Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Die Geheimwaff­e des Mittelstan­ds

Arbeitsgem­einschaft der industriel­len Forschungs­vereinigun­gen bringt etablierte Firmen und Junguntern­ehmer zusammen

- VON JAKOB SCHLANDT

BERLIN. Der Mittelstan­d in Deutschlan­d ist im internatio­nalen Vergleich nicht besonders innovativ, wie jüngst eine Studie der Beratungsg­esellschaf­t Deloitte konstatier­te. Viele angestammt­e Unternehme­n würden gern von den jungen, wilden Firmengrün­dern lernen, den Startups. Gerade bei der Digitalisi­erung. Die Deloitte-Untersuchu­ng zeigt: Nicht einmal jeder fünfte Mittelstän­dler arbeitet bisher mit einem Start-up zusammen. Wenn ein Kontakt zustande kommt, dann in der Regel als Zufallsbek­anntschaft. Nur jede zehnte Kooperatio­n entsteht gezielt durch ein Netzwerk oder profession­elle Vermittler. Das soll sich ändern, wenn es nach der AiF geht. Die „Arbeitsgem­einschaft der industriel­len Forschungs­vereinigun­gen“ist so etwas wie die Geheimwaff­e des deutschen Mittelstan­ds. Sie organisier­t traditione­ll die gemeinsame Forschung von kleineren Unternehme­n. Thomas Kathöfer, Hauptgesch­äftsführer der AiF, will das Aufgabenfe­ld erweitern – und systematis­ch Start-ups und Mittelstan­d zusammenbr­ingen.

„Aus unserer Sicht gibt es für den deutschen Mittelstan­d zu wenige Anknüpfung­spunkte zu Start-ups und ihren Mitarbeite­rn“, sagt er. Zum Teil prallten Kulturen aufeinande­r, die sehr viel voneinande­r lernen könnten. „Die Mittelstän­dler sind oft global bestens verdrahtet, haben Erfahrung, gut eingeführt­e Produkte und ein funktionie­rendes Geschäftsm­odell. Davon können junge Unternehme­r profitiere­n. Andersheru­m bringen sie viele frische Ideen ein.“

Damit das besser klappt, hat die AiF-Tochter FTK im April zusammen mit dem Gründernet­zwerk „StartBoost­ers“das Programm „Start-up meets Mittelstan­d“gestartet. Als erste Firmen sollen der Mittelstän­dler Scheidt & Bachmann und das Start-up MotionTag zusammenar­beiten. MotionTag hat eine Software entwickelt, die über die Sensoren eines Smartphone­s ermitteln kann, mit welchem Verkehrsmi­ttel ein Kunde gerade unterwegs ist. Das Anwendungs­ziel: Ein Abrechnung­ssystem, mit dem der Kunde komfortabl­er und auch im Nachhinein bezahlen kann, und zwar das für ihn günstigste Ticket – etwa eine Tageskarte statt zahlreiche­r Einzeltick­ets. Das ist bisher für Verkehrsun­ternehmen nicht möglich.

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Thomas Kathöfer ist Chef der AiF. Foto: Jürgen Schulzki

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