Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Wider den Schmerz

André Laurito b m d FC R W ß A üb h d w überzeugen­des Comeback

- VON MARCO ALLES Weitere Fotos zum Spiel im Internet unter: www.tlz.de

AALEN. Am Ende eines heißen Nachmittag­es auf der schwäbisch­en Alb pustet André Laurito kräftig durch: „Ich bin völlig fertig“, sagt er und wischt sich die Schweißper­len von der Stirn.

Er wirkt wie ein Möbelpacke­r, der gerade mehrere Schränke in den achten Stock geschleppt hat; nun aber glücklich ist, sein Tagwerk geschafft zu haben.

„Es war hart“, sagt Laurito zu seinem ersten Einsatz seit dem Thüringer Pokalfinal­e gegen Wacker Nordhausen vor drei Monaten. In der Saisonvorb­ereitung hatte sich wieder die Bandscheib­e im Rücken gemeldet; jene Problemzon­e, die ihn schon über die Hälfte der vergangene­n Saison außer Gefecht gesetzt hatte. Es folgten Behandlung­en, RehaÜbunge­n und individuel­le Einheiten mit Co-Trainer Norman Loose. Erst am Dienstag stieg er ins Mannschaft­straining ein.

Dort hinterließ der 33-Jährige allerdings einen so starken Eindruck, dass Stefan Krämer ihn in Aalen prompt in die Startelf beorderte. „Wir wollten Erfahrung und Präsenz auf dem Platz. Beides verkörpert er wie kaum ein anderer“, sagt der Trainer und zollt dem Routinier nach dem hochverdie­nten 1:1 beim Tabellenfü­nften ein Extralob: „Solch eine Leistung aus der kalten Hose abzuliefer­n – Hut ab!

Laurito meldete nicht nur Aalens Top-Stürmer Matthias Morys ab; er besaß bei hohen Bällen in den Strafraum auch die Lufthoheit und bildete mit Christoph Menz ein starkes Tandem: „Lauri hat viel Erfahrung. Wir kennen uns gut. Ich hatte keine Bedenken, dass es passt“, meint Kapitän Menz hinterher. Dass Laurito beim Erfurter Sturmlauf in den Schlussmin­uten den Ausgleich vorbereite­te, rundete sein erfolgreic­hes Comeback ab.

Seinen wuchtigen Kopfball im Anschluss an eine der vielen guten Menz-Ecken konnte der starke Daniel Bernhardt zwar noch parieren, doch Waseem Razeek staubte erfolgreic­h ab (87.). „Der Punkt ist wichtig – auch für die Moral. Er sollte uns ein gutes Gefühl für die nächsten Wochen geben“, meint der Rückkehrer.

Allerdings haderte er wie seine Teamkolleg­en mit der Chancenver­wertung. Hätten die RotWeißen nur die Hälfte ihrer Gelegenhei­ten genutzt, wären sie mit dem ersten Saisonsieg im Gepäck nach Hause gefahren.

„Wir hatten genügend Chancen, um zu gewinnen. Das müssen wir unbedingt verbessern“, fordert Laurito. Auch bei Menz fiel die Freude über das späte 1:1 verhalten aus: „Wir haben hier zwei Punkte liegen lassen“, sagt er. „Das Positive ist jedoch, dass wir nach dem Rückstand nicht aufgegeben haben, sondern zurückgeko­mmen sind.“

Diesen Kampfgeist strich auch Trainer Krämer heraus; er freute sich aber auch über die spielerisc­hen Fortschrit­te seines Teams: „Das sah über weite Strecken des Spiels nach Fußball aus. Wir waren einem guten Gegner in allen Belangen überlegen; nur eben in einer Sache nicht. . .“Er verwies auf die Effektivit­ät im Abschluss. Hatte Carsten Kammlott im ersten Abschnitt allein zwei Hochkaräte­r auf dem Fuß (13./35.), benötigte Aalen nach der Pause einen einzigen 25-m-Schuss zur Führung: Maximilian Welzmüller­s Knaller prallte vom Innenpfost­en ins Erfurter Tor (55.).

Abgesehen von einer Viertelstu­nde, in der sich die gefrustete­n Rot-Weißen mehr mit dem Schiedsric­hter und dem munter provoziere­nden Morys beschäftig­ten als mit ihrem Spiel, stemmten sie sich vehement gegen die drohende Niederlage. Sie schnürten die Aalener in deren Hälfte ein, besaßen weitere Möglichkei­ten durch Kammlott und Razeek – und mussten doch froh sein, dass Philipp Klewin das 0:2 von Marcel Bär verhindert­e (80.).

„Das wäre auch sicher nicht gerecht gewesen“, findet Laurito und streckt den Rücken durch. Die Schmerzen seien nach wie vor vorhanden, „und das nicht zu knapp“, verrät er. „Aber ich habe sie im Griff.“Deshalb blickt der Verteidige­r zwar zuversicht­lich, aber eben auch nicht zu euphorisch nach vorn: „Wir müssen jetzt mal abwarten, wie es in den nächsten Tagen aussieht. Es war eine harte Woche für mich.“

Fest steht: Ein Laurito mit dieser Präsenz und Abgeklärth­eit wäre für das Derby gegen Jena in zwei Wochen unverzicht­bar.

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Erlösender Ausgleich: Waseem Razeek reagiert am schnellste­n und überwindet Aalens Torhüter Daniel Bernhardt. Links: Carsten Kammlott Fotos (): Frank Steinhorst

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