Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
„Uns fehlt die Gier“
Aufsteiger FC Carl Zeiss Jena wartet weiter auf den ersten Heimsieg –gegen Großaspach reicht es nur zu einem 0:0
JENA. Irgendwann hat Justin Ger-lach die Faxen dicke. Körpertäuschung, Ball vorbeigelegt – und dann: Feuer! 35 Meter, na und! Der Jenaer Verteidiger setzt nach einer guten, nein: langweiligen Stunde im Heimspiel gegen die SG Großaspach ein Zeichen. Seinen Schuss kann Gästekeeper Kevin Broll freilich auffangen. Doch plötzlich ist Stimmung auf den Rängen. Und plötzlich ist der erste Heimsieg in dieser Saison greifbar. Nur der FCC packt nicht zu, trennt sich von den Schwaben nur 0:0.
Ja, da war mehr drin, bemerkt Jan Löhmannsröben. „Wir haben wieder einige Chancen. Die müssen einfach rein, dann nehmen wir auch mehr mit“, sagt er. Denn eigentlich beginnt die Partie verheißungsvoll. Nach sieben Minuten probiert es Florian Dietz aus 14 Metern, zielt aber rechts am Tor vorbei. Dann boxt Broll einen 27-Meter-Davud-Tuma-Freistoß zur Seite weg (16.).
Doch das ist’s schon gewesen mit der offensiven Herrlichkeit beider Teams in dieser ersten Hälfte. Löhmannsröben hadert mit der defensiven Einstellung der Gäste: „Wir haben gegen eine Mauer gespielt“, sagt er. Man selbst habe gut gespielt, den Ball laufen lassen; anders als in Lotte.
Das stimmt – zuvorderst für die Zeit jenseits der 60. Minute. Denn nach Gerlachs Hammer häufen sich die Jenaer Gelegenheiten. Danach kommt Florian Brügmann zum Abschluss (61.). Wenig später zimmert der starke Gerlach einen wuchtigen Kopfball aus Nahdistanz an die Querlatte. Aber noch während er sich vor Ärger die Haare rauf, ertönt der Abseitspfiff. Zwei Minuten später setzt sich Manfred Starke auf der linken Seite durch, flankt auf Dietz, dessen Kopfball Broll zur Parade zwingt. Der Ball landet bei René Eckardt; doch auch dessen Schuss hält Broll (79.).
„Uns fehlt die vielleicht die letzte Gier, der letzte Biss vorm Tor, die Kaltschnäuzigkeit“, sagt Löhmannsröben. Dann versucht es Starke noch einmal aus der Distanz; die Kugel trifft aber nur die Toraufhängung (85.). „Und dann haben wir Glück, dass wir nicht wieder einen fangen“, sagt Löhmannsröben. In der Tat: Nach einem Jenaer Angriff ist Raphael Koczor zu weit vor seinem Tor, will den langen Ball erlaufen, bricht aber das eher aussichtslose Unterfangen ab. Saliou Sané ist dran – und zieht aus 35 Metern ab (87.).
„Dann dauert es gefühlt eine halbes Jahr, bis der Ball an unserem Tor vorbeifliegt“, sagt Trainer Mark Zimmermann. In solchen Situationen merke man der jungen Jenaer Mannschaft die Unerfahrenheit noch an. „Man spürt, dass wir unbedingt das 1:0 machen wollen – und riskieren dabei Kopf und Kragen“, sagt Zimmermann, der dennoch nicht unzufrieden ist. „Mir war wichtig, dass wir im Vergleich zum letzten Spiel eine klare Leistungssteigerung zeigen – und das war definitiv der Fall“, sagt er. Man habe besser verteidigt und wenig zugelassen.