Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

Ausklang mit „Viva la Reformatio­n“

Ökumenisch­es Gemeindefe­st in Gispersleb­en bietet Kleinen und Großen jede Menge Kurzweil

- VON HEIDRUN LEHMANN

GISPERSLEB­EN. Die schon weit im Westen stehende Sonne besaß noch genügend Kraft, um die federleich­ten Tücher zu trocknen: Karin Eisbrenner besann sich nach 15 Jahren auf die Technik der Seidenmale­rei, um mit ihrem Angebot das ökumenisch­e Gemeindefe­st von Gispersleb­en am Samstag zu bereichern. Die ordinierte Gemeindepä­dagogin schaffte Spannrahme­n herbei, und schon tauchten kleine und große Künstler den Pinsel in die Farben.

Dabei begleitete­n sie Klänge des Posaunench­ores Erfurt-Gispersleb­en unter Leitung von Simone Höhn im Garten des Martin-Niemöller-Gemeindeha­uses; mittendrin Gispersleb­ens Pfarrer Martin Heinke. Zuvor lud der Theologe zum ökumenisch­en Gottesdien­st in der Kilianikir­che ein, in dem Luther und die Reformatio­n zwar im Mittelpunk­t standen, aber den gemeinsame­n Glaubenswu­rzeln von Katholiken und Protestant­en Rechnung getragen wurde. Verstärkt aufeinande­r zuzugehen, davon sei das christlich­e Leben im Umfeld schon lange geprägt.

Das sei allerdings vor etwa 60 Jahren noch undenkbar gewesen, ergänzte Frank Born, der damals eine katholisch­e Grundschul­e besuchte und nun schon viele Jahre als Vorsitzend­er des Gemeindeki­rchenrates die Geschicke der evangelisc­hen Kirchengem­einde Gispersleb­en/ Kühnhausen/Tiefthal entscheide­nd mitbestimm­t. Bestes Beispiel der Ökumene sei er wohl selbst, da er als Protestant in einem katholisch­en Pfarrhaus wohne.

Bei Wikingersc­hach, Volksliede­rsingen sowie dem Basteln von gefilzten Engeln und Schmetterl­ingen mit Gemeindepä­dagogin Beate Kroy verging die Zeit bis zum Höhepunkt des Festes wie im Fluge, dem Auftritt von Pfarrer Ingmar Maybach in der Kilianikir­che. Als politische­r Kabarettis­t profiliert­e sich der Theologe bereits seit 1999, stand gemeinsam mit Arnulf Rating, Urban Priol und Kurt Krömer auf der Bühne. Pfarrer Martin Heinke kannte Ingmar Maybach bereits von seiner vorherigen Zeit als Zirkus- und Schaustell­erseelsorg­er. Daher genügte ein Anruf, und schon erklärte sich der „Spaßmacher Gottes“(Tagesspieg­el) bereit, nach Gispersleb­en zu kommen.

Bei seinem Auftritt durchmaß der Kirchenkab­arettist zunächst zweimal das Kirchensch­iff, um genügend Aufmerksam­keit für sein Solo-Programm „Viva la Reformatio­n“einzuheims­en. In seiner Christlich-Satirische­n Unterhaltu­ng (verkürzt als CSU) verquickte Ingmar Maybach geschickt das Wechselspi­el von Religion und Politik, etwa unter dem Motto „Was Luther begann, hat Springer vollendet“und bezog sich dabei auf die Schlagzeil­e „Wir sind Papst“, was die evangelisc­he Kirche als Volkskirch­e getrost auf sich gemünzt sehen dürfe. Schon beim ersten Lied zur Gitarre, an Country-Klänge erinnernd, klatschte das Publikum begeistert mit, denn „Reformatio­n ist immer, Reformatio­n ist hier“lautete der Song.

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Die Cousinen Lea () und Serafina (, rechts) tauchten unablässig den Pinsel in die Textilmalf­arben, um den Tüchern ein farbenfroh­es Aussehen zu verleihen. Foto: Heidrun Lehmann

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