Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Elektrischer Rückenwind
Immer häufiger lassen sich Radfahrer durch kleine Motoren unterstützen
Der Fahrradfahrer hat schon ein paar Gänge heruntergeschaltet. So will er den steilen Berg besser hinaufkommen. Trotzdem gerät er völlig aus der Puste. Da überholt ihn plötzlich eine ältere Frau, ganz entspannt. Hat die Superkräfte? Sie nicht, aber ihr Rad! Denn die Frau sitzt auf einem Elektro-Fahrrad.
Ein Elektro-Fahrrad ist ein Rad, das von einem kleinen Elektro-Motor angetrieben wird, zumindest teilweise. Oft ist auch von E-Bikes (gesprochen: I-Baik) die Rede. Der Motor steckt entweder im Rahmen oder in den Naben in der Mitte der Räder. Seine Kraft erleichtert das Fahren langer oder steiler Strecken.
Als wenn man angeschoben wird
„Der Motor schaltet sich dazu, sobald die Pedale bewegt werden“, sagt der Fachmann René Filippek. „Das fühlt sich an, als würde man zusätzlich angeschoben werden.“Etwa so, als ob der Wind von hinten pustet. Nur ist dieser Rückenwind elektrisch.
„Wie stark der Motor mithelfen soll, kann der Fahrer selbst einstellen.“Das macht er über einen kleinen Computer, der am Lenker befestigt ist. Der Computer zeigt auch an, wie viel Energie der Motor noch hat. Dieser wird von einer Batterie mit elektrischem Strom versorgt, die am Fahrrad montiert ist.
Ist die Batterie alle, arbeitet der Motor nicht mehr. An einer Steckdose lässt sich der Akku wieder aufladen. Macht die Batterie aber unterwegs schlapp, hat der Fahrer eines Elektro-Fahrrads ein Problem. „Dann macht das Fahren wirklich keinen Spaß mehr“, sagt René Filippek. „Motor und Akku haben nämlich ein ordentliches Gewicht“, erklärt der Fachmann. Das spürt der Elektro-Radler deutlich, wenn er ohne elektrischen Rückenwind in die Pedale tritt.
Für viele Leute ist ein ElektroFahrrad eine Hilfe. Ältere Leute sparen damit beim Radeln Kraft. Auch Fahrrad-Kuriere, die größere Lasten befördern, nutzen den Extra-Antrieb. Und Menschen auf dem Weg zur Arbeit, die nicht verschwitzt im Büro ankommen wollen.
Doch nicht jeder ist davon begeistert. „Klar ist es besser, aufs Elektro-Fahrrad zu steigen als Auto zu fahren“, sagt René Filippek. „Trotzdem braucht sowohl die Herstellung als auch die Benutzung solcher Räder Energie. Das belastet die Umwelt.“
Mit Elektro-Fahrrad erst üben
Ein anderes Problem ist die höhere Geschwindigkeit. Je mehr Elektro-Räder, desto flotter sind Leute auf den Radwegen unterwegs. So kann es auch zu Unfällen kommen. Darum raten Fachleute: Wer sich beim Radfahren von einem Motor helfen lässt, sollte gut mit seinem Fahrrad umgehen können. Deshalb heißt es, vorsichtig sein damit!
Denn der Motor im Fahrrad verändert das Fahren. Man startet schneller und ist dann oft etwas flotter unterwegs. Das werde leicht unterschätzt, sagen Experten. Wie schnell Radfahrer sind, merken viele erst, wenn sie plötzlich bremsen müssen.
„Vielen Kindern macht es Spaß, schnell unterwegs zu sein“, sagt ein Fachmann. „Aber eigentlich ist ein Elektro-Fahrrad für Kinder nur bei richtig langen Strecken sinnvoll.“Und so eine elektrisch unterstützte Fahrt will auf jeden Fall geübt sein.