Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Kurorte bangen um Badeärzte
Ein Drittel geht ab 2021 in den Ruhestand
BAD LANGENSALZA. Thüringens Kurorte sind angesichts des anstehenden Generationswechsels bei Badeärzten in Sorge. Zwar verfügten derzeit noch alle anerkannten Heilbäder oder Luftkurorte im Freistaat über mindestens einen niedergelassenen Arzt mit dieser Spezialisierung, sagte die Geschäftsführerin des Thüringer Heilbäderverbandes, Dorit Frank, der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings erreicht nach Daten der Landesärztekammer ein Drittel der insgesamt 35 Mediziner bis zum Jahr 2021 das Rentenalter. Für potenzielle Nachfolger sei die Tätigkeit wegen der geringen Zahl ambulanter Kuren aber oft nicht lukrativ genug, so die Kammer.
Badeärzte sind niedergelassene Ärzte in Heilbädern, die in ihrer Praxis ambulante Kurpatienten aus Pensionen, Hotels oder Ferienwohnungen betreuen. Sie untersuchen sie und verordnen Behandlungen wie Massagen oder Bewegungsbäder. Die Zahl dieser Vorsorgekuren, deren Kosten zum Teil die Krankenkassen tragen, hat sich in Thüringen binnen sechs Jahren mehr als halbiert. Im vergangenen Jahr wurden laut Heilbäderverband nur noch 674 Aufenthalte gebucht (2010: 1583). „Das ist extrem wenig“, sagte der bei der Landesärztekammer für das Thema zuständige Mediziner Sigurd Scholze.
Dies wirke sich auch auf die Einnahmen aus der Tätigkeit als Badearzt aus. Gerade weil es ohnehin immer schwieriger werde, junge Ärzte für Praxisübernahmen im ländlichen Raum zu begeistern, sei dies ein Problem. Außerdem seien die geforderten Qualifizierungskurse für Badeärzte mit erheblichem organisatorischen Aufwand verbunden, so Scholze.
Der Heilbäderverband nennt als einen Grund für den Rückgang ambulanter Kuren die starke Konkurrenz durch osteuropäische Heilbäder. „Das können wir nicht aufhalten, wir stehen nun mal im Wettbewerb“, sagte Geschäftsführerin Frank. Scholze kritisiert zudem eine „restriktive Genehmigungspolitik der gesetzlichen Krankenkassen“und beobachtet in Ostdeutschland auch eine geringe Bereitschaft, Kuren privat zu bezahlen.
Problematisch werde es, wenn das Fehlen von Badeärzten den Status als Kurort gefährde, warnt der Heilbäderverband. „Das Prädikat Kurort ist an das Vorhandensein von Badeärzten gebunden“, sagte Frank. Im Thüringer KurorteGesetz sei vorgeschrieben, dass mindestens ein entsprechend qualifizierter niedergelassener Arzt dafür zur Verfügung stehen müsse.
In Thüringen gibt es rund 20 anerkannte Kurorte. Sie verfügen über natürliche Heilmittel wie Moor, Sole, Schwefel oder Heilklima. Behandelt werden unter anderem Atemwegserkrankungen, Herz-KreislaufKrankheiten und orthopädische Leiden. Überwiegend zieht es die Patienten dabei in die 34 Reha-Kliniken des Landes, im vorigen Jahr betraf das gut 61 000 Menschen. Für die Klinikpatienten sind Badeärzte nicht zuständig, sie werden von angestellten Klinikärzten versorgt.