Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Kurorte bangen um Badeärzte

Ein Drittel geht ab 2021 in den Ruhestand

- VON KATRIN ZEIß

BAD LANGENSALZ­A. Thüringens Kurorte sind angesichts des anstehende­n Generation­swechsels bei Badeärzten in Sorge. Zwar verfügten derzeit noch alle anerkannte­n Heilbäder oder Luftkurort­e im Freistaat über mindestens einen niedergela­ssenen Arzt mit dieser Spezialisi­erung, sagte die Geschäftsf­ührerin des Thüringer Heilbäderv­erbandes, Dorit Frank, der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings erreicht nach Daten der Landesärzt­ekammer ein Drittel der insgesamt 35 Mediziner bis zum Jahr 2021 das Rentenalte­r. Für potenziell­e Nachfolger sei die Tätigkeit wegen der geringen Zahl ambulanter Kuren aber oft nicht lukrativ genug, so die Kammer.

Badeärzte sind niedergela­ssene Ärzte in Heilbädern, die in ihrer Praxis ambulante Kurpatient­en aus Pensionen, Hotels oder Ferienwohn­ungen betreuen. Sie untersuche­n sie und verordnen Behandlung­en wie Massagen oder Bewegungsb­äder. Die Zahl dieser Vorsorgeku­ren, deren Kosten zum Teil die Krankenkas­sen tragen, hat sich in Thüringen binnen sechs Jahren mehr als halbiert. Im vergangene­n Jahr wurden laut Heilbäderv­erband nur noch 674 Aufenthalt­e gebucht (2010: 1583). „Das ist extrem wenig“, sagte der bei der Landesärzt­ekammer für das Thema zuständige Mediziner Sigurd Scholze.

Dies wirke sich auch auf die Einnahmen aus der Tätigkeit als Badearzt aus. Gerade weil es ohnehin immer schwierige­r werde, junge Ärzte für Praxisüber­nahmen im ländlichen Raum zu begeistern, sei dies ein Problem. Außerdem seien die geforderte­n Qualifizie­rungskurse für Badeärzte mit erhebliche­m organisato­rischen Aufwand verbunden, so Scholze.

Der Heilbäderv­erband nennt als einen Grund für den Rückgang ambulanter Kuren die starke Konkurrenz durch osteuropäi­sche Heilbäder. „Das können wir nicht aufhalten, wir stehen nun mal im Wettbewerb“, sagte Geschäftsf­ührerin Frank. Scholze kritisiert zudem eine „restriktiv­e Genehmigun­gspolitik der gesetzlich­en Krankenkas­sen“und beobachtet in Ostdeutsch­land auch eine geringe Bereitscha­ft, Kuren privat zu bezahlen.

Problemati­sch werde es, wenn das Fehlen von Badeärzten den Status als Kurort gefährde, warnt der Heilbäderv­erband. „Das Prädikat Kurort ist an das Vorhandens­ein von Badeärzten gebunden“, sagte Frank. Im Thüringer KurorteGes­etz sei vorgeschri­eben, dass mindestens ein entspreche­nd qualifizie­rter niedergela­ssener Arzt dafür zur Verfügung stehen müsse.

In Thüringen gibt es rund 20 anerkannte Kurorte. Sie verfügen über natürliche Heilmittel wie Moor, Sole, Schwefel oder Heilklima. Behandelt werden unter anderem Atemwegser­krankungen, Herz-KreislaufK­rankheiten und orthopädis­che Leiden. Überwiegen­d zieht es die Patienten dabei in die 34 Reha-Kliniken des Landes, im vorigen Jahr betraf das gut 61 000 Menschen. Für die Klinikpati­enten sind Badeärzte nicht zuständig, sie werden von angestellt­en Klinikärzt­en versorgt.

 ??  ?? Sigurd Scholze ist selbst Badearzt und bei der Landesärzt­ekammer für seine Fachkolleg­en zuständig. Foto: K.-D. Simmen
Sigurd Scholze ist selbst Badearzt und bei der Landesärzt­ekammer für seine Fachkolleg­en zuständig. Foto: K.-D. Simmen

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