Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Schmidt soll den VfL Wolfsburg aus der Krise führen
Nach der Entlassung von Trainer Jonker erhält der Schweizer einen Vertrag bis 2019. Heute gibt er sein Debüt gegen Bremen
WOLFSBURG. Ein optimistisch dreinblickender Fan des VfL Wolfsburg hielt am ersten Bundesliga-Spieltag in der VW-Arena ein Schild in die Höhe. Darauf zu sehen: die Gesichter Andries Jonkers, Mario Gomez’ und Olaf Rebbes, darüber die Zeile „Die Hoffnungsträger“. Es war ein verschwommener Blick in die Zukunft.
Denn nur drei Spieltage nach dem desaströsen 0:3 gegen Borussia Dortmund zum Saisonauftakt kann der Anhänger dieses Schild schon wieder entsorgen. Jonker ist seit Montagvormittag nicht mehr Trainer des VfL. Das entschied Sportdirektor Olaf Rebbe mit den Geschäftsführern Wolfgang Hotze und Tim Schumacher am Sonntagabend. Keine 48 Stunden nach der 0:1-Pleite in Stuttgart setzten die Verantwortlichen den Trainer vor die Tür.
Am Montagmittag dann bestätigten die Wolfsburger die Verpflichtung von Martin Schmidt als Nachfolger. Der Schweizer erhielt einen Vertrag bis 2019. „Wir sind davon überzeugt, dass er mit seiner Erfahrung und seinen Stärken sehr gut zum VfL passt“, sagte Rebbe. Schmidt, der zuletzt den FSV Mainz 05 trainiert hatte, leitete am Montag erstmals das Training, um die Mannschaft auf das Spiel am Dienstag (20.30 Uhr/Sky) gegen Werder Bremen vorzubereiten.
Im Winter war Schmidt schon einmal Trainerkandidat in Wolfsburg, doch stattdessen kam damals Jonker. Der Niederländer schaffte mit dem gefallenen Ex-Meister mit Ach und Krach noch den Klassenerhalt über den Umweg der Relegation, zuletzt verlor er aber immer mehr an Rückhalt.
Nach dem 0:3 gegen Dortmund waren Teile der Entscheider auf Distanz zu Jonker gegangen, dem noch im Juni zugetraut wurde, den Umbruch des völlig verjüngten Teams umzusetzen. Dass er nicht dauerhaft die Toplösung sein würde, hatte sich bereits im Laufe der Vorbereitung herausgestellt. Wirkte er auf Fans und die Öffentlichkeit immer wie der nette, umgängliche und geschichtenreiche Jonker, soll er intern ein sehr schwieriger Charakter gewesen sein; ein unbelehrbarer Sturkopf, der keine Hinweise annahm, Absprachen nicht immer einhielt, einige Spieler von oben herab behandelte und mit seiner herrischen und diktatorischen Art für ein Klima der Unzufriedenheit sorgte.