Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Die Geheimwaffe des Mittelstands
Arbeitsgemeinschaft der industriellen Forschungsvereinigungen bringt etablierte Firmen und Jungunternehmer zusammen
BERLIN. Der Mittelstand in Deutschland ist im internationalen Vergleich nicht besonders innovativ, wie jüngst eine Studie der Beratungsgesellschaft Deloitte konstatierte. Viele angestammte Unternehmen würden gern von den jungen, wilden Firmengründern lernen, den Startups. Gerade bei der Digitalisierung. Die Deloitte-Untersuchung zeigt: Nicht einmal jeder fünfte Mittelständler arbeitet bisher mit einem Start-up zusammen. Wenn ein Kontakt zustande kommt, dann in der Regel als Zufallsbekanntschaft. Nur jede zehnte Kooperation entsteht gezielt durch ein Netzwerk oder professionelle Vermittler. Das soll sich ändern, wenn es nach der AiF geht. Die „Arbeitsgemeinschaft der industriellen Forschungsvereinigungen“ist so etwas wie die Geheimwaffe des deutschen Mittelstands. Sie organisiert traditionell die gemeinsame Forschung von kleineren Unternehmen. Thomas Kathöfer, Hauptgeschäftsführer der AiF, will das Aufgabenfeld erweitern – und systematisch Start-ups und Mittelstand zusammenbringen.
„Aus unserer Sicht gibt es für den deutschen Mittelstand zu wenige Anknüpfungspunkte zu Start-ups und ihren Mitarbeitern“, sagt er. Zum Teil prallten Kulturen aufeinander, die sehr viel voneinander lernen könnten. „Die Mittelständler sind oft global bestens verdrahtet, haben Erfahrung, gut eingeführte Produkte und ein funktionierendes Geschäftsmodell. Davon können junge Unternehmer profitieren. Andersherum bringen sie viele frische Ideen ein.“
Damit das besser klappt, hat die AiF-Tochter FTK im April zusammen mit dem Gründernetzwerk „StartBoosters“das Programm „Start-up meets Mittelstand“gestartet. Als erste Firmen sollen der Mittelständler Scheidt & Bachmann und das Start-up MotionTag zusammenarbeiten. MotionTag hat eine Software entwickelt, die über die Sensoren eines Smartphones ermitteln kann, mit welchem Verkehrsmittel ein Kunde gerade unterwegs ist. Das Anwendungsziel: Ein Abrechnungssystem, mit dem der Kunde komfortabler und auch im Nachhinein bezahlen kann, und zwar das für ihn günstigste Ticket – etwa eine Tageskarte statt zahlreicher Einzeltickets. Das ist bisher für Verkehrsunternehmen nicht möglich.