Thüringische Landeszeitung (Erfurt)
Museum zeigt die Erfurter Brau-Geschichte
Eine neue Sonderausstellung im Stadtmuseum ermöglicht ab Montag eine Zeitreise in die Geschichte der Erfurter Brauereikunst
ERFURT. Im Erfurter Stadtmuseum wird die Geschichte des Biers fortgeschrieben, nachdem mit der Schließung der Braugold-Brauerei vor Jahren ein vermeintlicher Schlusspunkt gesetzt wurde. In der neuen Sonderausstellung „Da braut sich was zusammen – Erfurt und das Bier“wird ab Montag zu einer Zeitreise eingeladen. Sie führt bis ins alte Ägypten, wo mit „Gerstensaft“erstmals der Durst gelöscht wurde.
ERFURT. Eigentlich war es ein abgeschlossenes Thema: Erfurt und das Bier! Nachdem die Braugold-Brauerei geschlossen und entkernt wurde, wurde damit vorläufig auch die Geschichte des Erfurter Biers zu Ende geschrieben. Inzwischen gibt es wieder in Erfurt gebrautes Bier. Nicht mehr in den Abfüllmengen wie einst, dafür mindestens ebenso schmackhaft.
Im Erfurter Stadtmuseum wird die Geschichte des Biers deshalb fortgeschrieben. In der neuen Sonderausstellung „Da braut sich was zusammen – Erfurt und das Bier“, wird ab Montag zu einer Zeitreise eingeladen, bis ins alte Ägypten, wo erstmals im weitesten Sinne gebraut wurde, wo mit „Gerstensaft“erstmals der Durst gelöscht wurde.
Im Gewölbekeller und im Obergeschoss des Stadtmuseums „Haus zum Stockfisch“wurde Raum geschaffen, um die Geschichte des Biers in ihren wichtigsten Etappen zu beleuchten. Im Gewölbekeller geht es zurück in die Zeit, weit bevor in Erfurt die ersten Biereigen privilegiert wurden, ihren Eigenbedarf zu decken. Eindrucksvollstes Exponat ist dabei eine Terra Sigillata, ein Tongefäß, das bei den Römern für den Umgang mit Bier genutzt wurde – eine Leihgabe des Landesmuseums Mainz. Der Werdegang des Biers als Kulturgetränk wird im Keller des Museums weiter verfolgt, durch die Klöster zu den Trinkgelagen der Studenten, mit zeitgenössischen Darstellungen, originalen Dokumenten und Utensilien rund um das Bier.
Im Obergeschoss des Museums wurde die Bier-Ausstellung dazu genutzt, die bisherige Dauerausstellung nach 18 Jahren endlich zu demontieren und die Räume neu zu gestalten. Für das Bier im Industriezeitalter wurde damit viel Platz freigeräumt. Der durch zahlreiche Leihgaben der Brauereien Apolda, Watzdorf und Saalfeld mit Leichtigkeit gefüllt werden konnte. Wie Bier entsteht, dass es nicht nur eine Mischung aus Malz und Hopfen ist, wird nachvollziehbar dargestellt. Und es wird dazu eingeladen, selbst einmal hinter die Kulissen der Produktion zu sehen. Da es in Erfurt keine Brauerei mehr gibt, werden Führungen durch das Erfurter Malzwerk ermöglicht, das einst zu den größten Deutschlands gehörte (9. Oktober, 27.November und 8. Januar – Anmeldung im Museum).
Neben der Herstellung des Biers wurde auch die Trinkkultur nicht vergessen. Für Bier gab es immer schon eigens definierte Maße, zu denen einst auch der Eimer gehörte. Ein Eimer entsprach 74 Liter Bier, mit denen 36 Kannen gefüllt werden konnten. Mit dem Inhalt dieser Kannen konnten insgesamt 144 sogenannte Nöselbecher gefüllt werden – die ersten bürgerlichen Biergläser, von denen eines auch in der Ausstellung bestaunt werden kann.
Nicht nur das Erfurter Bier wird in der Ausstellung thematisiert. Nahezu alle Thüringer Brauereien sind in Form historischer Flaschen Teil davon. Die Besucher können sich auf die Suche nach ihrem Heimatort machen – wobei es die Erfurter natürlich am leichtesten haben. Denn dem Braugold-Bier ist eine eigene Vitrine gewidmet – mit der letzten Flasche, die 2010 in der Schillerstraße abgefüllt wurde. Und dann gibt es da noch das vermeintlich teuerste LagerBier der Welt, dessen Geheimnis zum Ende der Ausstellung gelüftet wird. Ein in Mühlhausen in den 1920er-Jahren abgefülltes Bier, dass seitdem verschlossen blieb.
Die neue Ausstellung präsentiert sich keineswegs bierernst, sie ist unterhaltsam und eignet sich auch für einen Besuch mit der ganzen Familie. Denn für die Kinder wurde ein Ratespiel eingebaut, bei dem unter anderem auch erklärt wird, warum auch Kinder in vergangenen Zeiten Bier trinken durften . . .
Sonderausstellung „Es braut sich was zusammen – Erfurt und das Bier“, Stadtmuseum Erfurt, Johannesstraße ; geöffnet Dienstag bis Sonntag von bis Uhr. Zu sehen ist die Ausstellung ab dem . September bis . Januar .