicht ankommen – und auch nicht, dass die Menschen ihre Freizeit opfern, um anderen zu helfen. Noch nehmen die böswilligen Alarmierungen einen kleinen Teil der Fehlalarme ein. Aber die Entwicklung zeigt: Jedes Jahr werden es mehr. Die Lage zu beobachten, wie es der Innenminister jetzt vor hat, wird noch ausreichen. Sollte sich der Trend weiter verschärfen, dann müssen Reaktionen her, wie sie anderswo bereits erfolgt sind.
Denn Menschen, die vorsätzlich falsch alarmieren und damit Rettungskräfte ohne Not binden, die vielleicht anderswo gebraucht werden – diese Gedankenlosen sind vergleichbar mit Personen, die auf der Autobahn Rettungswege blockieren.