Thüringische Landeszeitung (Erfurt)

An den Thüringer Schulen fehlen Hunderte Lehrer

CDU: Vor allem in Regelschul­en und Gymnasien Stellen abgebaut – Linke-Bildungsmi­nister dementiert

- VON ELMAR OTTO

ERFURT. Zum neuen Schuljahr fehlen an den Thüringer Schulen Hunderte Lehrer im Vergleich zum Vorjahr. Das geht aus der Antwort des Bildungsmi­nisteriums auf eine parlamenta­rische Anfrage des CDU-Landtagsab­geordneten Christian Tischner hervor. Demnach sind mehr Pädagogen in Ruhestand gegangen als neue eingestell­t wurden. Dadurch sind aktuell 606 Lehrer weniger im Schuldiens­t als im Vorjahresz­eitraum. Konkret im Unterricht fehlen „nur“365 Pädagogen, da eine Reihe der jetzt offiziell ausgeschie­denen bereits in der sogenannte­n Ruhephase war und nicht mehr unterricht­ete.

Den Angaben zufolge trifft es Regelschul­en (minus 188 Lehrer) und Gymnasien (minus 178) besonders hart. In Grundschul­en stehen 84 Lehrer weniger zur Verfügung. In Gemeinscha­ftsschulen ist das Kollegium relativ konstant (plus drei).

„Es ist nicht nachvollzi­ehbar, dass angesichts der massiv steigenden Schülerzah­len die Zahl der Lehrer weiter abgebaut wird“, kritisiert Tischner im Gespräch mit dieser Zeitung. Seit Rot-Rot-Grün regiert, habe die Zahl der Schüler um knapp 7400 zugenommen. In den Regelschul­en stieg die Schülerzah­l im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 2150 auf 42 890. In Grundschul­en kamen 250 Schüler hinzu. In Gymnasien sank die Schülerzah­l um 970.

Ein Sprecher von Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) teilt auf Anfrage dieser Zeitung mit: „Die Unterstell­ung eines Abbaus von Stellen aus dem aktiven Schuldiens­t ist falsch.“2015 bis 2017 seien jährlich jeweils 500 neue Lehrerinne­n und Lehrer eingestell­t, 2017 zudem Lehrkräfte für Deutsch als Zweitsprac­he entfristet worden. Das entspreche den Vorgaben des Koalitions­vertrages.

ERFURT. Gespräche mit dem Thüringer AfD-Bundestags­abgeordnet­en Stephan Brandner können riskant sein. Deutschlan­ds oberster Verfassung­sschützer Hans-Georg Maaßen kann ein Lied davon singen. Maaßen müsse entlassen werden, fordern seit Tagen Politiker aller Parteien links der CDU. Ein Grund: Maaßens Treffen mit Brandner am 13. Juni.

Das war jedoch kein Einzelfall. Drei Wochen zuvor, am 22. Mai in Erfurt, kam AfD-Mann Brandner, der Vorsitzend­er des Rechtsauss­chusses des Deutschen Bundestags ist, mit Thüringens Verfassung­sschutzprä­sident Stephan Kramer zusammen.

„Das wird seltsamerw­eise gar nicht berichtet“, sagte Brandner gestern. Anders als Maaßen habe Kramer sogar Tipps gegeben. „Da wurde insbesonde­re die Identitäre Bewegung genannt, von der man sich fernhalten sollte“, sagte Brandner unserer Zeitung. „Die AfD sollte darauf achten, mit welchen externen Gruppierun­gen sie sich sehen lässt und zusammenar­beitet.“Über interne Angelegenh­eiten der AfD sei hingegen nicht gesprochen worden.

„Was Herr Brandner als Tipps bezeichnet, ist nichts anderes als das, was ich jederzeit öffentlich sage“, betonte Verfassung­sschutzche­f Kramer gestern auf Nachfrage. Von einer „Politikber­atung“, die nicht statthaft ist, könne deshalb keine Rede sein. Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) war nach Kramers Worten informiert und hatte keine Bedenken.

Erst Anfang September teilte Kramer mit, dass seine Behörde ab sofort prüfen werde, ob sich die Thüringer AfD zu einer rechtsextr­emen Partei entwickelt habe. Im Mai, sagt Kramer, habe es noch keine tatsächlic­hen Anhaltspun­kte für eine derartige Maßnahme gegeben.

Nach Kramers Einschätzu­ng hat der Verfassung­sschutz nicht nur die Aufgabe, die freiheitli­chdemokrat­ische Grundordnu­ng zu schützen. „Auch eine Partei, die Gefahr läuft, extremisti­sch unterwande­rt zu werden, hat einen Anspruch darauf, dass wir ihr sagen, wo etwas in die falsche Richtung läuft“, erläutert Kramer. Neu sei das nicht und unüblich auch nicht, so Kramer.

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Auf Twitter verbreitet­e AfDMann Brandner (rechts) dieses Bild vom Treffen mit Verfassung­sschutz-Chef Kramer.

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