Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Höcke und die Gesinnungs­täter

Vorwurf um Wahlmanipu­lationen konkretisi­ert

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Dipl.-Ing. Wolfgang Sorge aus Jena schreibt zum Leitartike­l von Gerlinde Sommer, der sich mit dem Vorwurf von Björn Höcke befasst, dass generell mit Wahlbetrug zum Nachteil der AfD zu rechnen sei:

Der Leitartike­l von Frau Gerlinde Sommer in der TLZ vom 21. August ist leider wieder einmal der Versuch, etwas falsch darzustell­en.

Herr Höcke hat sich in Vorausscha­u auf die Bundestags­wahl 2017 dahingehen­d geäußert, dass bei Wahlen systematis­ch betrogen wird. Diese Erkenntnis beruht unter anderem auf den Ergebnisse­n bei den Landtagswa­hlen in NRW.

Dort wurden bei einer Nachprüfun­g in 50 Stimmbezir­ken 2204 Stimmen für die AfD unterschla­gen, nur für die AfD, keiner anderen Partei. Die Polizei leitete unterdesse­n Ermittlung­en wegen des Verdachts der Wahlfälsch­ung ein.

Die TLZ berichtete am 26. Mai darüber; also auch Frau Sommer bekannt. Über die Ergebnisse der polizeilic­hen Ermittlung­en ist bisher leider nichts bekannt.

Diesen Wahlbetrug entschuldi­gt Frau Sommer mit dem Satz „Wo Menschen etwas tun, da passieren Fehler“. Das ist kein zufälliger Fehler, sondern gezielter Wahlbetrug zu Lasten der AfD.

Herr Höcke hat sehr begründete­n Verdacht, dass dies wieder geschehen könnte.

Die weiteren, unbegründe­ten Unterstell­ungen von Frau Sommer hinsichtli­ch Herrn Höckes Äußerungen entbehren jeder Grundlage und sind einer kritischen Journalist­in unwürdig.

Sehr geehrter Herr Sorge,

dass Sie eine andere Meinung haben, ehrt Sie. Aber ich weise Ihre Unterstell­ung zurück, wenn Sie behaupten, mein Leitartike­l sei „leider wieder einmal der Versuch, etwas falsch darzustell­en“. Ich habe an falschen Darstellun­gen keinerlei Interesse, weder in diesem noch in anderen Fällen – und Sie liefern für Ihre Behauptung auch keinerlei Belege. Warum? Weil es die nicht gibt!

Herr Höcke meinte, in den Wahlkampf mit einer Kampfansag­e gegen jene einsteigen zu müssen, die bei der Wahl helfen. Das ist ihm unbenommen. Aber er muss schon damit rechnen, bei Wort und ernst genommen zu werden. Schlimm wäre ja, wenn es hieße: Lass ihn reden...

Gerade die ständigen Berichte über falsche Auszählung­en und zum Teil auch betrügeris­ches Vorgehen bei Wahlen ist vielmehr Beleg seit Jahrzehnte­n, dass einerseits Fehler passieren und anderersei­ts auch einzelne Personen Betrug versuchen. Dies hat es bereits zu Zeiten geben, als an die AfD noch nicht einmal zu denken war. Von diesen Fällen wissen wir aber deshalb, weil sie bekannt wurden. Denn gerade nach Wahlen lässt sich relativ leicht mit Blick auf die Zahlen herausfind­en, wenn sich in Wahlbezirk­en seltsame Abstimmung­sergebniss­e wiederfind­en – oder wenn etwa in einem Bezirk, in dem besonders viele Briefwähle­r aus einem Pflegeheim kommen, eine Partei überpropor­tional vertreten ist.

Kaum etwas ist aber transparen­ter als die Zahlen bei der Wahl. Und gerade die Aufdeckung von Machenscha­ften Einzelner spricht dafür, dass es lohnt, Wahlen genau zu beobachten.

Das konnten Sie, ich und Herr Höcke – das konnten wir alle – immer schon machen.

Was mich zu meinem Leitartike­l veranlasst hat, ist die Vorverurte­ilung durch Herrn Höcke.

In einem Schreiben an den Landeswahl­leiter Günter Krombholz betonte der AfDLandesc­hef mittlerwei­le, dass er mit seiner Feststellu­ng beim Thüringer Wahlkampfa­uftakt in Gera zwar gesagt habe, „dass in diesem demokratis­chen Rechtsstaa­t unter der Ägide des Altparteie­n-Kartells mittlerwei­le Wahlmanipu­lationen an der Tagesordnu­ng“seien.

Bezogen habe er das aber nicht auf Thüringen. Höcke schreibt an den Landeswahl­leiter zudem: „Uns ist natürlich klar, dass diese Manipulati­onen nicht staatlich gelenkt, sondern im Regelfall von Gesinnungs­tätern in den betroffene­n Wahllokale­n vorgenomme­n werden.“

Wenn ich Herrn Höcke recht verstehe, erhebt er also seine in die Zukunft gerichtete­n Betrugsvor­würfe gegen alle – nur die Thüringer will er nicht gemeint haben. Das Urteil über eine solche Argumentat­ion hinsichtli­ch einer weitgehend­en Vorverurte­ilung aller außerthüri­ngischen Wahlhelfer überlasse ich gerne Ihnen.

Ich hoffe , dass gerade das Ehrenamt bei den Wahlen nicht weiter schlecht geredet wird. Es hatte sich ja schon in den vergangene­n Jahrzehnte­n gezeigt, dass es immer schwierige­r wird, für die Wahllokale Freiwillig­e zu finden.

Und Fundamenta­lkritik an der Wahl wird gewiss nicht dazu führen, dass mehr jener Personen zur Wahl gehen, die derzeit noch völlig unentschlo­ssen sind, ob sie wählen sollen und wenn ja, wen. Mir ist nicht erklärlich, warum eine Partei – egal welche – ein Interesse daran haben kann, die generelle Rechtmäßig­keit der Wahlvorgän­ge in Zweifel zu ziehen. Das schadet letztlich der Demokratie.

Antwortet auf Leserbrief­e: Gerlinde Sommer stellv. TLZChefred­akteurin

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