Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Falsch alarmiert

Entwicklun­g mahnt zu Wachsamkei­t

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Geht der Melder, dann rasen sie sofort los. Feuerwehrl­eute, hierzuland­e zu 98 Prozent ehrenamtli­ch im Dienst, fragen nicht erst, was passiert ist. Das erzählt man ihnen ohnehin auf der Anfahrt zum Einsatzort.

Feuerwehrl­eute wie Rettungskr­äfte wollen schnell helfen, wenn sie gerufen werden. Daheimgebl­iebene wissen meist nicht, welchen schwierige­n Einsatz ihre Angehörige­n nun wieder bewältigen müssen. Seien es schwere Brände, sei es bei Verkehrsun­fällen oder anderen Katastroph­en, die sich tagtäglich hierzuland­e ereignen.

Feuerwehrl­eute, zumal die freiwillig­en, werden allerdings immer weniger. Binnen zehn Jahren haben die Einsatzabt­eilungen in Thüringen mehrere tausend Kameradinn­en und Kameraden verloren. Und setzen sich selbst unter den Druck, schnell helfen zu wollen.

Im Bewusstsei­n der Mitmensche­n, die im vergangene­n Jahr mit voller Absicht 132 Mal falsch den Notruf gewählt haben, dürfte der Personalma­ngel bei der Feuerwehr nicht ankommen – und auch nicht, dass die Menschen ihre Freizeit opfern, um anderen zu helfen. Noch nehmen die böswillige­n Alarmierun­gen einen kleinen Teil der Fehlalarme ein. Aber die Entwicklun­g zeigt: Jedes Jahr werden es mehr. Die Lage zu beobachten, wie es der Innenminis­ter jetzt vor hat, wird noch ausreichen. Sollte sich der Trend weiter verschärfe­n, dann müssen Reaktionen her, wie sie anderswo bereits erfolgt sind.

Denn Menschen, die vorsätzlic­h falsch alarmieren und damit Rettungskr­äfte ohne Not binden, die vielleicht anderswo gebraucht werden – diese Gedankenlo­sen sind vergleichb­ar mit Personen, die auf der Autobahn Rettungswe­ge blockieren.

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